Klimagipfelausrichter missversteht „Turn down the heat“ und baut große Schneeparks in die Wüste

29.5. 2023 | Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) verkünden gern und oft ihre klimapolitischen Ambitionen. In der größten Stadt der VAE, Dubai, findet in diesem Jahr der Weltklimagiplfel COP28 statt. Bis 2050 will sie den kleinsten aller ökologischen Fußabdrücke haben. Die VAE wollen sich an die Empfehlung einer Weltbank Studie für die Region halten, mit dem Titel „Turn down the heat“ (Runter mit der Temperatur). Man interpretiert das aber ziemlich eigenwillig.

Im November wird in den Vereinigten Arabischen Emiraten die nächste große UN-Weltklimakonferenz COP28 abgehalten. Dort wollen Vertreter aus aller Welt darüber diskutieren, wie die Erderwärmung verlangsamt werden kann. Als Präsident der Klimasause wird der Chef der nationalen Ölgesellschaft ADNOC und Sonderbeauftragter der VAE für den Klimawandel, Sultan Ahmed al Dschabir fungieren.

Diese Personalie und Tatsache, dass die Golfstaaten einen der größten ökologischen Fußabdrücke der Welt aufweisen, veranlasste die Tagesschau dazu, in feinem, klimafreundlich-staatstragenden Understatement darauf hinzuweisen, dass „die erdölproduzierenden Emirate Beobachtern zufolge im Hinblick auf die Erwartungen an das Treffen einen Balanceakt leisten müssen“.

Aber immerhin hat der Wüstenstaat große Pläne und Erfahrung mit solchen Großereignissen. An der „Abu Dhabi Sustainable Week“ (Nachhaltigkeits-Woche) in der Hauptstadt der VAE nahmen 2016 mehr als 33.000 Politiker, Experten, Unternehmensvertreter und Wissenschaftler teil. „Auf dem Weg zur Energiewende im Nahen Osten“ titelte damals die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen. Die Weltbank hatte gerade die Studie „Turn Down the Heat“ veröffentlicht, die für diese ohnehin schon kaum erträglich heiße Region ohne eine wirkungsvolle Klimaschutzpolitik einen Anstieg der Temperaturen um 4 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit prognostizierte.

Dubai, die Hauptstadt des Emirates Dubai und größte Stadt der VAE hat verkündet, bis 2050 von der Stadt mit dem größten ökologischen Fußabdruck der Welt zu der mit dem kleinsten werden zu wollen. In diesem Sinne versprach CCP28-Gastgeber Al Schabir Anfang 2023 in einer Regierungsmitteilung aus Anlass seiner Ernennung zum COP28-Präsidenten:

„Dies wird ein entscheidendes Jahr sein in einem entscheidenden Jahrzehnt beim Kampf für das Klima. Wir werden einen pragmatischen, realistischen und lösungsorientierten Ansatz einbringen.“

Doch leider scheint man in den VAE die Empfehlung der Weltbank, die Temperatur runterzudrehen, falsch verstanden zu haben, denn im laut Al Schabir „entscheidenden Jahr für das Klima“, dreht man die Temperatur herunter, indem man Schneehallen mit Minustemperaturen in Beton-Wüsten in die Wüste setzt.

Am 8. Juni eröffnet Betreiber Majid Al Futtaim aus Dubai die erste unter Null gekühlte Schneehalle in Abu Dhabi. Auf 1.000 Quardratmetern kann man dort ganzjährig rodeln und verschiedene Winterattraktionen genießen. In Dubai müssen die Teilnehmer am Klimgipfel auch nicht auf Kältevergnügen in der Hitze verzichten. Hier gibt es schon lange eine deutlich größere Schneehalle des gleichen Betreibers, in der man Skilaufen und allen möglichen anderen Wintervergüngungen ganzjärhrig nachgehen kann, auch wenn es draußen über 40 Grad warm ist.

Wenn man hier im Sinne des ökologischen Fortschritts wenigstens eine Verkleinerung der Energieverschwendungseskapaden feststellen wollte, wäre man im Irrtum. Im Februar hat die Firma aus Dubai ihre bisher größte Skihalle in Oman eröffnet, mit 14.000 tiefgekühlten Quadratmetern Schneespaß in einer der heißesten Gegenden der Welt.

Aber immerhin gibt es das Öko-Projekt Masdar City, über das schon sehr viel geredet und geschrieben wurde, eine klimaneutrale, autofreie Ökostadt, die die Nachhaltigkeitsambitionen der VAE beweisen und bebildern soll. Vor fünf Jahren sollte sie fertig sein, aber es gab Komplikationen. Man musste dann doch Straßen und Tiefgaragen für die Luxuskarossen der prospektiven Mieter einplanen und mit dem Bauen geht es nicht voran. Wenn das Projekt klimaneutral sein sollte, dann nur, weil es vor allem auf dem Reißbrett der Ingenieure und in den Propagandaabteilungen der Regierung stattfindet.

Fazit

Vor und während COP28 werden wir viel über die Ambitionen und den „Balanceakt“ der energieverschwendenden, obszön reichen Eliten in den VAE und andernorts lesen und hören. Dafür habe ich diesen Blogpost geschrieben.

Wenn die Vertreter der Klimaelite in ihren privaten Jets, die sie vom CO2-Handel ausgenommen haben, in die Wüste fliegen, um dort bei auf Hochtouren laufenden Klimaanlagen darüber zu reden, wie sie den Plebs am besten dazu bringen können, durch Verzicht auf Diesel-Kleinwagen, häusliche Wärme und Schnitzel die Temperatur herunterzudrehen und die Erde zu retten, dann will ich auf diesen Beitrag verlinken, um damit das Urteil unterfüttern zu können, dass wir ganz grandios verarscht werden.

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