Landesregierung und Bildungsbehörde verschwenden viel Geld für dilettantische Verschwörungs-Aufklärung

8. 05. 2023 | Das im Mai 2022 eingerichtete Hessische Präventionsnetzwerk gegen Verschwörungserzählungen und Desinformation wird zum teuren Flop. Sein „zentraler Baustein“, das Internet-Portal Der Fabulant, das vom Hessischen Innenministerium und der Bundeszentrale für politische Bildung mit viel Steuergeld gefördert wurde, ist dilettantisch gemacht und findet kein Interesse bei der Zielgruppe. Das Projekt ist Teil einer breit anglegten, massiven Zweckentfremdung von Steuergeld für getarnte Propaganda.

Das Hessische Innenministerium hat den Machern von Der Fabulant – Verschwörungsmythen auf dem Prüfstand 640.000 Euro überwiesen. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat nach eigener Auskunft weitere 71.000. Euro zugeschossen. (Änderungshinweis: Hier stand kurze Zeit 71 Mio. statt 71.000)

Die Macher vom Zentrum für angewandte Deradikalisierung (modus | zad) in Berlin schreiben zu ihrem Produkt, einer Netzseite die über Verschwörungsmythen aufklären soll, nebst Video und Social-Media-Strategie:

„Das Portal liefert nicht nur knallharte Fakten, sondern gewährt auch humoristische Einblicke in die faszinierenden Geschichten hinter den Mythen.“

Auch Auftraggeber Hessen betont in einer Pressemitteilung die Fakten:

„Verschwörungstheorien und Desinformationen schüren Ängste und schaden unserer Demokratie. Nur mit Fakten können sie enttarnt und mit gezielter Aufklärung und Beratung eingedämmt werden. (…) Mit dem ‚Fabulant‘ setzen wir dem Fabulieren über krude Theorien Fakten, Aufklärung und Beratung entgegen“, sagte Innenminister Peter Beuth.“

Hessen wird schwarz-grün regiert. Innenminister Beuth ist von der CDU. Das Portal Der Fabulant richtet sich „an alle, die im privaten oder professionellen Kontext mit Verschwörungsgläubigen in Kontakt stehen“, etwa an Angehörige von Menschen, die an Verschwörungserzählungen glauben oder pädagogische Fachkräfte.

Faktenfrei und Spaß dabei

Was modus | zad abgeliefert hat, ist allerdings ganz im Gegensatz zu den vollmündigen Verlautbarungen ziemlich arm an Fakten. Ziemlich reich ist es an dem, was die Macher für humoristisch halten, schnodderige Bemerkungen, die diejenigen lächerlich und verächtlich machen sollen, die an Verschwörungsmythen glauben. Zum Verschwörungsmythos BRD-GmbH beispielsweise schreiben sie:

„Endlich „Personal”: Was gibt es Schöneres zum 16. Geburtstag, als endlich einen neuen Job zu bekommen?! – Arbeitszeit 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche, Lohn 0 Euro. Corporate Benefits: ein rechtloser Status und eine schicke „Mitgliedskarte“(Bild eines Personalausweises). Was nach einem echten „Traumberuf“ klingt, ist der Albtraum von Reichsbürger:innen. Deren fantasiereichem Federkiel entspringt nämlich die Erzählung über die BRD GmbH, die sich in das braune Gefüge von der Ablehnung des modernen deutschen Staates und der Behauptung, noch immer in einer Besatzungszone zu wohnen, knirschend einpasst.(…) Nun ja, was soll ich sagen? Diesen Ratgeber zur Firmengründung würde ich nun wirklich nicht empfehlen. Ein Blick auf die Finanzen der vermeintlichen Firma verrät: da ist jemand tief in den Miesen. Welches Geld soll denn da noch abgeschöpft werden? (…) Letztlich ist die Erzählung über die BRD GmbH nur ein kleiner Zweig am verwachsenen Baum der gefährlichen Reichsbürger-Ideologie. Wer die Existenz eines souveränen Staates anzweifelt, friedlich beschlossene Landesgrenzen nicht anerkennt, sich am großen braunen Potpourri des nationalsozialistischen Gedankenguts bedient und regelmäßig sein eigenes Königreich ausruft, ist wohl auch im Bereich der Betriebswirtschaft nicht vertrauenswürdig. Schuster, bitte bleib nicht mal bei deinen Leisten!“

Auch in den im Zitat ausgelassenen Sätzen sind keine Fakten versteckt. Sie sind im gleichen Stil gehalten.

Ohne dass die Verbindung zu diesem Haupttext hergestellt würde, gibt es am Rand ein paar damit lose in Zusammenhang stehende Sachinformationen, etwa, dass das „Personal“ in Personalausweis aus dem spätlateinischen komme und „auf die Person bezogen“ bedeute, und nicht Personal im Sinne von angestellt oder Dienerschaft.

Damit kann jemand, der einen für Mythen Empfänglichen überzeugen will, vielleicht auch ohne Beleg noch etwas anfangen. Bei anderen Stichworten ist das fraglich. Denn diese kommen ebenfalls ohne Beleg daher, etwa, dass das Grundgesetz unsere „Verfassung“ sei. Nicht einmal eine Verlinkung wird angeboten, etwa auf einen einschlägigen Text des Geldgebers Bundeszentrale für politische Bildung. Liest man diesen, so wird deutlich, dass man durchaus begründet in Frage stellen kann, ob das Grundgesetz eine vollwertige Verfassung ist, auch wenn der Text dort – mit einer mir nicht ganz nachvollziehbaren Wendung – zu einer positiven Antwort kommt.

Ebenso beleglos wird festgestellt, dass Deutschland seit dem Zwei-plus-vier-Vertrag 1991 (also auch ohne Friedensschluss) ein souveräner Staat sei. Wem soll es nützen, wenn solch schwierige Themen, in denen Mythengläubigen meist gut mit Gegenargumenten munitioniert sind, mit einem kurzen Statement und einigen flapsigen Sätzen und beleglosen Behauptungen abgetan werden? Ich bin alt genug, um mich zu erinnern, dass die Unterstellung, Deutschland sei kein souveräner Staat, auch vor 1991 schon als Verschwörungsmythos behandelt wurde.

Schlechter als Wikipedia

Ob das viele Fördergeld aus Hessen und Berlin gut angelegt ist, fragt man sich auch bei Texten wie dem über die Illuminaten, der wie ein gekürzter Wikipedia-Eintrag wirkt. Nur dass ein Fehler eingebaut wurde, der in Wikipedia nicht enthalten ist. Jemand, der einen Mythengläubigen aufklären will, ist mit dem sachlicher und präziser formulierten Wikipedia-Beitrag sicher besser bedient. Wollten solche Menschen den Text aus dem Fabulanten nutzen, müssten sie das Schnodderige und Abfällige in der Argumentation erst mühsam wieder herausnehmen, um ihre Adressaten nicht vor den Kopf zu stoßen.

Gut gemeint, schlecht gemacht

Bei der Frage, ob diese Netzseite unser Steuergeld wert ist, bin ich sogar mit Michael Butter einig, Amerikanistikprofessor und Autor eines unsäglichen Buches über Verschwörungstheorien, das ich auf diesem Blog rezensiert habe. Wenn selbst er feststellt, es gäbe „eine gewisse Agenda der Seite: dass man möglichst viel Besorgnis über Verschwörungstheorien verbreiten will“, dann heißt das was.

Der Spagat zwischen Unterhaltung und Aufklärung sei nicht gut gelungen, zitiert ihn der Hessische Rundfunk in einem Bericht über das Projekt: „Das beißt sich, weil der Humor voraussetzungsreich ist und darunter die Aufklärung leidet.“ Sein Beispiel ist ein Artikel über die sogenannte Neue Weltordnung, dessen flapsig-assoziative Erläuterungen man nicht versteht, wenn man nicht sehr viel darüber weiß.

Michael Butter hat den Eindruck, dass sich die Seite an Leute richtet, die „eher Unterhaltung suchen und sich in ihrer Ablehnung von Verschwörungstheorien bestätigt fühlen wollen.“ Das aber sei nicht der Zweck, zu dem die Seite ins Leben gerufen wurde. Mit beidem hat er Recht.

Öffentlichkeit völlig desinteressiert

Die Erläuterung von modus | zad des Projektziels geht so weiter:

„Auf einen Blick werden so einprägsame Fakten und Gegenargumente vermittelt sowie die Erzählung spielerisch anhand von Fantasie, Wahrheitsgehalt und Gefahrenpotenzial bewertet. Ziel ist es, eine breite Öffentlichkeit kurzweilig, humorvoll und gleichermaßen informativ über Verschwörungsmythen, Falsch- und Desinformation aufzuklären.“

Das mit dem auf einen Blick wurde mit den laut Hessischem Rundfunk absichtsvoll „leicht schwurbeligen“ Texten nicht wirklich umgesetzt und auch an Fakten mangelt es. Aber  immerhin ist sehr viel Fantasie und Spielerisches dabei. Der Spaß bei ihrer Arbeit stand für die Macher erkennbar im Vordergrund.

Bleibt die Frage: Wie sieht es mit dem Ziel aus, eine „breite Öffentlichkeit“, wenn schon nicht wirklich aufzuklären, so doch immerhin zu erreichen und zu unterhalten? Die Antwort ist ernüchternd. Die Zielgruppe ist nicht nur eine andere als die erklärte und mit den Geldgebern vereinbarte, sie ist auch entweder ziemlich klein, oder sie lässt sich von der gewöhnungsbedürftigen Sprache der Seite nicht locken.

modus | zad interpretiert das, was man unter „breite Öffentlichkeit versteht“, inzwischen ziemlich defensiv. Bis Ende 2024 will man mit dem Portal gerade mal 10.000 Menschen erreichen. Selbst wenn das klappen sollte, fragt man sich, ob diese Texte pro Person, die man erreicht, 100 Euro wert sind. Aber es werden wohl eher 1000 Euro pro Person sein. Drei Wochen nach dem Start, am 25. April, hatte trotz Social Media Strategie und Bewerbung durch die hessische Polizei der Youtube-Kanal des Fabulanten 9(!) Abonnenten und das erste Video haben schlappe 168 Menschen wenigstens angeklickt. Der Instagram-Kanal des Fabulanten hatte 285 Abonnenten. Wenn die bei modus | zad Arbeitenden und jeweils ein paar von deren Freunden und Verwandten jeder einmal reinschauen bzw. folgen, kommt man schon fast auf diese Größenordnung.

Das Hessische Innenministerium erklärte gegenüber dem Hessischen Rundfunk, der Portalanbieter Modus | Zad solle in der Umsetzung eine hohe Eigenständigkeit haben, man stehe jedoch im engen Austausch. An der Aufmerksamkeit für das Projekt wolle man gemeinsam mit Modus | Zad arbeiten. In den letzten beiden Wochen bis 8. Mai war dieses Bemühen nur sehr begrenzt erfolgreich. Die Zahl der Abonnenten des Youtube-Kanals schrumpfte um einen auf 8, die Zahl der Aufrufe des Videos erhöhte sich um 12. Der Instagram-Kanal gewann 6 dazu.

Wiederholungstäter

Nun könnte man das für einen mäßig teuren Ausrutscher halten, der es nicht wert ist, einen ganzen Beitrag darüber zu verfassen. Aber die Sache hat System. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat zuvor auch schon (mindestens) ein ähnliches Projekt von modus | zad namens Aris Auftrag mit 160.000 Euro gefördert. Mit vier Videos, die die Science-Fiction-Geschichte des Kinder-Helden Ari erzählen, soll „das kritische Denkvermögen der jungen Zuschauer*innen in Bezug auf die Verbreitung digitaler Verschwörungserzählungen“ gestärkt werden.

Die Videos, die seit vier Monaten auf Youtube abrufbar sind, haben dort bisher zwischen knapp 100 und 250 klickende Reinschauer gefunden. In den letzten zwei Wochen wurden sie nur vereinzelt mal angeklickt. Ich fragte am 18. April per Mail bei modus | zad an, wie viele Menschen das Projekt Der Fabulant bisher erreicht hat und bekam keine Antwort. Dasselbe gilt für die Frage, ob die wenigen Youtube-Aufrufe der Videos von Aris Auftrag das Publikumsinteresse korrekt abbilden?

Die Bundeszentrale nimmt Stellung

Die Bundeszentrale für politische Bildung beantwortete meine Frage nach den Fördervolumina und nahm Stellung zum geringen Publikumsinteresse. Sie schrieb, Der Fabulant sei darauf ausgelegt, Diskussionen anzuregen und für Gesprächsstoff über das Portal und dessen Themen zu sorgen. Das immerhin ist geglückt. Weiter heißt es in der Antwort:

„Neben dem Ziel, möglichst viele Menschen auf einen rein organischen Weg zu erreichen, sind wir gewillt, mit dem Projekt „Der Fabulant“ neue Wege zu gehen und dabei wertvolle Erfahrungen für unsere zukünftige Arbeit, aber auch andere Präventionsportale und Beratungsstellen, zu sammeln. Auf Facebook stammen über 95,6% unserer 523 Follower aus dem Bereich der (berufstätigen) Erwachsenen. Auf Instagram zeichnet sich mit einem Anteil von 91,6 % der 287 Follower ein ähnliches Bild ab. Die bisherigen Beiträge erlangten auf Facebook über 55.000 Impressionen und führten zu über 3.600 Interaktionen. Auf Instagram wurden bereits ca. 10.000 Konten und über 12.000 Views der Beiträge erreicht.“

Zum Vergleich: ein einzelner Beitrag auf meinem Blog erreicht regelmäßig eine fünfstellige Abrufzahl. Von den neun Videos, die eine kompetente, gute Seele ehrenamtlich für „Geld und mehr“ erstellt hat, haben drei allein auf Youtube jeweils etwa 50.000 Aufrufe.

Den Start der Social Media Kanäle des Fabulanten bewerte der Projektträger anhand dieser Zahlen als erfolgreich schreibt die Bundeszentrale. Ein weiterer Anstieg der Reichweite auf allen bedienten Kanälen sei zu erwarten. Das Anspruchsniveau scheint alles andere als hoch zu sein.

Zum Projekt Aris Auftrag schreibt die Bundeszentrale, modus | zad habe den Zuschlag im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Verschwörungserzählungen im Netz“ erhalten, und zwar in Form einer Beauftragung mit inhaltlicher Mitbestimmung seitens der Bundeszentrale. Das Format befinde sich in einer Evaluation, mit Fokusgruppen die die einzelnen Folgen bewerten können. Die Projektträger berichteten von positiven Rückmeldungen durch die Multiplikatoren, die reinen Klickzahlen seien nur ein Indiz für den Erfolg des Projektes.

Trotzdem seien die Klickzahlen „zum momentanen Stand eindeutig unbefriedigend“. Allerdings sei die Bewerbung und Verbreitung des Formats bisher lediglich über modus | zad gelaufen, eine Verbreitung über die reichweitenstarken Kanäle der Bundeszentrale sei aufgrund von diversen anderen Formatbewerbungen des Hauses bisher nach hinten gestellt. Bei einer verbreiterten Bewerbung über die eigenen Social Media-Kanäle gehe die Bundeszentrale davon aus, dass die Reichweite signifikant steigen wird.

Wir legen uns das mal auf Wiedervorlage. Ich würde ja tippen, dass die Bewerbung von Aris Auftrag durch die Kanäle der Bundeszentrale dauerhaft nach hinten gestellt bleibt.

modus | zad wird häufig von öffentlichen Stellen beauftragt oder bezuschusst, auch zum Beispiel für Politikevaluationen. Man kann nur hoffen, dass es bei anderen Projekten professioneller zugeht als beim Fabulanten und bei Aris Auftrag.

Manipulative Definition von Verschwörungsmythos

Bisher hierher habe ich den Geldgebern und Machern lautere Absichten unterstellt und angenommen, dass sie lediglich gegen die offenkundig abgedrehten Verschwörungsmythen Stellung beziehen und Leute davon abbringen wollen, daran zu glauben. Aber, was man am ganzen Duktus der Seite erahnt, bestätigt ein Blick in die von den Machern gewählten Defintionen von Verschwörung,

Gibt es echte Verschwörungen?“ lautet eine Frage in den FAQs von Der Fabulant. Die Antwort:

„Ja. Eine Verschwörung ist die geheime Zusammenarbeit einer Gruppe Menschen, die ihre Macht sichern oder ein bestimmtes Ziel erreichen wollen, auch dann, wenn andere hierdurch Nachteile erfahren. Verschwörungserzählungen oder -mythen hingegen sind Geschichten, die Verschwörungen nur unterstellen, ohne hierfür Beweise zu haben.“

Man gibt zwar die Existenz der bewiesenen Verschwörungen zu, erklärt aber alle Vermutungen über Verschwörungen, deren Existenz oder deren Natur noch nicht mit allgemein akzeptierten Beweisen belegt werden konnte, für Fantasiegebilde. Das ist manipulativ. Denn es gibt mit Sicherheit zu jeder beliebigen Zeit eine sehr große Anzahl von Gruppen, die durch nicht deklarierte Zusammenarbeit ein Ziel erreichen wollen, das möglicherweise anderen schadet, und deren „Verschwörung“ noch nicht bewiesen ist und vielleicht auch nie bewiesen werden wird.

Ein weiterer manipulativer Trick besteht darin, dass man Verschwörungstheorien, -mythen oder -erzählungen auf eine ungenaue, suggestive Weise definiert, und zur Präzisierung die abgedrehtesten Beispiele wählt:

„Verschwörungserzählungen oder -mythen sind Vermutungen, die eine vermeintliche Verschwörung wittern. Es werden Zusammenhänge geschafft, wo es meistens gar keine gibt. Viele Verschwörungsmythen gibt es schon seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten. Sie unterstellen zumeist einflussreichen Menschen oder fiktiven Wesen, dass sie sich im Hintergrund zu einer dunklen Macht zusammengeschlossen haben, um uns allen zu schaden, die Weltherrschaft zu übernehmen oder uns zu vernichten. Diese angenommene dunkle Macht wird verantwortlich gemacht für real existierende Missstände, Bedrohungen, Katastrophen oder auch Krankheiten.“

Wer denkt da nicht an die Reptilien, die uns angeblich regieren, oder an antisemitische Verschwörungsmythen der übelsten Sorte. Wohl weit über 90 Prozent der Bevölkerung halten Mythen, auf die diese Beschreibung passt, für Unsinn. Aber die Anti-Verschwörungsmythen-„Aufklärer“ verwenden den so eingeführten Begriff auch für alle möglichen, viel moderateren Thesen, denen große bis sehr große Teile der Bevölkerung etwas abgewinnen können.

Wenn es darum geht, ob das Grundgesetz eine Verfassung und Deutschland ein (vollständig) souveräner Staat ist, geht es nicht um fiktive Wesen oder dunkle Mächte, die sich im Hintergrund zusammengeschlossen haben, um uns zu vernichten. Das Ziel dieses unsauberen Umgangs mit dem Begriff ist klar: Es ist einfach viel bequemer, diejenigen, die solche unbequemen Fragen stellen, mit dem V-Wort als gefährliche Verrückte zu markieren und auszugrenzen als sich ihren Argumenten zu stellen.

Breit angelegter Missbrauch von Steuergeld für getarnte Propaganda

Der Fabulant und Aris Auftrag sind nur die Spitze eines Eisbergs an Steuermitteln und sonstigen staatlichen Machtmitteln, die missbraucht werden, um mediale Hilfstruppen zu bezahlen, die Regierungskritiker und Menschen diskreditieren, die die Narrative der Mächtigen anzweifeln.

Ein besonders extremes Beispiel haben die Nachdenkseiten aufgedeckt. Gegen die vielleicht einflussreichste regierungskritische Netzseite des linken Spektrums in Deutschland läuft eine von der Regierung mit sehr viel Geld bezahlte Diffamierungs-Kampagne. Das grün geführte Familienministerium hat demnach das vor allem gegen die Nachdenkseiten gerichtete Projekt „Gegneranalyse“ des grünennahen Zentrums Liberale Moderne sehr roßzügig finanziert, obwohl fast alle Finanzierungsregeln nicht erfüllt waren. Die Liberale Moderne erhalte „institutionellen Förderung“ in Höhe von 500.000 Euro pro Jahr durch das Bundespresseamt und habe insgesamt rund fünf Millionen Euro Fördergelder durch aktuell von Grünen geleitete Ministerien erhalten, vor allem vom Familien- und Außenministerium.

In diese Kategorie der propagandistischen Bekämpfung von Kritik mit staatlicher Unterstützung fällt auch das Faktencheckerunwesen, bei dem fast nur für die Mächtigen unbequeme Meinungen und Informationen gecheckt und mit Stempeln wie „falsch“ oder „fehlender Kontext“ delegitimiert werden, oft allein auf Basis der Aussage einer angefragten Behörde, oder weil ein Detail nicht ganz richtig oder etwas übertrieben dargestellt ist – und oft ähnlich dilettantisch wie Der Fabulant.

DPA zur Gesundheitsdiktatur: Peinliche Faktenchecks mit verräterischen Fäden zu den Hintermännern
18. 12. 2022 | In den letzten Monaten habe ich mehrmals zur drohenden WHO-Gesundheitsdiktatur geschrieben. Die Nachrichtenagentur dpa hat dem Thema einige selbst für ihre Verhältnisse sehr dünne Faktenchecks gewidmet. Das hat mich inspiriert, den dort ausgelegten Fäden zu den Hinterleuten der internationalen Faktenchecker-Mafia zu folgen.

Dass dieses Unwesen der staatlich unterstützten Delegitimierung von Kritik so um sich greift, ist keinesfalls eine deutsche Spezialität. Das wird von ganz oben gefördert und gefordert. Die UN operiert inzwischen mit dem Anspruch „Die Wissenschaft gehört uns“ und will auf dieser Basis festlegen, was Wahrheit ist und weit verbreitet werden darf, und was nicht. Sie kooperiert dafür mit den großen Plattformbetreibern und heuert Berühmtheiten und Influencer als Schleichwerber an, damit sie das offizielle Narrativ verbreiten,

Die Weltgesundhetisorganisation (WHO) überwacht und manipuliert die sozialen Medien in NSA-Manier mit großem Aufwand. Sie bildet Menschen zu Ausbildern von Faktencheckern aus, um die Welt mit einem Netz von Blockwarten des vorherrschenden Narrativs zu überziehen. Das WHO-Direktorium hat jüngst einen Resolutionsentwurf zur Nutzung der Verhaltenswissenschaften in der Gesundheitspolitik abgesegnet. Die Mitgliedstaaten werden darin aufgerufen, personelle und finanzielle Ressourcen für den verstärkten Einsatz der Verhaltenswissenschaften im Kampf gegen Desinformation bereitzustellen.

Die jüngste Entgleisung der UN in Sachen Propaganda mit Zielgruppe Kinder erinnert stark an Aris Auftrag, oder umgekehrt. Kinder werden eingeladen, sich in die Rolle eines Superhelden des Klimaschutzes zu begeben. Zur Auswahl stehen Wahrheitswahrer/in (ganz oben), Veggie-Verfechter/-in (unterschiedliche Schreibweise beim Gendern im Original), Rekord-Recycler/in, Pflanzen-Pfleger/in, Mode-Magier/in, Wasser-Wächter/in, Energie-Expert/in und Schmutz-Scheuche (nicht gegendert).

Die Mission des Wahrheitswächterkindes wird so beschrieben:

“Weiß über den Klimawandel Bescheid und teilt dieses Wissen mit anderen” Warum brauchen wir Wahrheitswahrer/innen? Das Coronavirus hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir auf die Wissenschaft hören. Menschen auf der ganzen Welt wollen wissen, wie sie sich schützen, ihre Hoffnung bewahren und einander helfen können. Das gilt auch beim Klimawandel. Von der Wissenschaft haben wir gelernt, dass Menschen den Klimawandel verursachen und unser Verhalten das Leben, die Lebensgrundlagen und die Gesundheit anderer immer mehr beeinträchtigen wird. Die Wissenschaft zeigt uns auch Lösungen für eine Welt mit mehr Nachhaltigkeit. Finde heraus, was wirklich stimmt, und sag es weiter. Hilf mit, Falschinformationen zu bekämpfen. Setz dich gegen Diskriminierung und Mobbing ein, denn dafür darf kein Platz sein.“

Ich bin geneigt, diese Exzesse als Anzeichen für den zunehmend verzweifelten Versuch zu interpretieren, Narrative aufrecht zu erhalten, die nur noch eine Minderheit glaubt. Offenbar hat man sich in eine Ecke manövriert, aus der man nicht mehr herauskommt.

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