In den USA kann man für die Anrede „meine Damen“ seinen Posten verlieren

9. 04. 2023 | Vito Perrone wurde der Posten des Oberinspektors eines Schulbezirks angeboten. Das Angebot wurde zurückgezogen, als bekannt wurde, dass er zwei mutmaßlich weibliche Personen in einem Schreiben mit „Ladies“ angeredet hatte. Das Geschlecht scheint korrekt, aber laut Experten für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion ist die Anrede „Ladies“ für erfolgreiche Frauen herabsetzend und rassistisch.

Perrone sollte Oberinspektor der öffentlichen Schulen von Easthampton werden, einem reichen Bezirk auf Long Island, nahe New York City. Doch er machte den Fehler, in einem Schreiben an die Vorsitzende des Schulkomitees und ihre „Executive Assistentin“ etwas altmodisch mit der englischen Entsprechung zu „Sehr geehrte Damen“ anzureden.

In einem Bericht des Boston Globe, der vom 6, nicht vom 1. April stammt, wird eine Reihe von Expertinnen für Diversity, Equity & Inclusion (DEI) zitiert, die erklären, warum Perrone für diesen Fehltritt den Verlust des sicher geglaubten Posten verdient hat, und was andere von seinem schlechten Vorbild und Schicksal lernen sollten.

Der Artikel steht hinter einer Bezahlschranke, aber es gibt einen Blogartikel, der ausführlich daraus zitiert.

Für Frauen in hoher beruflicher Stellung sei die Anrede herabsetzend. Sie habe einen rassistischen Unterton, weil zu Zeiten der Rassensegregation schwarze Frauen oft als Gruppe so angeredet worden seien. Es wäre unbedingt nötig gewesen, vorher bei den beiden erfolgreichen Personen scheinbar weiblichen Geschlechts Erkundigungen einzuziehen, wie sie angeredet werden möchten.

Alternativ schlägt eine andere DEI-Expertin für die Anrede von Personenmehrheiten Varianten vor wie “y’all,” “everyone,” “folks,” “friends,” und “people”. Zu Deutsch wäre das etwa „allesamt“, „alle“, „Leute“ und „Freunde“. Das ist schön geschlechtsneutral, jedenfalls im Englischen, aber allesamt nicht wirklich geeignet zur Anrede künftiger Arbeitgeberinnen.

Kommentierende unter dem Artikel spekulierten vor allem über die nächsten Stufen nach der Mikroaggression, die Pico-Aggression und Nano-Aggression heißen könnten. Eine andere kommentierende Person fasste ihre Bewunderung für die Arbeit der DEI-Expertenden in wohlgesetzte Worte:

„Zweifellos liegt noch ein langer Weg vor uns in diesem blühenden und lohnenswerten Bereich wissenschaftlicher Bestrebungen. In dem Maße, wie sich das Feld ausweitet, werden die Elite-„Experten“ der DEI weiterhin Techniken entwickeln, die die Entdeckung von Aggressionen in immer kleineren Größenordnungen ermöglichen. Aber selbst sie werden bei subatomarer Aggression aufhören müssen. Darin liegt ein gewisser (begrenzter) Trost, denke ich.“

Ich würde ja sagen, wehret den Anfängen, aber ich fürchte, über die sind auch wir schon hinaus. Lasst uns also aufhören mit diesem beängstigenden Quatsch und diejenigen weglachen, die ihn vorantreiben wollen. Sonst haben wir derartige trost- und gnadenlose gesellschaftliche Verhältnisse bald auch bei uns.

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