Ein Leser schreibt: In Ihrem Beitrag: „Wissing sagt es erstmals offen: Alle sollen ins Digitale gezwungen und ihrer Privatsphäre beraubt werden“ schreiben Sie:
„Der extreme Energiehunger von KI-Anwendungen wird an keiner Stelle angesprochen. Aber läppische 30 Tonnen weniger Plastik im Jahr sollen ein Grund sein, Millionen BahnCard-Abonnenten aufs Smartphone und in die DB-Navigator-App zu zwingen? Zum Vergleich: Das entspricht etwa den Verpackungsabfällen aus Plastik, die auf 850 Personen in der EU pro Jahr entfallen.“
Der Leser ist ein höflicher Mensch und benutzt statt des Wortes heuchlerisch das Wort erstaunlich:
„Ich finde es erstaunlich, dass die Bahn das Argument der eingesparten 30 Tonnen Plastik bemüht. Denn die DB-Geschenkkarte im Wert von 30 Euro gibt es weiterhin im Einzelhandel zu kaufen. Davon benötigt man für die meisten Fahrten mehrere Plastikkarten, während eine einzige BahnCard in Plastik für sämtliche Fahrten eines ganzen Jahres ausreicht. Ich habe in den letzten drei Jahren drei BahnCards und 31 Geschenkkarten verbraucht. Da ich mit den Geschenkkarten jeweils 10 – 17 Prozent des Fahrpreises einsparen konnte, ist diese Verhältnis wohl auch für andere Kunden nicht außergewöhnlich.
Die digitale BahnCard kann man mit der entsprechenden Ersparnis übrigens auch mit Geschenkkarten aus Plastik bezahlen. Zuletzt waren das 10 Prozent Ersparnis bei Netto. Da man allein für die digitale BahnCard 25 schon drei Geschenkarten benötigt, könnte es gut sein, dass die digitale BahnCard insgesamt immer noch mehr Plastikmüll in Form von beim Kauf genutzter Geschenkkarten erzeugt, als durch die Abschaffung der BahnCard als Plastikkarte eingespart wird.
Auf den Energie- und Rohstoffhunger der digitalen BahnCard, der den Ressourcenverbrauch der nun eingesparten Plastikkarte um ein Vielfaches übersteigt, hatten Sie ja schon hingewiesen. Aber auch wenn man sein Blickfeld auf die reine Plastikkarte verengt, so wie es Bahn und Politik tun, machen die weiterhin erhältlichen Geschenkkarten deutlich, dass uns Bahn und Politik ins Gesicht lügen, wenn sie als Grund für die Einführung der rein digitalen BahnCard die Vermeidung von 30 Tonnen Plastikmüll anführen.“
Die folgende Zuschrift ist nur die aktuellste von vielen Zuschriften Betroffener, die mich zum Thema Diskriminierung durch Digitalzwang bei der Bahn erreicht haben:
„Mein Vater ist inzwischen zu alt (und gesundheitlich nicht mehr stabil genug), um selbst Auto zu fahren, aber für Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln konnte er das Deutschlandticket nutzen. Da er jedoch mit einem Smartphone nicht zurecht kommt und auch keins benötigt, wird er jetzt sehr benachteiligt, da er das Deutschlandticket nun nicht mehr nutzen kann.
Ich selbst habe nach einem Defekt meines alten Smartphones am Anfang des Jahres ein gebrauchtes Smartphone, das einwandfrei funktioniert, aber zu alt ist, um darauf die BahnApp zu installieren. Ich durchlaufe gerade eine teure Ausbildung, um meinen Arbeitsplatz zu sichern, und habe deshalb gerade nicht mehrere Hundert Euro für ein moderneres Smartphone übrig. Daher kann ich das Deutschlandticket nicht mehr nutzen und zahle kräftig drauf.
Dieses Vorgehen steht meines Erachtens in deutlichem Widerspruch zu dem, was vor allem die Grünen andernorts an Haltungen nach Außen tragen (Wahlplakat im Frühjahr: „Damit alle ans Ziel kommen“)
Auch dem Umwelt-/Klimaschutz wird auf diese Weise nicht gedient, denn von dieser Regelung betroffene (fahrtüchtige) Menschen werden wieder verstärkt Auto fahren (so wie ich, ich fahre nun das Auto meines Vaters, sonst hätten wir es verkauft).
Der erzwungene Kauf von digitalen Geräten ist zudem keinesfalls ressourcenschonend (man müsste einmal die Ersparnis der Tonnen Plastik durch Nichtausgabe von Deutschlandtickets/Bahncards der Ressourcenverschwendung durch unnötig zu kaufende moderne Telefone gegenüberstellen.
Nicht zuletzt gefällt es mir nicht, dass die Regierungsparteien an vielen Stellen für Inklusion, Diversität und gegen Ausgrenzung auftreten, aber an dieser Stelle alte und ärmere Menschen ganz aktiv diskriminieren.“