Kapitalismus ohne Zinsen – Leseprobe aus „Endspiel des Kapitalismus“

19. 10. 2021 | In zehn Tagen erscheint mein neues Buch „Endspiel des Kapitalismus.“ Ich denke, es ist mein bisher wichtigstes Buch. Um Sie auf den Geschmack zu bringen, präsentiere ich im folgenden eine Leseprobe aus Teil 3, der heißt wie das Buch selbst. Weitere Informationen, u.a. Gliederung, Einführung und Vorbestellmöglichkeiten, finden Sie auf der folgenden Informationsseite.

Informationsseite zum Buch „Endspiel des Kapitalismus: Wie die Konzerne die Macht übernahmen und wie wir sie zurückholen.“

Hinweis: Die Endnoten mit Verweisen auf Quellen wurden in der folgenden Leseprobe weggelassen.

Endspiel des Kapitalismus

Kapitalismus ohne Zinsen

Seit 2014 liegt der Referenzzinssatz für sichere Anlagen im Euroraum, die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen, nahe null und ist seit 2019 sogar leicht negativ. Die Rendite der Anleihen mit 30 Jahren Laufzeit ist nur noch minimal positiv. Das heißt, die Marktteilnehmer rechnen für die nächsten etwa 25 Jahre mit Nullzinsen, bei Berücksichtigung der Geldentwertung sogar mit deutlich negativen Zinsen.

Was bedeutet es für ein kapitalistisches System, wenn der sichere Zins – die Normrendite – bei null liegen oder gar negativ sein muss, damit es überhaupt weitergeht und das System nicht zusammenbricht? Und zwar dauerhaft, also länger, als die positiven Wirkungen des Zinsrückgangs auf die Bilanzen anhalten? Das Heimtückische ist ja, dass der Rückgang der Zinsen der Finanzbranche und den Vermögenden anfangs enorm hilft, weil durch den niedrigeren Kalkulationszins der Bilanzwert der Anleihen, Aktien und sonstigen Vermögenswerte steigt. Doch irgendwann sind die alten Anleihen mit den hohen Zinsversprechen ausgelaufen und zurückgezahlt, und für die neuen Anleihen gibt es keine Zinsen mehr. Und auch die Aktien steigen nicht mehr verlässlich im Kurs, wenn die Zinsen nicht dauerhaft weiter sinken.

So erklärt sich, dass die deutsche Finanzbranche die Zinssenkungen der EZB zu Anfang mit großem Wohlwollen begleitet hat, aber seit einigen Jahren immer lautstärker die Rückkehr zu normalen Zinsen fordert. Doch das ist leichter gesagt als getan, ohne die Konjunktur abzuwürgen und einen Kurssturz an den Aktienmärkten herbeizuführen. Denn bei steigenden Zinsen würde umgekehrt gelten, dass zunächst einmal für längere Zeit der Schaden für das Kapital in Form sinkender Wertpapierpreise größer wäre als der Nutzen in Form höherer Zinseinnahmen. Wenn die Wirtschaft nicht nachhaltig in Schwung kommt, ist der Weg für einen Zinsanstieg deshalb nicht offen. Längere Zeit konnten sich die Notenbanken damit behelfen zu signalisieren, dass die Nullzinsen länger gelten würden als erwartet. Aber auch hier gibt es kaum noch Spielraum, wenn inzwischen schon die dreißigjährigen Anleihen fast mit null Prozent rentieren.

Für einen Staat, der den Kapitalismus hinter sich lassen möchte, wäre eine Situation, in der das Kapital im Durchschnitt keinen Zins mehr erwartet, eine blendende Gelegenheit. (Wie das gehen könnte, wollen wir im vierten Teil dieses Buches betrachten.) Aber das entspricht nicht der Absicht der herrschenden Politiker und Parteien und schon gar nicht jener der mächtigen Kapitalbesitzer. Doch sie stehen vor einem Dilemma: Auf Fremdkapital gibt es keine Zinsen mehr, und auch auf Eigenkapital können die Unternehmen im Durchschnitt keine Gewinne ausschütten, wenn die Wirtschaft nur noch mit dauerhaften Nullzinsen halbwegs am Laufen gehalten werden kann.

Was im Durchschnitt gilt, muss allerdings nicht für alle gelten und schon gar nicht für die größten Konzerne. Und tatsächlich: Trotz der schon lange anhaltenden extremen Niedrigzinsphase erwirtschaften die Konzerne weiterhin gute Gewinne und schütten hohe Dividenden aus. Das liegt zum Teil daran, dass viele Konzerne derzeit noch aufgrund des Rückgangs der Zinsen hohe Bewertungsgewinne verzeichnen, weil ihre Immobilien, Unternehmensbeteiligungen und andere Vermögenswerte im Wert gestiegen sind. Dieser Vorteil läuft aber aus, wenn die Zinssenkungen nicht weitergehen.

Dann bleibt nur noch die Möglichkeit der Umverteilung. Das Kapital frisst im unbedingten Streben nach Gewinn zunehmend seinesgleichen und nährt sich von der Basis, die ihn trägt.

Groß frisst Klein und bringt die Schäfchen ins Trockene

„JP Morgan und Goldman steigern Gewinne jeweils um mehr als 450 Prozent“ – so lautete am 14. April 2021 eine Überschrift des Handelsblatts zu Gewinnmeldungen der US-Großbanken im ersten Quartal. JP Morgan meldete einen Quartalsgewinn von 14,3 Milliarden Dollar, bei Goldman Sachs betrug er 6,8 Milliarden. Ein wichtiger Grund war der Abbau von Risikorückstellungen für Kreditausfälle, der dadurch möglich wurde, dass die großzügigen Hilfen der Regierung es den Kreditnehmern ermöglichten, ihre Schulden bei den Banken zuverlässig zu bedienen. Außerdem erzielten die Banken hohe Gewinne im Börsenhandel auf eigene Rechnung und im Investmentbankengeschäft, also grob gesprochen beim Handel mit Unternehmen und Unternehmensteilen. Dieses Geschäft, in dem die US-Großbanken weltweit dominant sind, boomt regelmäßig bei niedrigen Zinsen.

Dagegen musste die Deutsche Bank sich schon darüber freuen, dass sie 2020 zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder einen kleinen Gewinn ausweisen konnte. Die Commerzbank verzeichnete knapp drei Milliarden Euro Verlust, nach einem kleinen Gewinn im Jahr 2019. Die europäischen Banken sind überwiegend ertragsschwache Sanierungsfälle geworden, die versuchen, sich durch Personalabbau gesundzuschrumpfen. Der positive Effekt der Zinssenkungen ist vorbei; ihr Privileg, Geld zu drucken, ist bei Null- und Negativzinsen kaum etwas wert. Anders als die großen, international tätigen US-Banken haben sie nicht die Möglichkeit, die Weltleitwährung zu drucken und damit international Wertpapiere und Unternehmen zu kaufen und mit ihnen zu handeln. So schreitet die Konzentration von Marktanteilen und Macht bei den großen US-amerikanischen Finanzinstituten mit großen Schritten voran, zulasten aller anderen. Die Gewinne der US-Häuser sind die fehlenden Gewinne oder Verluste der anderen.

Dasselbe spielt sich in der übrigen Unternehmenswelt ab. Groß frisst Klein, das ist die Basis der bei den großen Konzernen immer noch sprudelnden Gewinne. Zusammengenommen fuhren die 30 deutschen DAX-Konzerne im ersten Quartal 2021, mitten in der tiefsten Corona-Krise und bei stark sinkendem Bruttoinlandsprodukt, Rekordgewinne vor Steuern und Zinsen von knapp 42 Milliarden Euro ein, knapp sechs Milliarden mehr als im bisher besten ersten Quartal im Jahr 2017.

Krisen bieten den Mächtigen immer Möglichkeiten, die Schwierigkeiten der anderen zu nutzen. Das war und ist in der Corona-Krise nicht anders. Und an der Spitze der Machthierarchie stehen nun einmal die USA und ihre Großkonzerne.

Die US-Regierung untersagte bis Ende April 2021 jegliche Impfstoffexporte und sorgte so dafür, dass die US-Bevölkerung schon im April mehrheitlich geimpft war. Mit der Auflage mehrerer umfangreicher Konjunkturprogramme, das letzte im Frühjahr 2021 verkündet und 2.000 Milliarden Dollar schwer, kombiniert mit ebenso riesigen Wertpapierkäufen der Notenbank, sorgte die Regierung dafür, dass die Wirtschaft 2021 in bester Ausgangsposition für eine stürmische Erholung war und dass der Finanzbranche genügend frische Dollars zur Verfügung standen, um die Eroberung internationaler Märkte zu finanzieren. Das Haushaltsdefizit im Jahr 2020 von 3.100 Milliarden Dollar entsprach 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, für 2021 wird ein Anstieg der Schuldenquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt auf über 130 Prozent prognostiziert.

Doch das riesige Haushaltsdefizit spielt keine Rolle, solange praktisch garantiert ist, dass die ausgegebenen neuen Dollars, auch wenn sie ins Ausland abfließen, alle wieder zu extrem niedrigen Zinsen in US-Staatsanleihen oder andere US-Wertpapieren angelegt werden. Der Status der militärischen und politischen Führungsmacht mit der Weltleitwährung gibt ihrer Inhaberin große Handlungsfreiheit und damit die Chance auf noch mehr Macht.

Eine weitere Möglichkeit, die Gewinne und Dividenden trotz schwacher Wirtschaft am Laufen zu halten, ist die fortgesetzte Zinssenkung bis weit in den negativen Bereich hinein. Im Lager der US-Finanzbranche wird das schon seit über fünf Jahren propagiert, oft in Zusammenhang mit der dafür nötigen Beseitigung des Bargelds. So ergäben sich für Wertpapiere und Immobilien immer neue Bewertungsgewinne.

Die großen Investmentbanken und Private-Equity-Fonds bekommen in einem solchen Szenario sogar noch Zinsen dafür, wenn sie sich Geld leihen, um Unternehmen und Wertpapiere in aller Welt zu kaufen und mit ihnen zu handeln. Für die kleinen und insbesondere nichtamerikanischen Banken bedeutet es hingegen früher oder später den Ruin, sofern sie kein größeres Institut finden, das sie kauft.

Die gehobene private Mittelschicht, die in größerem Umfang Bankguthaben und verzinsliche Wertpapiere besitzt, muss damit rechnen, dass ihr Vermögen mit der Zeit abschmilzt. Sie können zwar stärker in Aktien investieren, aber deren Kurse werden irgendwann von den sinkenden Zinsen nur noch am Absturz gehindert. Die gehobene Mittelschicht hat – anders als die Reichen und die institutionellen Anleger – nicht die Alternative, in Hedgefonds oder Private-Equity-Fonds zu investieren, mit denen man aus ungewöhnlichen Zinskonstellationen noch Gewinn schlagen kann. Fortdauernde Zinssenkungen in den negativen Bereich hinein sind eine Variante von „Groß frisst Klein“.

Das zeigt sich deutlich im Protest von Allianz-Chef Oliver Bäte gegen die Niedrigzinsen, vermeintlich im Namen seiner Lebensversicherungskunden. In einem Interview mit dem Handelsblatt sagte er:

„Die Geldpolitik ist dabei, die Sparer zu enteignen. Wer Geld spart, der wird entreichert und dessen Rendite umverteilt. Wir müssen sagen: ‚Lieber Kunde, Sie werden hier systematisch übervorteilt, weil jemand angefangen hat, Geld zu drucken.‘ Wir werden noch zehn Jahre Null- oder Negativzinsen haben. Die Sparer werden betrogen, das gilt auch für Lebensversicherungskunden.“

Das war nur ein paar Monate nachdem die Allianz-Hauptversammlung beschlossen hatte, die Dividende auf 9,60 Euro pro Aktie anzuheben, was einer Dividendenrendite von 5,85 Prozent entsprach. Bäte hätte also auch sagen können: „Leider müssen wir die Verzinsung der Beiträge unserer Lebensversicherungs-Kunden senken, damit wir die Dividende für unsere Aktionäre steigern können.“

Zusätzliche Unterstützung kommt von Staat, der den Unternehmen und Haushalten hilft, auch in der Krise ihre Verpflichtungen aller Art gegenüber dem Kapital zu bedienen, meist ohne nennenswerte Bedingungen in Richtung einer Verlustbeteiligung des Kapitals. Bezahlen werden es später die Steuerzahler. Einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Kapitalrendite dürfen auch die Beschäftigten leisten, die in die Gelegenheitsjobs der Gig Economy abgedrängt werden, jenem Arbeitsmarkt für selbstständige Kleinstauftragnehmer, wo ihnen höhere Leistung zu geringerer Vergütung abgepresst werden kann. Und schließlich helfen auch die Kunden, deren Zahlungsbereitschaft und Alternativen man dank digitaler Überwachung immer genauer kennt und denen man dank zunehmender Marktmacht immer höhere Gebühren und Kosten zumuten kann.

Wenn das alles bei einer stagnierenden oder schrumpfenden Wirtschaft stattfindet, frisst der Kapitalismus seine eigene Substanz auf. Die zunehmende Konzentration der Einkommen und Vermögen führt dazu, dass die Kaufkraft und Kreditwürdigkeit der Masse der Verbraucher und der Staaten sinkt. Durch Pleiten oder Wegschrumpfen der kleinen oder mittleren Betriebe geht die Basis für weiteres Wirtschaftswachstum verloren. Und Umverteilung von unten nach oben ist zwar ein Modell, das schon seit mehreren Jahrzehnten im Einsatz ist und auch noch eine Weile fortgeführt werden kann. Aber es ist kein Modell, das dauerhaft funktioniert. Irgendwann ist unten nur noch so wenig zu holen, dass man damit die schon riesigen Einkommen und Vermögen an der Spitze prozentual nicht mehr nennenswert steigern kann.

Tatsächlich schien sich vor Corona der Machtgewinn der größten Konzerne bereits deutlich zu verlangsamen. Zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2018 stieg das Vielfache, um den die Gewinne der 200 größten US-Konzerne den Durchschnitt aller US-Konzerne übertreffen, nur noch um kaum zehn Prozent: vom 15.000-Fachen auf das 16.300-Fache. Zum Vergleich: Von 1984 bis 2000 stieg dieses Vielfache um mehr als das Dreifache, von 4.500 auf 15.000.

Es bleibt natürlich auch den Großkapitalisten nicht verborgen, auf welches Problem sie zusteuern, wenn sie ihre Macht und ihr Vermögen nur noch durch verstärkte Umverteilung von unten nach oben erhalten und mehren können. Ein Ausweg aus dieser Sackgasse des Kapitalismus ist nicht offensichtlich. Einen großen Krieg mit umfassenden Zerstörungen von Produktionspotenzial und von Vermögen aufseiten der Verlierer kann niemand wollen, wenn jeder große Krieg der letzte sein könnte. Die Erschließung großer neuer Märkte und Rohstoffquellen wie durch den Kolonialismus oder andere Formen der Globalisierung ist kaum noch möglich angesichts des schon erreichten Ausmaßes der Einbindung fast aller Weltregionen in die internationale Arbeitsteilung.

Die Strategen in den „Denkfabriken“ des Kapitalismus haben mit Sicherheit schon viele Jahre vor mir erkannt, dass schwerste Finanzkrisen und der totale Machtverlust der kapitalistischen Elite drohen, und denken seitdem darüber nach, wie man eine solche Entwicklung vermeiden könnte. Ihnen ist auch einiges eingefallen. Neben individuellen Methoden der Vermögenssicherung gibt es auch systemische Ansätze, ein nachkapitalistisches Gleichgewicht herbeizuführen, in dem die hoch privilegierte Stellung des Geldadels gewahrt bleibt. Schauen wir uns zuerst die individuelle Vermögenssicherung an, bevor wir zur Vermögenssicherung durch Umgestaltung der Gesellschaft kommen.

Rette sich, wer kann

Eine bewährte Methode, sein Vermögen zu sichern, wenn man einen Zusammenbruch des Finanzsystems befürchtet, ist die Verlagerung in Sachwerte. So erklärt sich vielleicht die Meldung des Magazins Forbes, wonach Bill Gates, einer der reichsten Menschen der Welt, mit einem Besitz von mindestens knapp 100.000 Hektar Fläche in 18 Bundesstaaten zum größten privaten Eigentümer von Farmland in den USA geworden ist. Wenn alles zusammenbrechen sollte, wäre Gates immer noch einer der mächtigsten Menschen in den USA, jedenfalls solange er nicht enteignet wird. Dazu passen auch Anteile an der Firma Ecolab, die in der Wasserreinigung und -aufbereitung führend ist, dem Gebrauchtwagenhändler Vroom und der kanadischen Eisenbahn, alles Unternehmen des elementaren Bedarfs.

Andere Milliardäre tun es Gates gleich. Der größte Besitzer von Weideland und Wald (eine andere Kategorie als Farmland) ist der Vorsitzende von Liberty Media, John Malone, mit knapp 900.000 Hektar. Ted Turner liegt mit 800.000 Hektar auf Rang drei und auch Amazon-Chef Jeff Bezos nennt 170.000 Hektar sein Eigen und gehört damit zu den 25 größten privaten Besitzern von Weideland und Wald.vi Während sie uns einreden, unser ganzes Leben könnte und sollte digitalisiert werden, orientieren sich die Silicon-Valley-Granden in Richtung des Urwüchsigsten, am wenigsten Digitalen, das es gibt.

Vom Kapitalismus zum Neo-Feudalismus

Die soziale Mega-Maschine des Kapitalismus ist in schlechtem Zustand. Der Zusammenbruch ist absehbar, wenn nichts Radikales geschieht. Die Aufgabe, die sich die globale Machtelite mit Schwerpunkt im Silicon Valley gestellt hat, besteht im allmählichen Übergang von der Mega-Maschine Kapitalismus zu einer „Schönen neuen Welt“, in der ihre Macht und Privilegien bewahrt und festgeschrieben sind.

Radikale Veränderung ist eine Herausforderung für Sozialarchitekten, weil sie mit Bewegung verbunden ist. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es ist leicht, eine ruhige Rinderherde in Zaum zu halten, dazu genügt ein dünner Stromdraht oder eine Aufsichtsperson. Wenn ein Rind auszuscheren droht, wird es mit dem Anblick eines Stocks oder einem leichten Stromschlag ohne Aufruhr zur Vernunft gebracht. Will man aber eine Herde von A nach B treiben, dann haben auch mehrere Menschen alle Hände voll zu tun. Denn ständig gibt es Turbulenzen, die man schnell korrigieren muss. Sobald man drastisch eingreift, besteht die Gefahr, dass die Herde losrennt, und dann ist erst einmal kein Halten mehr. Auf unsere Mega-Maschine übertragen bedeutet das: Die Maschine muss für die Umrüstung gedrosselt werden; die unzähligen kleinen und kleinsten Einzelteile müssen mit engeren Spielräumen auf ihre neuen Aufgaben hin kalibriert werden. Und so werden die Führungsschienen, mit denen die Bestandteile der sozialen Maschine in ihre neue Position gebracht werden, immer enger gestellt, die Halteseile unmerklich immer fester gezogen.

Da die Besitzstandswahrung für die megareichen Kapitalbesitzer damit einhergeht, dass für die kleinen Teilnehmer des Systems, die Gammas, Deltas und Epsilons der Schönen neuen Welt, nicht mehr viel übrigbleibt, das sie materiell zufriedenstellen könnte, funktioniert das liberale Modell nicht mehr. Propaganda, Kontrolle und Repression müssen dafür sorgen, dass alle in der Spur bleiben. Die Schöne neue Welt nach dem Kapitalismus ist eine Art neuer Feudalismus.

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