Wenn es nach Forsa geht, dann bekommt das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei der Bundestagswahl im Februar nur 4% der Stimmen und verpasst damit den Einzug in den Bundestag. Stimmen für das BSW wären damit verloren. Sahra Wagenknecht musste sich dieses Umfrageergebnis von Forsa im Fernsehen schon entgegenhalten lassen, nach dem Motto, ihre Partei sei durch die Querelen insbesondere in Thüringen ganz schön entzaubert worden und drohe sogar den Einzug in den Bundestag zu verpassen.
Forsa ist mit diesem Ergebnis allerdings ein ziemlicher Außenseiter. INSA und Allensbach kommen beide auf 7,5% für das BSW, Infratest dimap auf 6%. Das Gegenstück sind mit 11% sehr viele Stimmen für die Sonstigen bei Forsa. Die drei anderen Institute kommen auf 6,5 bis 9,5%. Im Januar, bei der ersten Umfrage mit dem BSW, schätzte Forsa die neue Partei sogar nur auf 3%, vier Prozentpunkte weniger als INSA.
Ein Blick zurück auf die Umfragen vor den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg nährt den Verdacht, dass das System hat. Forsa brachte dazu am 11. Januar eine Umfrage und kam für alle drei Bundesländer auf 4% für das BSW. Das ging nur, weil die Umfrage von Forsa die erste war. INSA taxierte das BSW in Thüringen nur sechs Tage später, am 17. Januar, auf 17%. Das Wahlergebnis in Thüringen war mit 15,8% knapp vier mal so hoch wie das erste Umfrageergebnis von Forsa. Forsa ließ seine 4% bis August stehen, bevor der Wert dann mit einer neuen Umfrage auf 18% angehoben wurde, das Viereinhalbfache.
In Sachsen waren die 4% von Forsa nur die Hälfte dessen, was das nächste Institut, Infratest dimap, zwei Wochen später schätzte und nur ein Drittel der 11,8%, die das BSW an der Urne bekam. Erst im August erhöhte Forsa dann auf 13%. In Brandenburg bekam das BSW mit 13,5 Prozent mehr als dreimal so viele Stimmen wie von Forsa zunächst veranschlagt. INSA dagegen hatte nur sechs Tage nach Forsa 13% geschätzt.
Eine Suche in meinem Blogarchiv fördert einen Beitrag über das Zustandekommen einer außergewöhnlich niedrigen frühen Wahlprognose für die SPD im Dezember 2019 durch Forsa zutage.
Nur noch elf Prozent der Stimmen schätzte Forsa damals für die SPD. Am Ende waren es, 2021, 25,7%. Es kamen damals starke Indizien für eine sehr manipulative Fragetechnik ans Licht und Forsa-Chef Manfred Güllner machte in einem begleitenden Kommentar kein Hehl aus seiner Abneigung gegen das gerade gewählte Führungsduo Esken und Walter-Borjahns, dem er mit seinen angeblichen Umfrageergebnissen einen einschenkte.
Meine Schlussfolgerungen damals gelten noch heute und umso mehr:
„Durch die Unsitte deutscher Meinungsforschungsinstitute, ihre Ergebnisse zu veröffentlichen, ohne die Fragebögen und die Methodik offenzulegen, und durch die Unsitte der Medien, nicht nachprüfbare Ergebnisse wie Fakten zu veröffentlichen, ist Manipulation Tür und Tor geöffnet. (…) Forsa kann man – auch wegen des völligen Mangels an Aufklärung und Transparenz – nichts mehr glauben.“
Fazit
Betrachtet man die Umfragehistorie von Forsa für das BSW kann man kaum anders, als zu schlussfolgern, dass das Institut seine frühen Umfragen so zurechtbiegt, dass das BSW als möglichst unsicherer Kantonist für einen Einzug ins Parlament erscheint. Stellschrauben dafür gibt es viele. Die Prozentsätze, die uns die Institute präsentieren, sind keineswegs die Anteile der Befragten, die angeben für die jeweilige Partei stimmen zu wollen. Es sind Wahlprognosen auf Basis von Umfragen. Die Institute verwenden Korrekturfaktoren, um die Zusammensetzung der Antwortenden oder Erfahrungswerte aus dem Vergleich von rohen Umfrageergebnissen der Vergangenheit und tatsächlichen Wahlergebnissen zu berücksichtigen. Solche Korrekturen kann man auch strategisch einsetzen, weil keiner kontrollieren und nachvollziehen kann, wie das Ergebnis zustande kam.
Transparenzhinweis: Der Autor ist BSW-Mitglied.
Korrekturhinweis (15:40 Uhr): Durch einen Übertragungsfehler hatte ich ursprünglich das Jahr der Wahl von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans mit 2018 angegeben. Das habe ich auf 2019 korrigiert.