5 Leserbriefe | 4. 01. 2024 | Die Lektüre von „Richtigstellung!“ habe ich zur Vervollständigung des einseitigen Bildes empfohlen, das von Michael Ballweg und Querdenken in den Medien gezeichnet wird. Wo die Erzählungen von Ballweg und den Medien gar nicht zusammenpassen, muss ich offen lassen, wer Recht hat. In diesem zweiten Teil soll es um einen Punkt gehen, in dem mich das Buch besonders zum Nachdenken und Widerspruch angeregt hat: Ballwegs konstruktive Haltung zur Digitalisierung. Herr Ballweg hat die Gelegenheit zur Replik ergriffen.
Michael Ballweg war früh von Computern fasziniert und hat sein Geld als IT-Unternehmer verdient. Wie er in dem (hier besprochenen) Buch „Richtigstellung!“ beschreibt, hat er seine IT-Kenntnisse sehr produktiv genutzt, um Initiativen zu vernetzen und Demos zu organisieren. Deshalb überrascht seine positive Haltung gegenüber der digitalen Technik nicht. Sie wird allerdings von vielen seiner oft nicht mehr ganz jungen Mitstreiter bei Querdenken nicht geteilt.
Sein Co-Autor und Rechtsbeistand Ralf Ludwig schreibt darüber:
„ARD und ZDF können uns eigentlich völlig egal sein. Da sitzen nur noch alte weiße Männer und Frauen davor. Das bedeutet, wir müssen technische Innovation und Fortschritt zwingend vorantreiben. Das ist ein Punkt, an dem Michael innerhalb unserer Szene die größten Schwierigkeiten hat, weil ein ganz großer Teil technischen Fortschritt und Innovation ablehnt. Und Michael kommt immer mit der Botschaft, dass wir das vorantreiben und für unsere freiheitlichen Zwecke nutzen müssen. Wir müssen quasi die kritischen Steve Jobs sein, die voraussehen, was in fünf, in sechs Jahren kommt, und die Werkzeuge für die Wege dorthin nutzen. Ich kann nicht sagen, da steht eine Schaufel, aber ich lehne die ab, ich buddle mein Loch mit der Hand.“
Dem möchte ich entgegnen: Vor die Wahl gestellt, ob ich mit einer Schaufel oder mit der Hand ein Loch graben will, würde ich erst einmal fragen: Wozu soll ich ein Loch graben? Wozu und wem dient ein Loch?
Ballweg sieht kreative dezentrale Aktivität im digitalen Bereich als Pendant zu den dezentralen Spaziergängen, die die Polizei irgendwann überforderten:
„Das sehen wir jetzt im Internet und bei den alternativen Medien. Sie kommen mit dem Zensieren nicht mehr hinterher, deshalb kommen jetzt diese ganzen Social Media Gesetze und Kontrollversuche. Wenn ARD, ZDF, NBC, abc nur noch für Rentner relevant sind und der Rest der Bevölkerung seine Infos woanders holt, dann müssen wir das doch kontrollieren, bzw. parallel zur Queerdenken-Bewegung und den Montagsspaziergängen jedem Spaziergänger hinterherlaufen. Aber das kann die Polizei nicht machen.“
Er bricht eine Lanze für die Digitaltechnik:
„Ich halte nichts von Ablehnung der Digitaltechnik. Wir wollen auch nicht ins Mittelalter zurück, sondern wir sind eine moderne Bewegung, die die Tools für sich nutzt.“
Und er wirbt für kleine Schritte der Veränderung, statt große Visionen:
„Ich mache diese großen Gedankenspiele nicht so gerne, weil mich das von dem kleinen Verändern wieder abhält. Deshalb sage ich lieber, ich mache mal was. Heute probiere ich mal Bitcoin aus. Also lieber dieses Machen, Ärmel hochkrempeln, Dinge ausprobieren. Wenn es gut ist, werden es viele Leute automatisch mögen und mitmachen. Wenn es schlecht ist, dann mache ich halt das Nächste. Also eher dieses Trial-and-Error-Prinzip.“
Hier sehe ich ihn im strategischen Irrtum. Ich will eine Frage zitieren, die er in anderem Zusammenhang als entscheidend bezeichnet: Wer bestimmt das Spielfeld?
Die Digitaltechnologie ist eine Schlüsseltechnologie der sozialen Megamaschine, wie ich das System gerne nenne, das den Menschen zum Teil eines hocheffizienten Räderwerks degradiert, dessen Output zweitrangig und allenfalls teilweise wertvoll ist. Die Digitaltechnologie ist das Spielfeld dieser Maschine. IT ist prädestiniert dafür, zentrale Lösungen durchzusetzen. Sie ermöglicht effiziente zentrale Kontrolle. Sie ist außerdem hervorragend dazu geeignet, die Menschen zu vereinzeln und die Arbeit so zu organisieren, dass nur noch Einzelfähigkeiten und -fertigkeiten abgerufen werden, für ganz spezifische Tätigkeiten, die sich nicht oder noch nicht mit Maschinen erledigen lassen. Was die Menschen wollen und was ihnen gut tut, spielt dabei keine Rolle.
Eine Gesellschaft, die nach dem Geschmack der Technokraten aus dem Silicon Valley so organisiert ist, dass die Möglichkeiten der Digitaltechnik voll zum Tragen kommen, ist keine Gesellschaft, in der die Menschen sich gut entfalten und glücklich miteinander leben können.
Edward Snowden drückte das per X (Twitter) am 11.12.2023 so aus (meine Übersetzung):
„Die Fähigkeit des modernen Netzwerks, weit entfernte Menschen unentrinnbar miteinander zu verbinden, gepaart mit dem alten Instrument der „Regierung“ (einem Mittel zur Unterordnung und Lenkung des Lebens der Menschen), verwandelt die Gesellschaft allmählich in einen Bienenstock. Wir sind Zeugen einer erzwungenen Anpassung – ohne es zu merken.“
Klar: die IT kann im Prinzip auch für das Gegenteil genutzt werden. Aber man bewegt sich bei dem Versuch auf dem Spielfeld eines übermächtigen Gegners und hat keine Chance auf nachhaltigen Erfolg. Technologie ist immer ein Machtinstrument für die Mächtigen und wird für deren Zwecke eingesetzt.
Wer sich damit auskennt, kann der Maschine ein Schnippchen schlagen, wie Ballweg das gekonnt getan hat – eine Weile lang. Letztlich aber können weder er, noch andere Subversive, auf diesem Spielfeld gewinnen. Sie helfen der Maschine durch die Herausforderung lediglich, das System zu perfektionieren. Die Maschine wird aber nicht besiegt, indem man sie herausfordert. Sie wird besiegt, wenn ihre ideologische Unterfütterung zerbröselt, wenn die Menschen sich von ihr abwenden und nicht mehr freiwillig mitmachen.
Damit will ich keinesfalls ausdrücken, dass diejenigen, die es können, die digitale Technologie nicht nutzen sollten, um Menschen zu vernetzen, oder um andere gute Dinge zu tun, die dazu beitragen können, den Glauben in die Maschine zu schwächen und den an die Existenz von Alternativen zu stärken.
Aber wer an einer besseren Gesellschaft arbeiten will, muss sich ein paar mehr Gedanken über das Ziel machen, als zu sagen:
„Dies und das gefällt mir nicht. Ich probier mal was anderes aus. Wenn es gut ist, werden andere es mögen und mitmachen, wenn nicht, dann nicht.“
Das führt leicht zu kleinen Veränderungen, die die Maschine besser und attraktiver machen, ohne auf das eigentliche Ziel hinzuführen.
Besser Rückschritt als Fortschritt auf dem falschen Weg
Wenn eine Gesellschaft sich verlaufen hat, dann können Rückschritte notwendig sein, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Rückschritte, die weh tun, und Überwindung kosten. Die Maschine wurde seit Jahrhunderten immer weiter optimiert. Sie lässt sich nicht durch viele kleine Veränderungen in eine dezentral organisierte, organische Gesellschaftsstruktur umpolen, unter Mitnahme ihrer großen Effizienz. Wer die Maschine umpolt, zerstört ihre Effizienz und produziert Chaos, das erst einmal nicht attraktiv ist.
Wenn die Menschen dennoch mitmachen sollen, brauchen sie eine realistische Vision einer besseren Gesellschaft.
Aber so weit sind wir in der Tat noch nicht. Zuerst ist es nötig, dass noch mehr Menschen den Glauben an die Maschine verlieren, sich abwenden und nicht mehr mitmachen, oder mindestens mit gebremstem Engagement. Auf diesem Weg haben Ballweg und Ludwig, mit dem Katz-und-Maus-Spiel mit der Obrigkeit auf den Straßen und mit ihrer juristischen Hartnäckigkeit viel erreicht. Sie haben die Obrigkeit zu so viel Repression und Absurdität genötigt, dass vielen die Augen aufgegangen sind.
An anderer Stelle sagt Ballweg ganz in meinem Sinne:
„Ich habe da eine klare Vision: eine dezentrale Gesellschaft, wo die Menschen eigenverantwortlich und in Selbstbestimmung leben können. Wo wieder das gilt, was in den Landesverfassungen steht, das Subsidiaritätsprinzip. Entscheidungen werden von unten nach oben auf kommunaler Ebene getroffen.“
Das ist eine schöne Vision. Ich fürchte nur, mit kreativer IT-Nutzung, mit Bitcoin und Co. kommen wir da nicht hin. Wenn die Menschen den Glauben an die Maschine verloren haben, und eine neue, andere Gesellschaft bauen wollen, dann – und erst dann – können sie die Möglichkeiten der IT nutzen, um diese Technologie so zu entwickeln, dass sie zu diesem Ziel passt.
Vielleicht muss man Michael Ballweg gar nicht groß hiervon überzeugen, denn er schreibt auch:
„Die Anspruchshaltung bei vielen ist: Ich verändere mich nur, wenn ihr mir garantiert, dass das neue System gut funktioniert. Aber das wird es nicht geben. Es wird so oder so wehtun, es werden Dinge schiefgehen und wir müssen Dinge ausprobieren, ob es ein direktes Demokratie-Voting-System ist, ob es ein Rätesystem ist.“
Hier räumt er ein, dass es wehtun wird. Dass es eben nicht wie im weiter oben kritisierten Zitat, mit kleinen, attraktiven Änderungen locker zum Ziel hin gehen wird. Er schreibt außerdem:
„Ich habe einen Brief aus dem Gefängnis geschrieben, über Arbeitsverminderung als Mittel des friedlichen Widerstands. Das System erzeugt sich jeden Tag neu, weil wir ihm Aufmerksamkeit geben, weil wir weitermachen wie gestern. Es wird nichts passieren, wenn ich nach einer Demo am Montag ganz normal wieder arbeiten gehe (…) wenn wir uns unsere Aufmerksamkeit von den Medien wegnehmen lassen?“
So wie er dafür plädiert, die Effizienz der Maschine durch Arbeitsverminderung zu schwächen, sollte er auch offen für den Gedanken sein, auf den zwiespältigen Effizienzgewinn durch die Informationstechnologie zu verzichten. Er sollte nicht die Erwartung schüren, man könne die Informationstechnologie im eigenen Sinne umpolen. Es ist ein Fehler, diejenigen, die die Digitalisierung als gesellschaftliches Problem benennen und für analoge Lösungen und ein Recht auf analoges Leben werben, abzuqualifizieren.
Die Alternative
Wir können darauf hoffen und warten, dass wir eine Regierung bekommen oder erkämpfen, die ihre Bürger nicht kontrollieren und überwachen will und deshalb die Digitalkonzerne in die Schranken weist und die Digitaltechnologie so umpolt, dass sie freiheitsfördernd statt freiheitsfeindlich wird.
Ich fürchte nur, darauf können wir lange warten.
Aus meiner Sicht wird die soziale und digitale Megamaschine erst und nur bezwungen, wenn genug Leute sich abwenden und nicht mehr mitmachen. Das bedeutet, was das Digitale angeht, den Verlockungen der Bequemlichkeit und den falschen Verheißungen von mehr Kontakt und Nähe nicht mehr zu erliegen und digitale Lösungen abzulehnen, wo immer es noch zumutbare analoge Lösungen gibt, oder die digitalen Lösungen zu wählen, die weniger zentrale Kontrollierbarkeit beinhalten, auch wenn sie umständlicher sind.
Wenn die Menschen sehen, dass sich Leute im Park einfach so treffen, um ihren Hobbys nachzugehen, oder was auch immer gemeinsam zu tun, ganz ohne Whats-App und Co. und Spaß dabei haben, kommen sie vielleicht auch auf den Geschmack.
Wenn es genug Menschen gibt, die digitale Überwachung nicht nur ablehnen, sondern auch danach handeln, dann wird es auch Menschen geben, die für ihre Bedürfnisse halbwegs effiziente analoge oder freiheitsfreundliche digitale Lösungen für Koordinationsprobleme entwickeln und anbieten. Nur dann werden die Regierenden sich bemüßigt fühlen, Regeln für einen effektiven Schutz vor Überwachung zu erlassen und auch durchzusetzen.
Michael Ballweg arbeitet selbst mit Eifer an solchen Lösungen und das ist sehr zu begrüßen. Meine Kritik bezieht sich nur darauf, dass er sich gegen Digitalskepsis wendet und diese als rückwärtsgewandt abqualifiziert. Nach meiner Überzeugung lässt sich der Weg in die digitale Totalüberwachung ohne ein sehr viel höheres Maß an Digitalskepsis als heute in der Bevölkerung nicht aufhalten. Ohne die Bereitschaft ein erhebliches Maß an Unbequemlichkeit und geringere Effizienz hinzunehmen, wird es nicht gehen.
Aber für jemand, der eine weitgehend analoge Zeit noch miterlebt hat, ist offenkundig, dass man das gesellschaftliche Zusammenleben auch ohne Computer hervorragend organisieren kann. Man muss da gar nichts erfinden. Es reicht, in der Erinnerung zu kramen, Bücher zu lesen oder alte Filme zu schauen.
Ich habe über den Verlag gefragt, ob Michael Ballweg auf diese Einwände antworten möchte. Er hat geantwortet.
Replik von Michael Ballweg
Das Internet basierte ursprünglich auf einem dezentralen Ansatz ohne zentrale Kontrollinstanz. Die verschiedenen Netzwerke und Server waren autonom, jeder konnte eigene Inhalte bereitstellen. Dies ermöglichte eine bisher ungekannte Freiheit der Meinungsäußerung und Informationsverbreitung. Jeder konnte seine Sichtweise mitteilen, ohne eine Erlaubnis einholen oder Zensur fürchten zu müssen.
Diese freie Architektur war ein paradiesischer Zustand für die Verwirklichung der Menschenrechte. Doch dieser Zustand existiert nicht mehr. Immer mehr Bereiche des Internets werden von Großkonzernen wie Google, Facebook, Microsoft oder Apple kontrolliert. Sie bieten zwar nützliche Dienste an, errichten aber gleichzeitig riesige Datenberge über ihre Nutzer.
Damit kontrollieren sie nicht nur den Zugang zu Informationen und öffentlicher Kommunikation in einem bislang unbekannten Ausmaß. Sie nutzen auch ihre Macht über Daten und Algorithmen, um unsere Aufmerksamkeit zu lenken und unser Verhalten zu beeinflussen. Dies gefährdet Pluralismus und Demokratie.
Wir brauchen dezentrale und gemeinschaftlich kontrollierte Alternativen und diese existieren bereits heute.
Wir können uns – wie es Norbert Häring vorschlägt – einfach ergeben und nichts tun. Als Unternehmer in der IT-Branche, in der man sich alle 5 Jahre neu erfinden muss, ist das jedoch nicht mein Weg. Ich war dann doch unangenehm überrascht über die recht harsche Kritik, die mich erreichte. Es sind Veränderungsangebote, die angenommen oder abgelehnt werden können. Am Ende kann das jeder für sich selbst entscheiden.
Angenehm überrascht hat mich dann auf der Demonstration in Karlsruhe am 10.12.2023 der Applaus, als ich in meiner Rede sagte: „Wir können Apple und Google Tschüss sagen!“. 2021, als ich das Thema „Digitale Freiheit“ bereits auf den Demos thematisiert hatte, war die Bereitschaft noch deutlich niedriger gewesen. Viele waren sich nicht bewusst gewesen, wie viele Alternativen es inzwischen gibt.
Die Kommunikation mit Norbert Häring war nur über unverschlüsselte E-Mail möglich. Das ist schade, weil es viele Alternativen gibt. Privatsphäre ist für mich ein Grundrecht und ich sehe es als Akt der Notwehr, diese Rechte auch im Digitalen Raum zu verteidigen.
Norbert Häring schreibt: „Aber man bewegt sich da auf dem Spielfeld eines übermächtigen Gegners und hat keine Chance auf nachhaltigen Erfolg.“ – Meine Antwort: quod esset demonstrandum: was zu beweisen wäre.
Wir hatten 2020 und 2021 in den sozialen Medien eine derart große Reichweite, dass Meta (der Mutterkonzern von Facebook) am 17.09.2021 vor der Bundestagswahl die Löschung von 150 Querdenken- und inhaltlich zugeordneten Kanälen veranlasst hat.
Seitdem arbeiten wir an neuen, dezentralen Lösungen, die nicht mehr durch zentrale Großkonzerne abgeschaltet werden können. Die Technologien existieren, wir müssen sie nur einsetzen.
Ein Artikel vom 18.12.2023 auf heise.de zeigt, dass die Regierung dabei zu immer drastischeren Mitteln greift:
Es gibt daher deutlichen Handlungsbedarf. Die prähistorische Kommunikation via unverschlüsselter Email sollte durch professionelle Alternativen abgelöst werden.
Etwas erschrocken bin ich über die Aussage „Aber wer an einer besseren Gesellschaft arbeiten will, muss sich ein paar mehr Gedanken über das Ziel machen, als zu sagen, (…) Wenn die Menschen dennoch mitmachen sollen, brauchen sie eine realistische Vision einer besseren Gesellschaft.“.
Dazu muss ich deutlich NEIN sagen. QUERDENKEN ist immer eine Bewegung für die individuellen Freiheitsrechte gewesen. Jeder soll seinen individuellen Lebensentwurf leben können und für sich entscheiden, welche Werkzeuge er oder sie verwenden möchte. Ein zentralistischer Ansatz ist eben genau die toxische Monokultur, die uns in den derzeitigen Zustand geführt hat. Es gibt nicht „DIE LÖSUNG“.
Der Digitale Euro steht in den Startlöchern. Er wird kommen. Es ist bei der hohen Anzahl an staatlichen Leistungsempfängern auch einfach, ihn einzuführen: Rentner, Bürgergeld-Empfänger, Beamte, Bafög-Empfänger müssen mitmachen, wenn sie ihre (Sozial)-Leistungen noch erhalten möchten. Banken und Großkonzerne werden ihn einführen. Damit sind 70–75% bereits abgedeckt. Die Großkonzerne und staatliche Vergabestellen zwingen dann den Mittelstand zum Mitmachen, indem sie Aufträge nur noch über die digitale Zwangswährung vergeben.
Es wird also jeder für sich selbst entscheiden müssen, ab wann er nicht mehr mitmacht. Mit Bitcoin existiert eine dezentrale Alternative, die bereits heute weltweit genutzt werden kann. Sie ist dezentral und kann nicht abgeschaltet werden. Um ein „Konto“ zu eröffnen, benötigt man keine Erlaubnis von Banken oder zentralen Stellen. Und man muss auch keinen Ausweis hinterlegen. Man kann es einfach – innerhalb von Minuten – nutzen. Ich selbst lebe ohne Bankkonto und gebe mir auch keine Mühe mehr, eines zu bekommen. Ich lebe mit Bargeld (für lokale Transaktionen) und Bitcoin (für zensurresistente Finanztransaktionen über Distanz). Meine Erfahrungen teile ich mit denen, die Freude daran haben, neue Dinge zu lernen und Lösungsansätze im echten Leben ausprobieren möchten.
Ich weiß nicht, ob Herr Häring eine analoge Pferdekutsche benutzt oder die nicht-analoge Weiterentwicklung in Form eines Autos. Wir leben im Zeitalter der 4. Industriellen Revolution, in der viele Arbeitsplätze durch Roboter und Künstliche Intelligenz ersetzt werden. Die Frage dabei ist: wer hat die Hoheit über diese Technologien und wer erhält die Ergebnisse daraus? Großkonzerne oder die Menschen? Aufgeben ist für mich keine Option. Wir schaffen dezentrale Alternativen für diejenigen, die Veränderungsbereit sind und ein Leben nach dem Entwurf der „Agenda 2030“ ablehnen. Warten auf den großen Zusammenbruch und bis dahin nichts tun – nein danke.
Herr Häring schreibt: „Meine Kritik bezieht sich nur darauf, dass er sich gegen Digitalskepsis wendet und diese als rückwärtsgewandt abqualifiziert.“
Um Veränderungen starten zu können, muss man zunächst den Status Quo bestimmen und akzeptieren und dann Strategien dafür entwickeln. Wir sind alle nicht in der Generation der „Digital Natives“ geboren und IT fällt vielen schwer bzw. viele haben tief verinnerlichte Glaubenssätze „Ich kann keine IT“. Ich habe früher Software für Großkonzerne entwickelt, die Rentner und Fachabteilungen zusammengebracht haben. Die Konzerne haben Rentner meist in Tandems aus Jung und Alt eingesetzt, eine Kombination aus Tatendrang und Erfahrungswissen, aus der sich großartige Ergebnisse entwickelt haben. Nichts läge mir ferner, als Menschen als „rückwärtsgewandt abzuqualifizieren“. Vielmehr bietet sich auch hier die Chance, bei der wir uns gegenseitig an die Hand nehmen können, um uns gemeinsam handlungsfähig zu machen für das, was kommt.
Weitere Informationen: www.digitaler-aktivist.de