Seit einem Jahr gibt es die Klima-App des WDR. „Rette die Erde im Unterricht“ wird man auf der Netzseite zur App aufgefordert. Aus der damaligen Pressemitteilung:
„Ab sofort können sich junge Menschen auf ganz neue Art und Weise mit dem Klimawandel auseinandersetzen. Die WDR Klima App macht’s mit modernster Technik möglich. Dank Augmented Reality stehen Schüler:innen im Klassenzimmer plötzlich mitten in einem brennenden Wald in Gummersbach oder sehen um sich herum Wassermassen der Flut im Ahrtal. Mit der Klima App können Lehrer:innen Unterstützung für einen zukunftsfähigen Schulunterricht erhalten.“
Hauptzielgruppen sollen Schüler im Alter von 13 bis 16 Jahren sein. Dreizehnjährige werden mit lebensecht anmutenden Erlebnissen einer Flut in eine Klimahysterie geschockt. Mit unserem zwangsweise erhobenen Rundfunkbeitrag, über dessen Verwendung wir keinerlei Kontrolle und Aufsicht haben.
Dabei kann man nachlesen, dass Flutkatastrophen im Ahrtal etwa alle hundert Jahre vorgekommen sind, ob mit oder ohne Klimawandel. Es reicht sogar bei Wikipedia nachzuschauen, um über Hochwasser an der Ahr zu erfahren:
„Die folgenschwersten Hochwässer sind aufgrund der überlieferten Schäden die von 1601, 1804 und 1910, allesamt durch Gewitter ausgelöste Sommerhochwässer. Das folgenschwerste aktuelle Hochwasser von 2021 war ebenfalls ein Sommerhochwasser, ausgelöst durch Dauerregen und Gewitter. Ursache war das aufgrund einer Trogwetterlage relativ ortsfeste Tiefdruckgebiet Bernd über Mitteleuropa. Das Charakteristikum der sommerlichen Hochwässer der Ahr ist der schnelle Pegelanstieg verbunden mit großer Strömungsgeschwindigkeit (aufgrund des großen Höhenunterschiedes zwischen Quelle und der Mündung) und ein schneller Rückgang.“
Zu Waldbränden kann man in einem Hintergrundpapier von 2020 für das Sekretariat des UN-Forums zu Wäldern (UNFFS) lesen:
„Heutzutage sind menschliche Aktivitäten für die meisten Brände verantwortlich – in manchen Regionen bis zu 99 %. Die weltweit verbrannte Fläche ist jedoch seit mehreren Jahrzehnten rückläufig, und der Ort der Feueraktivität hat sich dorthin verlagert, wo der Druck des Menschen große Umweltveränderungen mit katastrophalen Folgen verursacht hat.“
Man kann dort auch lesen, dass der Klimawandel Bedingungen schaffen werde, die große Waldbrände begünstigen, aber als Musterbeispiel für die Folgen des Klimawandels eignen sich Waldbrände allenfalls, weil man junge Gehirne und Herzen damit besonders gut schocken kann. Das Hauptproblem ist, dass die Zivilisation in die Wälder dringt.
Schaut man sich das Video zum Einsatz der App im Unterricht an, weiß man nicht, ob man darüber weinen oder lachen soll, dass viele der auftretenden Schülerinnen und Schüler Masken tragen, die aber oft nur über dem Mund hängen. Es erinnert an eine andere Hysterie, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk nach Kräften im Sinne der Regierenden geschürt hat.
Von 18. bis 29. September will das Team von Doku und Digital des WDR zum dritten mal nach Oktober 2022 und Februar 2023 Schulklassen in Nordrhein-Westfalen besuchen, um die App vorzustellen. Die ersten „Schultouren“ seien ein Erfolg gewesen.
Lieber WDR. Lasst das bitte! Es gibt mehr als genug Sinnvolles und ethisch Vertretbares, was Ihr mit unseren Rundfunkbeiträgen anstellen könnt. So etwas müsst und solltet Ihr nicht tun.
P.S. Was man als Fernsehzuschauer in Anbetracht der sensationslüsternen Berichterstattung über die zeitweise Hitze in Südeuropa und gleichzeitig, wie jedes Jahr, dort lodernden Waldbrände auf keinen Fall vermuten würde: Laut Global Wildfire Information Service (rote Linie in Grafik oben rechts auf der Website) war die verbrannte Fläche in Europa in diesem Jahr bisher auf dem niedrigsten Stand seit mindestens zwölf Jahren. (Angebliche) Rekordhitze und rekordgeringe Waldbrandfläche, das passt nicht richtig zum behaupteten engen Zusammenhang von Klimawandel und Waldbränden. Aber das ist sicher nur ein Ausreißer: Wetter, nicht Klima, sozusagen.