Wie kürzlich hier berichtet, hat der Leverkusener Stadtrat per Allgemeinverfügung vom 6. Oktober ALLE privaten und städtischen Einrichtungen dazu aufgerufen, nicht geimpfte Menschen in kein Hotel und keine Gaststätte mehr zu lassen, ihnen den Zugang zu jeglicher Kultur- oder Sportveranstaltung und fast allen anderen für den Publikumsverkehr offenen Einrichtungen in geschlossenen Räumen zu verweigern. Zutritt sollen sie nur noch zu lebensnotwendigen Einrichtungen haben.
Nun haben kreative Menschen als Protest dagegen kleine Plakate in Leverkusen aufgehängt, auf denen zu lesen ist: „Ungeimpfte sind hier unerwünscht“ und neben dem Stadtwappen ein Verweis auf die besagte Allgemeinverfügung vom 7. Oktober.
Der kommunale Ordnungsdienst kümmert sich darum, die Plakate zu beseitigen, damit „das Ansehen der Stadt Leverkusen keinen Schaden leidet“. Das dürfe nämlich laut der Wappen-Richtlinie vom 1. Juni 2014 nicht sein. Als hätte es durch den menschenfeindlichen Ausgrenzungsbeschluss der Stadträte und -rätinnen keinen Schaden gelitten.
Eine Sprecherin der Stadt sagte dem Leverkusener Stadtanzeiger, der Appell, die 2G-Regel anzuwenden, bedeute keineswegs, dass Personen, die nicht geimpft oder genesen sind, sondern sich bei Bedarf auf das Coronavirus testen lassen, diskriminiert und vom öffentlichen Leben ausgeschlossen würden, wie das von Kritikern suggeriert wird. Man verstehe den Appell als Werbung für das Impfen.
Feiger und unehrlicher geht es kaum noch. Man steht nicht zu dem Beschluss, der dazu aufruft, nicht geimpfte Menschen fast völlig zu isolieren, man leugnet, dass er das bedeutet, was er bedeutet, aber man nimmt ihn nicht zurück.
Hessens Landesregierung ist genauso feige
So langsam fallen alle Scham- und Anstandsgrenzen. Die schwarz-grüne hessische Landesregierung hat am 15.10. eine Verordnung in Kraft gesetzt, wonach nun auch Einzelhändlern erlaubt ist, Menschen ohne Impfausweis kategorisch den Zutritt zu verwehren. Sie dürfen laut dieser Verordnung also auch vom Lebensmitteleinzelhandel ausgesperrt werden.
Die Mitglieder der hessischen Landesregierung sind nicht minder feige und verlogen als die Leverkusener. Auch sie wollen öffentlich nicht zu dem stehen, was sie beschlossen haben, weil es so monströs ist. „Die Landesregierung geht davon aus, dass der hessische Einzelhandel die 2G-Option höchstens tageweise nutzen wird und Geschäfte des alltäglichen Bedarfs wie Supermärkte davon keinen Gebrauch machen werden,“ liest man dazu auf hessenschau.de. Aber die Mühe, das in der Verordnung auszuschließen, wäre dann doch mehr gewesen, als man von so einer schwarz-grünen Stadtratsmehrheit von wohlmeinenden Menschen hätte erwarten dürfen.
Dass sie beschlossen haben, Menschen ohne Impfpass fast völlig zu entrechten und vom Wohlwollen der Ladenbesitzer abhängig machen, die sie jederzeit wegschicken können, verstehen wohl auch die guten Menschen in der hessischen Landesregierung als wohlmeinende Werbung für das Impfen.
Dieser immer rüdere Umgang mit einem Teil der Mitglieder dieser Gesellschaft, der zu Parias gemacht wird, geschieht zu einer Zeit, wo immer mehr Länder die Pandemiebeschränkungen gänzlich aufheben, weil die Krankheit inzwischen sehr viel von ihrem anfänglichen Schrecken verloren hat.
Ich hätte mir vor zwei Jahren unmöglich vorstellen können, dass man eine Gesellschaft in so kurzer Zeit so fundamental verrohen kann. Der Lack der Zivilisation scheint hauchdünn und ruckzuck abgekratzt.
Aber es gibt auch Hoffnung. Nach einer Vielzahl von Künstlerinnen und Künstlern schließen sich nun auch Unternehmerinnen und Unternehmer zu einer Aktion für die Rettung der Gemeinschaft und für mehr Menschlichkeit zusammen.
„Unternehmer mit Herz“ stehen für Mitmenschlichkeit auf
Als beschlossen wurde, dass nicht geimpfte Menschen, die in Quarantäne geschickt werden, keinen Lohnersatz mehr bekommen sollen, verpflichtete sich der Inhaber des Unternehmens Jenatec, Peter Schmidt öffentlich, betroffenen Beschäftigten ihr Gehalt weiter zu zahlen. Jenatec ist ein Zeitarbeitsunternehmen im Bereich der Industriemontage mit 500 Beschäftigten. Er sprach sich gegen jede Form der Ausgrenzung aus. Die Resonanz soll überwältigen positiv gewesen sein, und es schlossen sich viele Unternehmen an.
Daraus wurde die Initiative Unternehmer mit Herz, eine Plattform, auf der sich Unternehmen registrieren und damit öffentlich selbst verpflichten können, keine Beschäftigten auszugrenzen und zu diskriminieren und insbesondere Im Quarantänefall weiter Lohn zu zahlen. Zur Motivation heißt es auf der Webseite der Aktion:
„Was für uns das Fass zum Überlaufen gebracht hat: „Ungeimpfte“ sollen im Falle einer Quarantäne keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung oder Lohnersatzleistung mehr haben! Dazu sagen wir NEIN! Ein Grund für eine Impfung kann allein eine freie Willensentscheidung auf Basis der Abwägung persönlicher Risiken sein.“
Und außerdem:
„Der Trend zu Trennung, Ausgrenzung, Verurteilung, und staatlichem Zwang macht uns Sorge. (…) Unser Grundgesetz wurde mit Bedacht und aus den negativen Erfahrungen der Vergangenheit heraus entwickelt. Es bildet die Leitplanken, innerhalb derer wir uns frei bewegen können und zugleich die Freiheit des “Anderen” zu achten. Wir wollen, dass all dies bewahrt wird.“
Sonntagmittag den 17.10. hatten sich nach Angaben von Sprecher Christian Böhm bereits 450 Unternehmerinnen und Unternehmer der Initiative angeschlossen. Zuletzt kamen etwa 100 pro Tag dazu.