MDR-Beitrag zu Impfstoffverunreinigungen: Qualitätsstandards wurden doch eingehalten aber Beitrag bleibt zensiert

13. 06. 2024 | Der MDR-Programmausschuss hat mit großer Verzögerung festgestellt, dass ein wegen angeblicher Qualitätsmängel kurz nach Ausstrahlung vom MDR wieder gelöschter Beitrag zu verunreinigten Covid-Impfstoffen alle journalistischen Qualitätsstandards eingehalten hat. Konsequenzen zieht der Rundfunkrat des MDR deshalb nicht. Der Beitrag ist weiter gelöscht, die Redakteure werden schikaniert. Beate Strehlitz und Dieter Korbely berichten.

Wie in diesem Blog mehrfach berichtet und kritisiert, löschte der MDR im Dezember einen Beitrag zu mutmaßlichen Verunreinigungen im Covid-Impfstoff von Biontech aus der Mediathek und beschuldigte die Redakteure, unsauber gearbeitet zu haben.

Der MDR und die Sorgfaltspflicht
30. 12. 2023 | Der ARD-Sender MDR brach aus dem öffentlich-rechtlichen Schweigekartell aus und zeigte eine Sendung über DNA-Verunreinigung von Impfstoffen. Wenig später wurde die Sendung „vorläufig“ aus der Mediathek gelöscht, weil man nicht genug Informationen gehabt habe, wie das untersucht worden sei, dann endgültig gelöscht, weil gegen journalistische Sorgfaltspflicht verstoßen worden sei. Ein Streifzug durch das, was der MDR in Sachen Impfung bisher veröffentlicht hat, zeigt, wie wenig Probleme der Sender in Wahrheit mit der Verkündung unsicherer Informationen hat, solange diese den Behörden genehm sind.

Es war nicht der erste und nicht der einzige Fall von nachträglicher Zensur unbequemer Berichte zu Impfungen durch den MDR, die irgendwie durch die sendereigenen Filter geschlüpft waren.

Es folgt ein Bericht von zwei Insidern von der jüngsten Sitzung des MDR-Rundfunkrats und von den Vorgängen beim MDR seit der „Depublikation“ des kritischen Berichts im Dezember.

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Beate Strehlitz und Dieter Korbely. Endlich: In der MDR-Rundfunkratssitzung am 10. Juni wurde abschließend zu den Programmbeschwerden zum Umschau-Beitrag vom 12. Dezember über DNA-Verunreinigungen in Corona-Impfstoffen Stellung genommen. Der Beitrag war kurz nach seiner Ausstrahlung aus der Mediathek entfernt worden. Ein halbes Jahr und eine Reihe von Sitzungen sind inzwischen vergangen. Wir haben berichtet.

Der Programmausschuss Leipzig hat am 27. Mai getagt. Das Ergebnis wurde Montag im Rundfunkrat in einem knappen Satz dargestellt:

„Der Bericht verstieß nicht gegen die journalistische Sorgfaltspflicht.“

Damit war die Sache abgehakt. Keine Rückfragen der Rundfunkratsmitglieder und keine Äußerung des Intendant Ralf Ludwig dazu. Sehr erstaunlich, wenn man sich erinnert, wie sehr sich einige Rundfunkratsmitglieder in der Sitzung am 29. Januar über persönliche E-Mail-Anschreiben mit Beschwerden zu diesem Beitrag aufgeregt hatten. Wird der Umschau-Beitrag wieder in der Mediathek verfügbar sein? Das Thema ist brisant, aber es wurde einfach darüber hinweggegangen. Es gab lediglich die Anmerkung, der Programmausschuss hätte Qualitätsstandards für Wissenschafts-Journalismus und Depublikations-Standards angemahnt.

Aus internen Quellen wissen wir, dass es zum Beitrag 68 Programmbeschwerden gab. Vier Beschwerden sahen die Sendung als kritikwürdig an. 64 Beschwerdeführer konnten die Löschung des Beitrages aus der Mediathek nicht verstehen. Sie sahen die journalistischen Standards nicht verletzt. Wer eine Programmbeschwerde eingereicht hat, sollte also bald Post vom MDR bekommen. Wir erhielten zuletzt am 28. März die Eingangsbestätigung zu unserem Widerspruch zur Ablehnung unserer Programmbeschwerde – mit dem Hinweis, dass sich zunächst der zuständige Ausschuss des Rundfunkrates mit der Beschwerde befassen werde. Wir werden selbstverständlich wieder nachhaken, wenn wir nicht bald Nachricht vom MDR bekommen. Das raten wir auch anderen Beschwerdeführern.

Uns wurden weitere Informationen zu dem Vorgang zugespielt. So soll seit der Veröffentlichung des Umschau-Beitrages erheblicher Druck auf die Redaktion ausgeübt werden, der die Redaktionsarbeit lähmen würde. Es wäre sogar zu einem arbeitsrechtlichen Verfahren gegen den zuständigen Redaktionsleiter gekommen. Mehrere Autoren und Redakteure sollen zu „Verhören“ (offiziell: Anhörung zwecks Klärung eines Sachverhaltes) geladen worden sein. Insbesondere die MDR-Chefredakteurin Julia Krittian soll nichts unversucht gelassen haben, den beteiligten Autoren und Redakteuren Fehler und Fehlverhalten nachzuweisen. Der gesamte Vorgang zeigt, wie massiv im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gegen Journalisten vorgegangen wird, die nicht dem herrschenden Narrativ entsprechen und es wagen, den immer enger werdenden Meinungskorridor ein Stück weit zu verlassen. Die Redaktion, das heißt die beteiligten Autoren und Redakteure, seien öffentlich an den Pranger gestellt worden. Seit der Depublikation habe die Redaktion keine weiteren Recherchen zum Thema durchführen können. Die beteiligten Redakteure haben sich einer Schulung (Workshop) über Qualitätsstandards im Wissenschaftsjournalismus unterziehen müssen. Die Schulung wird vom MDR-Qualitätsmanagement durchgeführt. Die Maßnahme kommt genau von dem Bereich „Qualitätsmanagement“, dem soeben mangelnde Qualität bei der seinerzeitigen Prüfung des Umschau-Beitrages nachgewiesen worden sei.

Noch immer ist der Beitrag nicht wieder online. Stattdessen ist weiterhin in einer „Richtigstellung“ auf einer MDR-Seite zu lesen, dass Qualitätskriterien und Sorgfaltspflichten nicht eingehalten wurden. Und das, obwohl Redaktionsrat und Programmausschuss übereinstimmend festgestellt haben, dass den Machern keine journalistische Sorgfaltspflichtverletzungen vorzuwerfen sind. Zur entscheidenden Sitzung des Programmausschusses waren Redaktionsrat und Redaktion eingeladen. Gleichwohl bleibt es bei der Depublikation des Beitrages und bei der oben erwähnten Stellungnahme des MDR. Nur das arbeitsrechtliche Verfahren gegen den Redaktionsleiter sei inzwischen eingestellt worden. Darüber hinaus habe die für den Beitrag verantwortliche Redaktion „Wirtschaft und Ratgeber“ kürzlich erfahren, dass sie in besonderem Maße von den geplanten Kürzungen innerhalb der MDR-Hauptredaktion betroffen sein könnte. Ist das eine Retour-Kutsche der Chefredakteurin? Trotz allem wird die für den Skandal zuständige Chefredakteurin weiter nach oben fallen. Sie arbeitet ab 1. November 2024 beim Hessischen Rundfunk als Programmdirektorin. Über diesen Wechsel hat sie die Rundfunkratsmitglieder in der Sitzung informiert. Sie musste sich dafür allerdings heftige Kritik anhören, da sie den MDR aus einem laufenden 3-Jahres-Vertrag verlässt.

Erstaunlich finden wir die Unterstützung der Redaktion durch den Redaktionsrat. Bei der vorigen Sitzung des Rundfunkrates am 6. Mai ging es um das Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Da vertrat der Redaktionsrat noch die Meinung, beim MDR gäbe es ein gutes Arbeitsklima. Der Rundfunkrat konnte sich nicht vorstellen, dass MDR-Mitarbeiter das Manifest unterschrieben haben. Welche Naivität und Realitätsferne. Natürlich sind auch MDR-Mitarbeiter unter den anonymen Unterzeichnern, wie uns als Erstunterzeichnern des Manifestes bekannt ist. (…)

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Dieser Beitrag erschien zuerst, in etwas längerer Form, auf der Netzseite der Freien Akademie für Medien & Journalismus. 

Mich würde ja schon interessieren, was die Journalistengewerkschaften DJV und DJU, die so wenig gegen den Impftotalitarismus in den Medien einzuwenden hatten, zu diesen Vorgängen beim MDR meinen. Sie schweigen verräterisch. Auch dass der mitteldeutsche Rundfunksender sich gemeinsam mit dem Verfassungsschutz auf die Berichterstattung zu den Landtagswahlen im Herbst vorbereitet, scheinen die Journalistenvertretungen normal und nicht kommentierenswert zu finden.

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