18. 02. 2021 | Hören | Ich wurde darauf hingewiesen, dass Google bei der automatischen Vervollständigung von Suchen nach mir (Autocomplete) die unplausible Option „Norbert Häring afd“ ganz weit oben einblendet. Das ist auch bei einer Reihe ebenso unwahrscheinlichen Kandidaten für eine Suchverbindung zur AfD so. Auf Anfragen und Einwände hin mauert Google.
Zu denen, bei deren Namen Google im Lauf des Eintippens „afd“ als Suchprognose hinter den Namen setzt, gehören auch Albrecht Müller, Chef der Nachdenkseiten, Jens Berger von den Nachdenkseiten, sowie Heiner Flassbeck, ehemaliger Finanzstaatssekretär, Unctad-Chefvolkswirt und Gründer des Blogs Flassbeck Economics / Makroskop, ein Keynesianer.
Das sind allesamt stramm Linke, die nichts mit der AfD zu tun haben und bei denen plausibler Weise kaum jemand auf die Idee kommen dürfte, ihre Namen zusammen mit AfD zu googeln. Es gibt noch mehr solche Beispiele. Weiter in der Mitte, im Bereich der stärker marktorientierten Finanzpublizisten gehören Marc Friedrich und Dimitri Speck zu denen, die laut Google angeblich besonders gern in Zusammenhang mit „afd“ gesucht werden, und weiter rechts zum Beispiel Roland Tichy.
Sie gehören alle dem kritischen Spektrum an, das nicht vor unerhörten Thesen zurückschreckt, wonach der eine oder die andere Mächtige gelegentlich auch einmal gemeinsam Absichten verfolgen, die nicht dem entsprechen, was sie öffentlich sagen, oder es nicht aus den Gründen tun, die sie angeben. Dieses publizistische Spektrum ist bereits im Fokus der indirekten Zensur und inzwischen zunehmend auch der direkten Zensur durch Google, Facebook, Twitter und YouTube.
Facebook und Google als Inkarnation des LifeLog-Programms des Pentagon
Klickt man bei Jens Berger auf die Kombination seines Namens mit „afd“, so bekommt man als oberste drei Suchergebnisse zwei sieben und acht Jahre alte Beiträge in denen er die AfD kritisiert und seinen Wikipedia Eintrag. Bei mir ist es ein sechs Jahre alter Artikel über die (Bremer) AfD, ein zwei Jahre alter, in dem die AfD nebenher erwähnt ist, und ein fünf Jahre alter Artikel über einen AfD-Medienskandal.
Wenn der Algorithmus zur automatischen Vervollständigung von Suchanfragen dazu dienen soll, den Google-Nutzerinnen das komplette Eintippen der Suchanfragen zu ersparen, die sie wahrscheinlich stellen wollen, dann funktioniert er in diesen Zusammenhängen bemerkenswert schlecht, aber überall auf die gleiche Weise schlecht.
Wenn man Google glauben soll, müssten eigentlich alle kritischen Publizisten, ob von links oder von rechts oder der Mitte, überwiegend nur in Zusammenhang mit der Partei AfD gesucht werden, nicht in Zusammenhang mit Parteien deren Mitglieder sie sind oder denen sie nahestehen. Albrecht Müller war SPD-Bundestagsabgeordneter und er schreibt immer wieder von seinen Erfahrungen als Wahlkampfmanager von Willy Brand, aber auch bei ihm ist es die AfD, nicht die SPD, die vorgeschlagen wird. Die häufige Kombination mit „afd“ fällt auch deshalb auf, weil selbst bei vielen Politikern, auch solchen von der AfD, der Name ihrer Partei nicht in der Liste der vorgeschlagenen Vervollständigungen erscheint.
Es stellt sich die Frage, ob Google vielleicht nicht nur kritische Webseiten bei den Suchergebnissen künstlich herunterstuft, sondern inzwischen auch gezielt Suchvorschläge anzeigt, die geeignet sind, die Betroffenen in den Augen vieler Nutzer zu diskreditieren. Immerhin googelt man ja Namen in aller Regel, wenn man eine Person noch nicht gut kennt und Hilfe dabei will, sie einzuordnen. Wenn alle Sucherinnen als erstes eine Verbindung zur AfD suggeriert bekommen, kann das beträchtliche diskreditierende Wirkung haben.
Eine alternative Möglichkeit ist, dass es Leute gibt, die durch eigene Suchanfragen bewirken, dass Google die entsprechenden Autocomplete-Vorschläge macht, mit der skizzierten diskreditierenden Absicht.
Pressestelle von Google wiegelt ab
Ich richtete eine Anfrage an die Pressessstelle von Google. Darin erläuterte ich, warum es nach dem, was Google über die Funktionsweise der Suchvervollständigung verrät, völlig unplausibel ist, dass in meinem Fall und den anderen Fällen die Kombination mit „afd“ an erster oder einer der ersten Stellen erscheinen würde.
Eine Pressesprecherin betonte, dass Google selbst nicht eingreife, sondern alles vollautomatisch nach Algorithmus laufe. Ansonsten verwies sie mich an die bekannten Erläuterungen, wonach die Häufigkeit der Suchanfragen und der Trend bestimmend sind. Trend bedeutet u.a., dass aktuell besonders häufige Suchanfragen hoch bewertet werden, auch wenn es auf längere Frist nicht allzu viele sind.
Das macht es keineswegs in meinem Fall plausibler, denn wenn man auf das vorgeschlagene „Norbert Häring afd“ klickt, bekommt man ja nur ein paar nicht sehr relevante Suchergebnisse, die ganz überwiegend Jahre alt sind. Auch ein Blick in Google-Trends deutet nicht darauf hin, dass in letzter Zeit verstärkt nach „Norbert Häring afd“ gesucht wurde.
Auf die Frage, ob es sein könnte, dass jemand von außen die Autovervollständigung durch strategische Suchanfragen manipuliert, sagte die Sprecherin, dagegen habe Google Sicherungsmaßnahmen.
Google-Rechtsabteilung mauert
Ich wandte mich auch mit einer Beschwerde wegen Verletzung meines Persönlichkeitsrechts an Google. Von dort erhielt ich nun nach einiger Wartezeit eine Antwort, die das angeblich rein automatische Vorgehen beschreibt:
„Die im Rahmen der Google-Suche angebotene Funktion Autocomplete zeigt bei den vom jeweiligen Nutzer eingegebenen Buchstaben/Worten Suchbegriffe zur Vervollständigung auf der Grundlage von vorausgegangenen Suchanfragen von Nutzern an, die mit der eingegebenen Buchstabenkombination oder dem eingegebenen Wort beginnen. Die aufgezeigten Begriffe werden voll automatisch generiert und sind nicht statisch, sondern reflektieren auch sich veränderndes Suchverhalten der Nutzer. Eine inhaltliche Prüfung oder Bewertung angezeigter Wortkombinationen vor deren Anzeige durch Google findet grundsätzlich nicht statt.“
Danach wird mein Anliegen abgelehnt, weil das Inverbindungbringen mit der AfD nicht ehrenrührig sei:
„Sie rügen eine Persönlichkeitsrechtsverletzung in der Anzeige der Begriffe „Norbert Häring + afd“ in Autocomplete. Ein Rechtsverstoß ist anhand Ihrer Angaben nicht ersichtlich, da die Begriffe keinen herabsetzenden Charakter erkennen lassen. Gemäß der Entscheidung des BGH vom 14.05.2013 (VI ZR 269/12) trifft uns nur eine Verpflichtung zur Entfernung der Autovervollständigungen, sofern wir auf eine hinreichend klare Rechtsverletzung hingewiesen werden. Wir haben daher entschieden, vorerst keine Entfernung der von Ihnen gerügten Autovervollständigung vorzunehmen.“
Das ist eine erstaunliche Entscheidung. Ein ehemaliger Mitarbeiter einer AfD-Landtagsfraktion, der selbst kein AfD-Mitglied war und ist, beschwerte sich bei Google – weniger ausführlich als ich – über die Ergänzung seines Namens mit „afd“ in Autovervollständigen bei Google und erhielt im Juni 2020 zur Antwort, dass man die Kombination mit „afd“ aus Autovervollständigen entfernt. Das ist auch tatsächlich der Fall.Offenbar legt Google für unbotmäßige Publizisten strengere Maßstäbe an als für Menschen, die tatsächlich in einer gewissen Beziehung zur AfD standen oder stehen, aber nicht publizistisch aktiv sind. (Diesen Absatz habe ich am 19.2. eingefügt.)
Google gegen Fake News
Dass ich keine Minute lang glaube, dass Google seine Such-Autovervollständigung ganz ohne Manipulation rein nach vorherigen Suchen von Nutzerinnen steuert, versteht sich von selbst. Google hat ja 2017 den Regierungen hoch und heilig versprochen, mehr gegen die Verbreitung von unlizenzierten Informationen (Fake News) zu tun. Daraufhin war der von Google kommende Suchverkehr auf einer Vielzahl von populären kritischen Webseiten rechter wie linker Ausrichtung drastisch eingebrochen.
Lässt Google nun alles verschwinden, was nicht Mainstream ist?
Auch über Autocomplete kann man hervorragend Nutzer davon abhalten, auf Seiten mit nicht-lizenzierten Informationen und abweichenden Meinungen zu gehen, zum Beispiel indem man mit Zusätzen wie „afd“ signalisiert: ‚Der Typ ist bäh, ein unglaubwürdiger Populist.‘
Was diesen Blog angeht, habe ich wegen Verzichts auf Nachverfolgungssoftware und begrenzten Know-hows keine genauen Zahlen zum Google-Traffic auf die Seite. Ein aktueller Test mit der Suche „Panorama + täuschen + Tote + Impfung“ deutet allerdings nicht auf Herunterstufung hin. Er wirft meinen jüngsten Blogbeitrag zum Thema an erster Stelle aus und auch wenn ich das Wort „täuschen“ weglasse, kommt dieser noch an sechster Stelle.
Landesmedienanstalten schreiten zur Zensur
Mal sehen, ob es mir auch erspart bleibt, Post von der Landesmedienanstalt zu bekommen, mit hilfreichen Hinweisen, wie man sicher stellt, dass man mit dem eigenen publizistischen Angebot ausschließlich lizenzierte, von der Regierung gutgeheißene Informationen und genehme Meinungen verbreitet.
Die Landes-Medienanstalten fangen nämlich Berichten zufolge bereits an, den erst Ende 2020 in Kraft getretenen Medienstaatsvertrag der Bundesländer zu nutzen, um gegen unliebsame Internetmedien vorzugehen.
Der Staatsvertrag gibt den Anstalten, die bisher für die Kontrolle privater Rundfunksender zuständig sind, das Recht, nun auch freie Informations- und Meinungsangebote im Netz zu kontrollieren und im äußersten Fall auch vom Netz nehmen zu lassen. Das kann bis hinunter zu Facebook-Seiten von Privatpersonen gehen. Die ersten 13 Internet-Publizisten haben Berichten zufolge Hinweisschreiben von den Landesmedienanstalten erhalten, besonders lästige und erfolgreiche, wie KenFM, natürlich zuerst.
Nachdem Angebote wie das von KenFM schon von den sozialen Medien weitgehend verbannt wurden, aber davon bisher nicht totzukriegen sind, wäre der nächste radikale Schritt, das Ausknipsen des gesamten Web-Auftritts. Das scheint nun vorbereitet zu werden. Bald sind wir womöglich wieder so weit, dass nicht genehme Kritiker der Regierung Flugblätter verteilen müssen, wenn sie noch gehört werden wollen.
Eine Zensur findet statt!
Was kann man tun
Verlassen Sie sich für die Auswahl und das Auffinden Ihrer Informationsquellen keinesfalls auf die Sozialen Medien und auf Google.
Suchen Sie Webseiten direkt auf, abonnieren Sie deren RSS-Feeds oder – wenn vorhanden – noch besser E-Mail-Newsletter. Das sind die neuen Flugblätter. Dann können Sie auch noch erreicht und informiert werden, wenn die Seite von der Landesmedienanstalt abgeklemmt wird.
Nutzen Sie Google nur wenn unbedingt nötig. Meine Standard-Suchmaschine ist Metager.de, eine von der Uni Hannover entwickelte Meta-Suchmaschine, die in Ihrem Auftrag auf andere Suchmaschinen und eigene Webcrawler zugreift und so verhindert, dass diese Daten über Sie sammeln. Die ersten paar Suchergebnisse sind werblich, aber danach kommt meist ein befriedigendes Suchergebnis. Nur wenn ich nicht mit dem Ergebnis zufrieden bin, nutze ich Google oder eine andere Suchmaschine.
Nachtrag (5.3.): Auf meinen Protest gegen die erste ablehnende Entscheidung von Google hin kam kürzlich ein neue Ablehnung, diesmal mit einem anderen Argument. Es gäbe eine Verbindung zur AfD, nämlich einen Blogbeitrag von vor einem Jahr, bei dem die AfD im Titel vorkommt. Es handelt sich um eine Rezension des Beitrags eines anderen Autoren in einem anderen Medium und es geht nur auch um die AfD. Ich habe seither weit über 200 Blogbeiträge veröffentlicht und es gibt darin keinerlei AfD-Schwerpunkt.Dem Ganzen setzt Google nun noch dadurch die Krone auf, dass sie bei dem ebenso wenig wie ich mit der AfD verbundenen Dimitri Speck, auf dessen zweiten Protest, hin die Sucherweiterung „+ afd“ hinter seinem Namen ausgeschaltet haben. Aber bei mir bleiben sie hartnäckig. Ich werde mir das natürlich nicht gefallen lassen.
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Die treibende Rolle von EU, Militär und Geheimdiensten bei der grassierenden Internet-Zensur