Der überaus schwache Rechtfertigungsversuch von RKI-Chef Wieler für sein Versagen bei den Masken

6. 05. 2020 | Während ganz Asien seit Monaten mit Masken herumlief, riet der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI) anfangs vom Gesichtsmasken-Tragen ab und erklärte sie noch in den April hinein für nutzlos. Diese Fehlleistung hat er jetzt zu rechtfertigen versucht. Fehlleistung ist freundlich ausgedrückt, weil es mangelnde Absicht annimmt.

Im „Morning Briefing„-Podcast des Journalisten Gabor Steingart rechtfertigte Lothar Wieler, nicht schon früher die allgemeine Empfehlung zum Maskentragen gegeben zu haben: Erst mit der Zeit habe sich herausgestellt, dass viele Ansteckungen von Infizierten ohne Krankheitsanzeichen ausgehen: „Die Bedeutung der Maske ist mit dem zunehmenden Wissen über diese Infektionskrankheit und über dieses Virus auch gewachsen“, sagte Wieler. Zunächst sei es bei der Bewertung von Masken eher um die Frage des Schutzes für den Träger selbst gegangen, später dann vor alllem um den Schutz anderer Menschen.

Das ist überaus dreist. Es ist nicht zuerst um die Frage des Schutzes für den Träger gegangen, Wieler hat sich nur sehr lange geweigert über etwas anderes zu reden, egal wonach gefragt wurde. Und das, obwohl für jemand, der eine Epidemie zu bekämpfen hat, mindestens so wichtig ist, dass ein Infizierter niemand ansteckt, wie der Schutz des Einzelnen vor Ansteckung. Dass man zu Anfang nicht gewusst habe, dass Leute ohne oder mit geringen und vielleicht verkannten Symptomen andere anstecken können, ist eine Verzerrung am Rand der Lüge. Davor wurde von Anfang an gewarnt.

Mit solchen Verdrehungen tut er seiner Glaubwürdigkeit und der aller für die Pandemiebekämpfung Verantwortlichen überhaupt nicht gut.

Jeder weiß, dass Wieler den Nutzen von Masken falsch dargestellt hat, um unseren Gesundheitsminister nicht schlecht aussehen zu lassen, der es monatelang versäumt hatte, sich um Maskenbeschaffung zu kümmern. Auch wollte er es wohl nicht erschweren, in Anbetracht dieses Mangels, dem medizinischen Personal die knappen Masken zukommen zu lassen.

Im Nachhinein war das ein grober Fehler. Denn, wie man sehen konnte, ging es ganz schnell, sobald die Dringlichkeit der Produktion von Gesichtsmasken kommuniziert war.

Nachtrag (7. 05. 2020): Mindestens ebenso schlecht wie bei den Masken ist Wielers beharrliches Argumentieren gegen die Durchführung von Zufallsstichproben-Test in der Bevölkerung, um die wahre Verbreitung des Virus zu ermitteln. Dazu mehr zu wissen, wäre offenkundig und dringend für viele Zwecke des Umgangs mit der Epidemie nötig. Ohne das kennt man weder die wahre Todesrate, nicht einmal in der Größenordnung, noch die vielbetonte Zahl r, noch kann man die Gefahr einer zweiten Welle richtig beurteilen. Dass Wieler und die Regierung das alles nicht wissen wollen, ist sehr verdächtig.

Nachträge (9. 05. 2020): Hier ein Link zu einer Übersicht von internationalen Studien zur Durchseuchung von Populationen und der sich ergebenden Todesrate. Die Ergebnisse für die Todesrate scheint sich recht gleichmäßig zwischen Werten von 0,1 und 1,0 Prozent (norditalienische Stadt) zu verteilen.

Dass das RKI nun einen Gutteil seiner Daten wie eine Geheimsache behandelt, mit fadenscheinigen Rechtfertigungen, wie der NDR schreibt, ist auch nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme.

Print Friendly, PDF & Email