Geldreform-Gegner blamieren sich in der NZZ

In der Schweiz hat die Geldreformbewegung bereits einen höheren medialen Aufmerksamkeitsgrad erreicht als in Deutschland. Die Neue Züricher Zeitung hat (hier) den prominentesten Schweizer Vertreter der Bewegung Hans Christoph Binswanger mit Ernst Baltensperger und Klaus Neusser über Vollgeld diskutieren lassen. Vollgeld würde bedeuten, dass unsere Guthaben bei der Bank nicht mehr ein Kredit an die Bank wären, der im Pleitefall verloren ist, sondern unser Eigentum blieben. Sie würden nur  

von der Bank zur Abwicklung unseres unbaren Zahlungsverkehrs treuhänderisch verwahrt. Mehr dazu hier und hier. Die Gegenargumente der Berner Ökonomen sind nicht wirklich von der durchschlagenden Sorte. Wenn das die besten Gegenargumente sind, fühle ich mich in meiner Einschätzung bestätigt, dass das wichtigste, ungenannte, Gegenargument das Geschäftsinteresse der Banken ist. Sie wollen weiter zu wichtig und zu groß zum Pleite-gehen bleiben und weiter den Gewinn aus ihrem Geldschöpfungsprivileg einstreichen.

 Die Effizienz des Zahlungsverkehrs ist Baltenspergers und  Neussers erstes und scheinbar auch am wichtigsten genommenes Gegenargument. Sie werde von den Reformern nicht berücksichtigt. Zur Unterfütterung kommen wenig verständliche Argumente. Jedenfalls sind sie mir nicht verständlich. Es werde von den Reformern nicht genug berücksichtigt, dass Zentralbankgeld und Giralgeld der Banken zwar Substitute, aber nicht homogene „Produkte“ seien, was man schon an unterschiedlichen weiten Geldmengendefinitionen sehe. Was soll daraus folgen? Mir ist das nicht klar. Geld ist auch kein Produkt sondern eine gesellschaftliche Konvention, die Ansprüche auf Güter und Werte kodifiziert.

 Niemand sei gezwungen, Bankengeld zu halten. Man könne es jederzeit in Zentralbankgeld, also Bargeld, umtauschen. Das müssen die beiden Ökonomen einfach besser wissen. Diese irreführende Behauptung kann kaum versehentlich herausrutschen. Wir sind verpflichtet, Überweisung von Giralgeld zur Zahlung unseres Lohnes oder unserer Rechnungen anzunehmen. Sollen Großkonzerne vielleicht ihren Zahlungsverkehr mit Bargeld abwickeln? Wenn man so um die Effizienz des Zahlungsverkehrs besorgt ist wie Beltensperger und Neusser, sollte man so ein lächerliches Argument nicht verwenden. Was passiert, wenn die Bürger tatsächlich drohen massenhaft die Banken beim Wort zu nehmen und ihr Giralgeld in Bargeld umzutauschen, haben wir in der Finanzkrise gesehen. Dann dürfen sie zwar ihr Bargeld abheben, wenn sie nicht gerade in Zypern wohnen, aber gleichzeitig als Steuerzahler die Rettungsversprechen der Regierungen für die Banken finanzieren, mit absurd hohen Milliardenbeträgen.

 Die beiden Kritiker der Geldreformer machen sich nicht einmal die Mühe zu begründen, dass die Effizienz des Zahlungsverkehrs durch die Vollgeldreform beschädigt würde. Es reicht ihnen die Beweislast umzukehren und zu behaupten: „Die Vertreter des Reformvorschlags haben nie gezeigt, dass dies bei 100 Prozent Reserven genauso gut möglich ist wie im heutigen System.“ Die Grundlage für ihre Zweifel deuten sie nicht einmal an. Es ist auch nicht leicht zu sehen, warum der Zahlungsverkehr weniger effizient werden sollte, wenn sich der rechtliche Status der hin und her überwiesenen Gelder ändert.

 Vollends hanebüchen (pardon) wird es, wenn die beiden schreiben, die Tatsache, dass die Banken nicht von sich aus vollständig durch Zentralbankgeld gedecktes Giralgeld anbieten, beweise, dass es an Nachfrage für ein solches „Produkt“ fehle. Ich übersetze. Die Tatsache, dass die Banken nicht von sich aus zugunsten von Zentralbank/Staat auf den Geldschöpfungsgewinn aus der Ausgabe nicht gedeckter Guthaben verzichten, beweist, dass ihre Kunden das nicht wollen. (Helau)

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