20. 01. 2014 | Nach den Ausflüchten zu urteilen, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) versucht, sich um eine klare Antwort auf eine klare Frage des EU-Parlaments zu drücken, hat sie sich ohne formellen Beschluss ihres Entscheidungsgremiums an der umstrittenen Troika beteiligt (Fragebogen des Parlaments mit EZB-Antworten hier). Andernfalls fiele es schwer zu verstehen, warum sie die präzise Frage der Parlamentarier: „Wer hat für Ihre Institution über eine Beteiligung entschieden?“ nicht einfach mit der Nennung eines Datums und eines Beschlusses beantwortet.
Wozu diese Seite?
Willkommen auf der Webseite von Dr. Norbert Häring. Für die Lebenszeit, die Sie hier investieren, biete ich Analysen und Kommentare aus Blickwinkeln, wie Sie diese in den Leitmedien und den meisten anderen Medien nicht finden werden. Mein Schwerpunkt liegt beim Geldwesen. Denn die Folgerungen aus der Tatsache, dass wir in einer Geldwirtschaft leben und nicht in einer Tauschwirtschaft, werden sehr oft falsch dargestellt oder gänzlich ignoriert. Missverständnisse darüber, wer das Geld schafft, wie das funktioniert und was dabei schief gehen kann, sind daher in der Öffentlichkeit sehr weit verbreitet. Wer solchen Missverständnissen aufsitzt, kann Finanzkrisen und Schuldenkrisen weder verstehen noch bewältigen. Wer nicht versteht, dass das meiste Geld nicht von den Notenbanken, sondern von den privaten Geschäftsbanken zum eigenen Gewinn in Umlauf gebracht wird, kommt gar nicht auf die Idee, den Geschäftsbanken dieses staatliche Privileg wegzunehmen, mit dem sie immer wieder gefährliches Schindluder treiben. Wer nicht versteht, wie das Geldschöpfungsprivileg die Banken für die Wirtschaft lebenswichtig macht, kann weder verstehen noch abstellen, dass große Banken, die sich verzocken, vom Steuerzahler vor der Pleite gerettet werden müssen.
Unter den Buchtipps stellt deshalb auch das Thema Geldwesen einen Schwerpunkt dar. Unter der Rubrik „Über das Geld“ erläutere ich, wie in unserem Geldsystem Geld entsteht und wieder verschwindet und wer den Gewinn aus der Geldschaffung einstreicht. In „Die Macht am Main“ stelle ich die These auf, dass Technokraten aus EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds und insbesondere Notenbanken in einem kalten Coup die Macht im Euroraum an sich gerissen haben und die Demokratie immer weiter aushöhlen. Es ist geplant, die Texte aus diesen beiden Rubriken, die ich kapitelweise veröffentlichen werde, später zu einem Buch auszubauen.
Dogmen der Ökonomen, die die öffentliche Diskussion verseuchen, gibt es aber auch abseits des Geldwesens. Gegen diese will ich ebenfalls den Stachel löcken, indem ich jeweils am konkreten Beispiel genau bezeichne, wo mit falschen Annahmen gearbeitet wird, und was sich ändert, wenn man diese Annahmen durch realistische ersetzt.
Daneben finden Sie auf dieser Webseite Informationen zu meinen verschiedenen Funktionen als Buchautor, Handelsblatt-Redakteur, Co-Director der World Economics Association und Co-Editor des World Economic Review, sowie Vorsitzender des EZB-Schattenrats.
Anregungen und Kommentare sind hochwillkommen und ich werde darauf nach Möglichkeit eingehen, entweder bilateral oder öffentlich. Sie erreichen mich unter norbert.haering@hushmail.com. Wenn Ihnen die Seite gefällt, empfehlen Sie sie bitte weiter, wenn Sie sich daran reiben, gerne auch.
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Geld: Die Bank gewinnt immer
18. 01. 2014 | Im ersten Teil in der Rubrik „Über das Geld“ geht es um folgende Fragen: Warum werden Banken fast immer gerettet? Wer schafft unser Geld und wer profitiert davon? Wie unterscheidet sich unser Geldsystem von einem Schneeballsystem à la Bernard Madoff? Für den eiligen Leser hier eine Kurzfassung.
Buchbesprechung: Die Macht der einen Zahl
Eine Zahl zu ermitteln war den siegreichen Amerikanern nach dem zweiten Weltkrieg sehr wichtig; so wichtig, dass sie dafür einen führenden deutschen Statistiker aus der Sowjetisch Besetzten Zone entführten und in ein Ostberliner Amt einbrachen, um Unterlagen über den Industriezensus von 1936 zu stehlen. Die Zahl um die es ging, war das Bruttosozialprodukt. mehr
World Future Council berechnet volkswirtschaftliche Kosten der Sparsamkeit
Der World Future Council (WFC), eine in Hamburg ansässige, international bestens vernetzte gemeinnützige Organisation, reiht sich ein in die Phalanx der Kritiker der europäischen Sparpolitik. Anders als US-Regierung oder Internationaler Währungsfonds, die speziell Deutschland im Visier haben, betrachtet eine Studie der Lobbyorganisation das unter den Verhältnissen leben als globales Phänomen. Es geht auch nicht nur um die Austeritätspolitik in Reaktion auf die Staatsschuldenkrise. Vielmehr schreibt der Autor, dass die Welt schon seit 30 Jahren wirtschaftlich unter ihren Verhältnissen lebt.
Moscovicis Märchenstunde
Frankreichs Finanzminister Pierre Moscovici entführt die Leser des Handelsblatts am Dienstag mit einem Gastkommentar in eine Fantasiewelt. In dieser sind „die Regierungen nicht mehr gezwungen auf Kosten der Steuerzahler Banken über Wasser zu halten.“ Banken werden in dieser Fantasiewelt künftig selbst für die Rettung von ihresgleichen aufkommen müssen, weil „ein Schutzwall zwischen kostspieligen Bankenpleiten auf der einen Seite, Steuerzahlern und Sparern auf der anderen“ Seite errichtet worden ist. Zu danken haben wir das laut Moscovici dem französischen Präsidenten Hollande, der die Initiative für die Bankenunion eingebracht hat. Inzwischen habe man sich sogar mit dem anfangs skeptischen Wolfgang Schäuble geeinigt. Alle diese Behauptungen, die Moscovici an prominenter Stelle den deutschen Lesern des Blattes darbringt, sind falsch.
EZB-Schattenrat hält weitere Maßnahmen der EZB für notwendig.
Am Montag den 7. Januar 2014 tagte der EZB-Schattenrat per Telefonkonferenz und debattierte darüber ob weitere geldpolitische Maßnahmen zur Beilegung der Krise nötig sind, und wenn ja, welche. Das Ergebnis: Die Mehrheit hält zusätzliche Maßnahmen zur Konjunkturbelebung für nötig, über das Welche herrscht aber kein Konsens. Die größte Zustimmung fand die Idee neuer Langfristkredite der EZB für die Banken, aber nur für diejenigen, die ihre Kreditvergabe an die Wirtschaft in erwünschter Weise ausdehnen. Weniger Fürsprecher und mehr Gegner hatten die Vorschläge, (i) den Leitzins, zu dem sich die Banken bei der EZB Geld leihen können, auf null zu senken und den Einlagenzins, zu dem sie