Ifo-Institut veröffentlicht Schrottstudie, wonach Zuwanderung nicht zu mehr Kriminalität führt

18. 02. 2025 | Migration und Kriminalität ist ein bestimmendes Thema im Bundestagswahlkampf, zum Verdruss vieler Arbeitgeber, die Maßnahmen zur Begrenzung des Zustroms billiger Arbeitskräfte fürchten. Das Forschungsinstitut Ifo zeigt sich hilfsbereit und stellt in einer aktuellen Studie fest, dass mehr Migration angeblich nicht zu mehr Kriminalität führt. Kaum ein statistischer, grafischer und semantischer Trick bleibt dafür ungenutzt.

Das Ifo-Institut aus München hat fünf Tage vor der Wahl eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass mehr Migration nicht zu mehr Kriminalität führt. Das Institut stemmt sich damit ausdrücklich gegen eine politische Tendenz in Richtung Migrationsbegrenzung, die nach AfD und BSW inzwischen auch die Union voll erfasst hat. Das Institut zitiert und beklagt Aussagen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, man müsse „Migration begrenzen und damit die innere Sicherheit verbessern“ und von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, man hole sich durch die Zuwanderung „Probleme ins Land“.

Die Antwort des Instituts auf die Titelfrage der Studie: „Steigert Migration die Kriminalität?“ ist ein überraschend klares Nein. Sie lautet zum einen:

„Die Ergebnisse zeigen, dass die höhere Kriminalitätsrate von Ausländern überwiegend durch ortsspezifische Faktoren, etwa ihre Konzentration in Ballungsräumen mit hoher Kriminalitätsdichte, erklärt wird.“

Ausländer haben danach das Pech, in Städten und Kreisen zu leben, die ihre Einwohner kriminell werden lassen. Außerdem findet das Institut:

„Im Zeitraum 2018-2023 lässt sich kein Zusammenhang zwischen einer Veränderung im regionalen Ausländeranteil und der lokalen Kriminalitätsrate nachweisen.“

Hohe Ausländerkriminalität ohne Wirkung

In Anbetracht der Informationen zur Ausländerkriminalität im Vergleich zur Kriminalität der Deutschen, die man der Studie entnehmen kann, ist das Ergebnis ausgesprochen überraschend. So liest man gleich zu Anfang, dass Ausländer in der polizeilichen Kriminalitätsstatistik stark überrepräsentiert sind. Ihr Anteil an allen Verdächtigen bei Straftaten ist dreimal höher als ihr Anteil an der Bevölkerung.(Aufenthaltsvergehen sind dabei nicht eingerechnet.)

Das Ifo-Institut macht deutlich, dass es sich der Wahlkampfrelevanz des Themas voll bewusst ist, indem es daraufhin schreibt:

„Der Befund nährt die Sorge, Migration könnte die Sicherheit aufgrund einer höheren Kriminalitätsneigung von Ausländern gefährden. Sicherheitsbedenken sind im aktuellen Wahlkampf zentrales Argument für die Begrenzung der Zuwanderung.“

Bevor wir dazu kommen, wie Ifo zu seinem überraschenden Ergebnis kommt, noch ein paar Befunde:

Abbildung 2c lässt sich entnehmen, dass die Ausländerkriminalität in allen Kreisen höher ist als die der Deutschen. Ein steigender Ausländeranteil geht mit steigender Kriminalität bei Ausländern und bei Deutschen einher. Die Zunahme bei Ausländern ist aber deutlich stärker.

Beide Tatsachen werden optisch vernebelt, indem Ifo die Achsen bei Deutschen und Ausländern bei unterschiedlichen Werten beginnen lässt, sowie dadurch, dass die Abstände zwischen den Zahlenwerten auf der waagerechten Achse gut doppelt so lang sind wie auf der senkrechten Achse. (Zweiten Halbsatz am 20.2. hinzugefügt.)

Abbildung 4 zeigt: Je höher der Ausländeranteil in einem Kreis, desto mehr Straftaten (je 1000 Einwohner) gibt es.

Die faulen Tricks

Ein erster Trick des Instituts besteht darin, nicht die Leitfrage im Titel zu beantworten, ob Zuwanderung zu mehr Kriminalität führt, sondern eine ganz andere Frage, nämlich, ob die Zuwandernden eine höhere Neigung zur Kriminalität haben, als nach Alter, Geschlecht und Wohnort vergleichbare Deutsche.

Die Zuwanderer sind zu einem deutlich höheren Anteil als die Deutschen männlich und jung. Die Kriminalitätsrate bei jungen Männern ist höher, auch bei Deutschen. Die Zuwanderung führt aus diesem Grund zu höherer Kriminalität, auch wenn die Zuwanderer vielleicht keine höhere Kriminalitätsneigung haben als vergleichbare Deutsche.

Großstädte haben eine höhere Kriminalitätsrate (Strattaten je 1000 Einwohner), auch bei Deutschen. Die Zuwanderer leben zu einem überproportionalen Anteil in Großstädten. Aus diesem Grund wäre es – mit Einschränkungen – legitim, diesen Faktor herauszurechnen. Ich schreibe „mit Einschränkungen“, weil die Zuwanderung allein schon dadurch ein  Kriminalitätsproblem schafft, dass Zuwanderer in die großen Städte drängen und dadurch deren erhöhtes Kriminalitätsaufkommen noch verstärken.

Aber das größere Problem ist: Der Anstieg der Kriminalitätsrate mit der Bevölkerungsdichte ist bei Deutschen deutlich weniger ausgeprägt als bei Ausländern. Würde man die Kriminalitätsrate der Ausländer nur um den Faktor nach unten korrigieren, der die höhere Kriminalität in Städten bei den Deutschen ausgleichen würde, so käme man damit nicht weit.

Also zieht das ifo-Institut die Arbeitslosenquote aus dem Hut. Diese spiegele „grob die regionale wirtschaftliche Lage und die Chancen auf legale Verdienstmöglichkeiten wider.“ Wenn Zuwanderer also in Städten mit hoher Arbeitslosenquote leben, wird ihre Kriminalitätsrate kleiner gerechnet.

Auf den ersten Blick klingt das nicht unvernünftig. Es ist aber ein hochgradig unseriöser Trick. Denn wenn die hohe regionale Arbeitslosigkeit allgemein zu mehr Kriminalität führt, dann macht sich das auch bei der Inländerkriminalitätsrate bemerkbar. Diese reicht dann als Korrekturfaktor. Wenn eine hohe Zuwanderung von Ausländern zu einer höheren Arbeitslosenquote führt, vor allem bei Ausländern, und dadurch zu mehr Kriminalität, vor allem bei Ausländern, dann ist es nicht legitim, die dadurch verursachte Ausländerkriminalität herauszurechnen.

Damit haben wir aufgedeckt, wie das Ifo-Institut im sogenannten Querschnittsvergleich zu dem überraschenden Ergebnis kommt, dass die höhere Kriminalität in Kreisen mit höherem Ausländeranteil nicht daran läge, dass Ausländer krimineller sind. Das Institut hat dafür eine andere Frage beantwortet als im Titel gestellt und mit faulen Tricks die höhere Kriminalität der Ausländer lokalen und demographischen Faktoren zugerechnet.

Das Institut kommt daneben bei einem Vergleich im Zeitablauf zu dem ebenso überraschenden Ergebnis, dass mehr Zuwanderung nicht zu mehr Kriminalität geführt habe. Im Groben ist der Trick derselbe: die Zunahme der Kriminalität wird weggerechnet, indem sie auf die allgemeinen Umstände zurückgeführt wird. Umgesetzt wird er in diesem Fall durch „fixe Effekte für Jahre und Kreise“.

Die „fixen Effekte für Jahre“ sind „jahresspezifische Schwankungen, die alle Kreise gleichermaßen betreffen“. Mit anderen Worten: Wenn in allen Kreisen die Zuwanderung hoch und die Zunahme der Kriminalität auch hoch ist, so wird das herausgerechnet. Das dürfte den Großteil der Kriminalitätszunahme statistisch beseitigen, denn Asylbewerber und Menschen mit Schutzstatus wurden ja einigermaßen gleichmäßig auf die Kreise verteilt. Daneben gibt es noch fixe Effekte für Demographie und Bevölkerungsdichte, deren Wirkungsweise in die gleiche Richtung geht.

Wem dient es?

In seinen Politikvorschlägen und seinem Fazit zeigt das Institut wieder einmal sein sehr großes Herz für die Sorgen und Nöte der Arbeitgeber. Man könne die Ausländerkriminalität senken, indem man Zuwanderern schneller und leichter eine Arbeitserlaubnis gibt, ihre heimischen Abschlüsse großzügiger und schneller anerkennt und ihnen erlaubt, dorthin zu ziehen, wo Arbeitskräfte gesucht werden. Denn: „Deutschland kämpft mit massivem Fachkräftemangel.“ Mit Deutschland meint das Institut Unternehmen, die Arbeitskräfte suchen, die bereit sind, zum Mindestlohn zu arbeiten. Lieber noch unterhalb des Mindestlohns natürlich. Aber mit seinen ebenso intensiven wie unseriösen Bemühungen, den Mindestlohn zu Unrecht als Jobkiller zu verunglimpfen, konnte sich das Ifo-Institut seinerzeit leider nicht durchsetzen.

Fazit

Ein Forschungsinstitut, das so arbeitet, braucht keiner, außer den Arbeitgebern. Es sollte kein öffentliches Geld mehr bekommen.

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