Der Soros-finanzierte European Council on Foreign Relations warnt die Berliner Elite, dass sie sich mit ihren Nord-Euro-Plänen verschätzt. Grexit könnte Griechenland nützen und es zum Vorbild statt zum abschreckenden Beispiel für Podemos, Sinn Fein und Co. machen. Der Schluss aus dieser Erkenntnis wirkt auf den ersten Blick bizarr…
In einem Beitrag für den mit Geld des Hedge-Fonds-Milliardärs George Soros gegründeten European Council on Foreign Relations bestätigt Senior Policy Fellow Sebastian Dullien die Vermutung, die ich im Februar aufgeschrieben hatte: Wichtige Teile der Berliner Regierung und wohl auch der Brüsseler Politikelite wollen es darauf ankommen lassen, Griechenland aus dem Euro zu werfen, damit es als abschreckendes Beispiel dienen kann und über die dadurch provozierte Ansteckungsgefahr hilft, im Rest der Währungsunion den widerstrebenden Parlamenten weitere Schritte hin zum europäischen Föderalstaat aufzunötigen.
Bei Dullien liest sich das unter der Überschrift „Is the German Elite miscalculating the fallout from Grexit“ folgendermaßen (meine Übersetzung):
„Hinter vorgehaltener Hand sagen einige Amtsträger sogar, dass ein Grexit eine gute Sache sein könnte. Erstens würde er anderen Euro-Ländern und deren Wahlvölkern eine Lehre erteilen. Wenn Griechenland aus dem Euro-Raum gedrängt wird, wird seine Wirtschaft in eine noch tiefere Krise und eine Hyperinflation geraten: niemand bei Verstand würde nochmal mit der Idee spielen, den Euro zu verlassen und Wähler von Spanien über Italien bis Frankreich würden davon abgehalten, für Populisten zu stimmen, die Sparpakete oder gar die Euro-Mitgliedschaft in Frage stellen Nach dieser These wäre ein Rückschlag für Griechenland unter der Syriza-Regierung auch ein Schlag gegen Podemos in Spanien, den Front National in Frankreich und Sinn Fein in Irland. Außerdem könnte man sogar die Gelegenheit ergreifen, eine weitere Integration des Euro-Raums durchzudrücken. Wenn die Märkte sich nach einem Grexit gegen schwächere Mitgliedstaaten wenden, gibt es vielleicht weniger Widerstand bei den übrigen dagegen, weitere Souveränitätsrechte über Haushaltsfragen nach Brüssel abzugeben.“
Ob sie sich dabei nicht vertun, warnt Dullien. Am Beispiel Argentinien argumentiert er, dass das Abschütteln der monetären Zwangsjacke eines Festkurssystems relativ schnell zu einer wirtschaftlichen Belebung führen könne.
Das bizarr-spannende daran ist, was Dullien aus dieser Erkenntnis macht. Es folgt nicht etwa ein Appell an die griechische Führung, den Euro zu verlassen und an die europäischen Eliten, Griechenland in Frieden ziehen zu lassen. Im Gegenteil: es folgt ein Aufruf, den Austritt Griechenlands auf jeden Fall zu vermeiden.
„Was glauben Sie, passiert mit den euroskeptischen Populisten im übrigen Euro-Raum, wenn die griechische Wirtschaft sich innerhalb eines Jahres nach dem Austritt erholt? Und wenn ein solcher Euro-Austritt keine Furcht mehr unter den peripheren Ländern auslöst, wie kann man dann die Finanzmärkte davon überzeugen, dass die Exit-Option nur und ausschließlich im Fall Griechenland gegeben war?“
Der Euro muss also auf jeden Fall gerettet werden, aus Gründen, über die sich jeder selbst Gedanken machen darf. Wirtschaftliche Gründe und die Wünsche der Wähler sind es offenbar nicht.
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