Der Verbraucherzentrale Bundesverband antwortete auf meine Anfrage vom 17. Juli, ob für ihn der Smartphone-Zwang an vielen DHL-Packstationen eine Form von Altersdiskriminierung darstellt, und ob er etwas dagegen zu tun plane, das Thema Post und Pakete behandelten die Verbraucherzentralen der Länder. Ich möge mich etwa an das in NRW wenden, was ich tat.
Die Antwort aus NRW lautetete, man könne sich dazu derzeit nicht äußern, „weil wir keine aktuelle Untersuchung zu DHL durchgeführt haben“. Die Inaktivität und das Desinteresse der Verbraucherschützer sind sehr verwunderlich, wurde doch die DHL schon 2023 mit beträchtlichem Medienecho von Digitalcourage für den App-Zwang bei Packstationen mit dem Negativpreis BigBrotherAward ausgezeichnet. Das Desinteresse scheint auch in den anderen Bundesländern vorzuherrschen. Eine Netzsuche erbrachte zum Beispiel eine recht aktuelle Seite der Verbraucherzentrale Niedersachsen zu „Ärger mit Paketdiensten“ auf der das Thema App-Zwang durch DHL nicht vorkommt.
Meine erste spekulative Erklärung dafür war, dass die Verbraucherzentralen in staatlichem Auftrag arbeiten und maßgeblich aus Steuergeldern finanziert werden. Sie sind also auf ein gutes Verhältnis mit der Regierung angewiesen. Und der Bund ist nun mal der größte Anteilseigner von DHL. Doch dann las ich bei der Recherche zu einem kürzlich erschienen Beitrag zum Thema Erstaunliches über den Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Die Bundesnetzagentur ist bei Post und Energie für Verbraucherschutz und Regulierung zuständig. Und ihr Chef war ausgerechnet bis zu seiner Berufung durch Robert Habeck 2022 acht Jahre lang Vorstand und Repräsentant des Verbraucherzentrale Bundesverband
Ein ausgewiesener „Verbraucherschützer“ wurde also an die Spitze der für Verbraucherschutz in Postdingen zuständigen Regulierungsbehörde gesetzt und fand nichts daran auszusetzen, dass das von ihm beaufsichtigte marktbeherrschende Unternehmen alte und datenschutzaffine Menschen mutwillig diskriminiert. Und der Verbraucherzentrale Bundesverband hätte, wenn er die Praxis von DHL öffentlich kritisiert hätte, gleichzeitig die eklatante Untätigkeit ihres langjährigen Vorstands und Repräsentanten kritisiert. Das wollte man offenbar nicht und hat lieber die diskriminierten Paketempfänger im Stich gelassen,
Auch andere Verbände schweigen
Auch die Senioren-, Behinderten-, und sonstigen Verbraucherverbände sind überwiegend untätig. Jedenfalls äußern sie sich nicht öffentlich. In Sachen Digitalzwang durch die Bahn ließen sie sich – verspätet zwar, aber doch – zum Jagen tragen und veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung, in der sie den willkürlichen Smartphone- und Internetzwang kritisierten. Das sollte auch beim Thema Smartphone-Zwang durch DHL möglich sein
Schreiben Sie also gern an die Verbraucherzentralen und die anderen Verbände, idealerweise die, von denen Sie vertreten werden, und fordern sie höflich auf, die Interessen von Alten, Behinderten und datenschutzbewussten Menschen gegenüber DHL, der Bundesnetzagentur und den Politikern dahinter zu vertreten.