7. 08. 2016 | Viele setzen große Hoffnungen in Kryptowährungen wie Bitcoin, sowohl was die Wahrung ihrer finanziellen Privatsphäre angeht, als auch in Sachen Reform des Geldsystems. Was dabei gern übersehen wird: Das Blockchain-Protokoll von Bitcoin ist extrem ineffizient.
Bei Bitcoin und anderen Krypto-Währungen wird dezentral Buch über alle Transaktionen geführt. Das macht das System sehr sicher. Damit man sich auf die anonymen Adressen auch verlassen kann, die Transaktionen verifizieren, müssen diese für die Verifizierung Computer-Rechenzeit einsetzen. Wenn Verifizierung kostenlos wäre, könnten übelwollende Menschen oder Institutionen massenhaft Teilnehmeradressen schaffen und mit diesen einen falschen Nutzerkonsens über die Authentizität von Transaktionen herstellen.
Verschiedene Nutzer versuchen sich jeweils gleichzeitig an der Verifizierung, aber nur der Erste bekommt die ausgesetzte Belohnung. Wie John Barrdear und der Research-Chef der Bank von England, Michael Kumhof, in einem aktuellen Arbeitspapier zu Kryptowährungen darlegen, steigt die Wahrscheinlichkeit, Erster zu werden, mit der eingesetzten Rechenkraft. Das schaffe einen Anreiz, zum übermäßigen Einsatz von Rechenzeit. Da Koordination nicht möglich ist, werde ein aus gesellschaftlicher Sicht weit übertriebener Aufwand betrieben. So können nur sieben bis 10 Transaktionen pro Sekunde abgewickelt werden, etwa 3500 pro Stunde, was allenfalls für eine mittelgroße Stadt ausreichen würde. Trotzdem war Schätzungen zufolge der Verbrauch an elektrischer Energie des Bitcoin-Netzwerks schon im Jahr 2014 etwa so groß wie der Irlands. Bis 2020 könnte es trotz geringer Leistungsfähigkeit beim Stromverbrauch mit Dänemark gleichziehen.
„Allein schon deshalb“, schreiben Barrdear und Kumhof, „glauben wir, dass Digitalwährungen nur dann einen Gewinn für die Gesellschaft darstellen können, wenn langfristig eine andere Methode entwickelt und angewandt wird, um das Problem [der Transaktionsverifizierung] zu lösen.“
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