US-Geheimdienst lässt Gefahr für Dollar-Dominanz untersuchen und Libra macht Ex-Leiter der US-Finanzsanktionen zum CEO.

9. 05. 2020 | In einem Beitrag im Handelsblatt berichte ich heute über die Ernennung des ersten CEO der Libra Association, und möglicherweise nicht ganz unabhängig davon, eine Ausschreibung des Direktors der US-Geheimdienste für ein Forschungsprojekt zur Gefährdung des Status des Dollar als Weltleitwährung durch Kryptowährungen wie Libra oder eine chinesische Digitalwährung.

Der Handelsblatt-Beitrag heißt: „Wie die USA ihre Dollar-Weltwährung ins Zeitalter von Libra retten will„. (Die zeitweisen Probleme des Handelsblatt-Servers scheinen behoben.)

Die Ausschreibung des Office of the Director of National Intelligence hat den Titel „Evaluating the Impact of U.S. Dollar Losing its Status as World Reserve Currency

Die Pressemitteilung der Libra-Association vom 6. Mai zu ihrem künftigen Chef trägt den Titel: „The Libra Association appoints Stuart Levey as CEO

In der Ausschreibung der Geheimdienste zur Dollar-Dominanz heißt es in meiner Übersetzung:

„Dass der Dollar die Weltreservewährung ist, bringt viele Vorteile für die nationale Sicherheit der USA. Jede internationale Transaktion, die in Dollar abgewickelt wird, gibt den USA rechtliche Handhabe gegen Finanzverbrechen vorzugehen, die mit diesen Transaktionen in Zusammenhang stehen, einschließlich Terrorunterstützung und Verbreitung von Massenvernichtungswaffen. Außerdem ermöglicht es den USA effektiv Sanktionen gegen bestimmte Einheiten (entities) zu verhängen, die internationale Gesetze oder Verträge brechen, oder die die Fähigkeit haben, Instabilität in den globalen Märkten zu verursachen. Die USA üben ihre internationale Vorherrschaft zu einem nicht geringen Teil dank ihrer Finanzmacht und dank ihrer Finanzbehörden aus. Jedoch gibt es viele Bedrohungen für den Dollar und seinen Status als Weltreservewährung. Länder wie China und Indien haben große, wachsende Volkswirtschaften, die mit dem US-Wirtschaftswachstum konkurrieren könnten. Viele Kryptowährungs-Enthusiasten sagen voraus, dass entweder eine globale Krypotwährung oder eine nationale Digitalwährung den Dollar unterminieren könnten.

Das mit den Gefahren auch konkret Libra gemeint ist, erschließt sich daraus, das Finanzminister Mnuchin 2019 das Libra-Projekt als Bedrohung für die nationale Sicherheit bezeichnete.

Dass nun die Wahl der Libra Association für ihren ersten CEO ausgerechnet auf Stuart Levey gefallen ist, dürfte die US-Regierung mehr als beruhigen. Diese Personalie dürfte bedeuten, dass Libra gewillt ist, statt einer potentiellen Gefahr für die Dollar-Vorherrschaft zu einem Gehilfen bei der Bewahrung derselben zu werden.

Levey ist derzeit noch Chefjustiziar der internationalen Großbank HSBC. Vorher war er unter Bush und Obama oberster Finanzsanktionierer der Regierung. Er war Erster Staatssekretär im Finanzministerium mit Zuständigkeit für finanzielle Aufklärung und Terrorabwehr. Laut Pressemitteilung der Libra Association hat er die US-Politik auf diesem Gebiet maßgeblich bestimmt.

Wichtig ist auch, dass die Libra-Währung laut aktualisierten Weißbuch von April zunächst nicht mehr an einen Währungskorb, sondern an einzelne große Währungen gekoppelt werden soll.

Im Handelsblatt-Beitrag führe ich das näher aus und spreche mit dem ehemaligen Wirtschaftsweisen Peter Bofinger über die Gefahr für die Dollar-Dominanz.

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