Bitcoin: Wie die EU mit Steuergeld eine Spekulationsblase befeuert (Mit Nachtrag zur Monetative)

2. 02. 2021 | Hören | Der Kurs von Bitcoin ist gegen Ende 2020 bis auf 40.000 Dollar hochgeschossen. Das lag auch daran, dass immer mehr sogenannte Fintechs das Spekulieren mit Bitcoin für die breite Masse der Anleger bewerben und einfach machen. Die EU fördert das mit Subventionen, trotz der Gefahren für Anleger und der Schäden für die Umwelt, die damit verbunden sind.

Bitwala, ein junges deutsches Finanztechnologieunternehmen oder kurz Fintech, empfängt Besucher seiner Website mit den (englischen) Sprüchen:

„Investieren Sie in Kryptowährungen und verdienen Sie 4,74% Zinsen im Jahr auf ihre Bitcoin.“

und:

„Handeln Sie direkt von Ihrem Bankkonto aus. Mit der Bitwala-App können Sie direkt aus Ihrem Bankkonto in Kryptowährungen investieren. Kaufen Sie Bitcoin oder Ether mit wenigen Klicks.“

Man wird eingeladen, für 30.000 Dollar pro Stück Bitcoin zu kaufen. Vielleicht sind sie ja in einem Monat 50.000 Dollar wert, vielleicht aber auch nur 10.000. Beides ist bei den bisherigen Kursschwankungen von Bitcoin nicht unwahrscheinlich.

Die EU findet es offenbar überragend wichtig, derartige Beihilfe zur Bitcoin-Zockerei zu fördern. Als Teil ihres Förderprogramms „Horizon 2020“ hat sie die Entwicklung der Software von Bitwala mit 50.000 Euro gefördert. Mehr Wert als das Geld ist für die Zockerbude wahrscheinlich der Anschein der Seriosität, den es vermittelt, wenn man auf der Website die EU-Flagge abbilden und „gefördert von der EU“ darunterschreiben kann.

Das Sprießen von derartigen Angeboten, die es auch für unerfahrene Privatanleger (ganz überwiegend Männer) einfach machen, mit Bitcoin zu spekulieren, wird von Experten (auch nur Männer) als ein wichtiger Grund für den Höhenflug der Kryptowährung angesehen.

Warum die Förderung der Bitcoin-Zockerei mit Steuergeld unter der Rubrik PRIORITY ‚Societal challenges‘ erfolgte ist nicht offensichtlich. Hierzu schreibt die EU: „Dieser Teil betrifft direkt die Politik-Prioritäten und gesellschaftlichen Herausforderungen, die in der Europa 2020-Strategie identifiziert wurden.“ Es heißt weiter, die Förderung konzentriere sich auf Gesundheit etc. (passt nicht), Nahrungsmittelsicherheit (passt auch nicht), sichere, saubere und effiziente Energie (mit Bitcoin-Transaktionen wird auf extrem ineffiziente Weise massenhaft Strom verbraucht, passt also überhaupt nicht), grüner Verkehr (auch nicht), Klima-Aktion, Umwelt, Ressourceneffizienz (wieder das Gegenteil von passend) und „Europa in einer sich wandelnden Welt – inklusive, innovative und nachdenkliche Gesellschaften“ (hm?) oder als letzte Option „Sichere Gesellschaften – Verteidigung von Freiheit und Sicherheit von Europa und seinen Bürgern“ (klingt eher nach Militär als nach Bitcoin).

Doch die Förderung von Bitwala unter diesem Prioritätenteil von Horizon 2020 ist kein Ausrutscher. Ich kam über die Veranstaltung Magic Future Money darauf. Von den vier in Frage kommenden Mitveranstaltern gehörten mit Bitwala und Bitbox (71.000 Euro) zwei zu den „Politik-Prioritäten und gesellschaftlichen Herausforderungen“ die die EU fördert. Wie viele es im Bitcoin-Startup-Universum sonst noch gibt, weiß ich nicht.

Auch die Monetative macht mit

Erstaunt hat mich auch, festzustellen, dass auch die Geldreformbewegung „Monetative“ die als Journalismus und Schreibwettbewerb getarnte Bitcoin-Werbeveranstaltung „Magic Future Money“ unterstützt. Auf Anfrage erklärte Monetative-Vorstand Klaus Karwat das damit, dass die Monetative angesprochen worden sei und „diesen Geschichtenwettbewerb über die Zukunft des Geldes nicht nur den Fans von neuen privaten Geldarten überlassen“ wollte. Man werde einen Sonderpreis stiften, der eine Geschichte prämiert, die öffentlich geschöpftes Geld beinhaltet und noch andere Merkmale, die programmatisch für die Monetative wichtig seien. Dieser Sonderpreis werde nicht, wie die anderen Preise, in Bitcoin, sondern in Euro ausgezahlt. Auf der Webseite des Wettbewerbst konnte ich allerdings nichts finden, was auf den Sonderpreis der Monetative und eine Sonderrolle der Monetative hinweisen würde.

Nachtrag (9.2.)

Klaus Karwat von der Monetative informierte mich:

„Der Organisator, der Journalist Friedemann Brenneis, teilte uns mit, dass es nicht wie ursprünglich vereinbart möglich sei, unseren Sonderpreis in Euro auszuzahlen. Das solle nur in „Zukunftsgeld“ geschehen, sonst erwarte er irritierte Nachfragen von Teilnehmern – er möchte das Konzept des Wettbewerbs deshalb nicht brechen. Unser Logo wird entfernt, es wird keinen Sonderpreis der Monetative geben.

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