Sehr geehrter Herr Häring, vielen Dank für die Anmerkungen. Ich gehe aufgrund meiner empirischen Beobachtungen davon aus, dass in der Vergangenheit einer nicht nachhaltigen Kreditvergabe der Geschäftsbanken in der Regel Zinssenkungen bzw. die Ausweitung der Zentralbankbilanzen vorangegangen ist (z.B. Japan, USA, Euroland). Auch in vielen Aufstrebenden Volkswirtschaften waren Kapitalzuflüsse und die Ausweitung der Geldbasis die Grundlage für nicht nachhaltiges Kreditwachstum und Krisen.
In Ostasien hat dies seit der Asienkrise auch dazu geführt, dass Zentralbanken eine übermäßige Kreditvergabe durch Sterilisierungsmaßnahmen gedämpft oder verhindert haben. Dies ist ein Beispiel dafür, dass Leaning against the Wind politisch möglich ist.
Ich kann mich durchaus mit dem Gedanken anfreunden, dass nicht nachhaltige Kreditvergabe (sozusagen exogen) aus dem Geschäftsbankensektor heraus erfolgen kann. In diesem Fall stellt sich aber die Frage, warum die Zentralbanken diesem Trend nicht entgegenwirken, sobald es zu Übertreibungen kommt. Dies sind aus meiner Sicht politische und nicht technische Gründe. Ich sehe es als wichtigste wirtschaftspolitische Aufgabe an, dass die Zentralbanken in Zukunft den Übertreibungen auf den Finanzmärkten wieder Grenzen setzen. Das würde zwar zunächst dämpfend auf die Konjunkturverlauf und Löhne wirken. Ich gehe aber davon aus, dass es wieder verstärkt zu einem Rückfluss der Kreditströme in den realen Sektor kommen würde, was diesem negativen Einkommenseffekt überkompensieren würde.