20. 10. 2014 | Neben Thomas Mayer, dem Ex-Chefvolkswirt der Deutschen Bank und Ex-Goldman-Sachs-Ökonom gibt es noch einen Thomas Mayer, einen Bürgerrechtler, der ein Buch über „Das Geldsystem der Zukunft“ geschrieben hat, zusammen mit Roman Huber. Das Buch mit dem Titel „Vollgeld“ hat auch gleich noch einen zweiten Untertitel: „Unser Weg aus der Finanzkrise“.
Um es vorweg zuschicken: Es ist aus meiner Sicht ein tolles Buch. Leicht zu lesen und ebenso präzise wie verständlich erklärt. Schon in der Ahnengalerie der Vollgeldbefürworter am Anfang gibt es Perlen zu entdecken, etwa Rolf Gocht, Direktoriumsmitglied der Bundesbank von 1967 bis 1975, der schrieb: „Die Ursache der unserer Geldordnung innewohnenden Instabilität liegt in der Entstehung von Geld und seiner Vernichtung durch den Bankkredit und dessen Tilgung.“ Dann wird in in elf recht knackigen Thesen die Entstehung der Finanzkrise ab 2007 und der europäischen Staatschuldenkrise ab 2010 in Zusammenhang mit dem Geldsystem erklärt. Dabei kommt auch die Rückwirkung auf die Politik, sprich die schleichende Entdemokratisierung der Entscheidungen nicht zu kurz.
Dann erklären die Autoren ganz sachlich und korrekt, wie das Geldsystem tatsächlich funktioniert. Sie klären auf über die beiden getrennten Kreisläufe von Zentralbankgeld, das unter den Banken, und Giralgeld, das in der Wirtschaft zirkuliert. Das ist etwas ganz anderes als der Unsinn, der immer in der Presse zu lesen ist und dem falschen Bild folgt, dass die Zentralbank den Banken Geld leiht, das diese an die Wirtschaft weitergeben.
Was man auch lernt in dem Buch, und was beim arglosen Leser ungläubiges Kopfschütteln auslösen dürfte, ist die erstaunliche Tatsache, dass es für dieses Geldsystem keine ordentliche rechtliche Grundlage gibt. Giralgeld ist, wie man auch bei der Bundesbank nachlesen kann, kein gesetzliches Zahlungsmittel. Eigentlich muss es niemand annehmen. Aber de facto muss man eben doch, wenn man es darauf ankommen ließe. Nur ist das eben gesetzlich nicht geregelt. „Hinter dem Schweigen der Gesetze steht, dass es niemals eine politische Diskussion und ein Gesetzgebungsverfahren zum Banken-Giralgeld gegeben hat“, stellen die Autoren richtig fest. Man könnte meinen, das ist schon okay so, weil sich das Bankengeld einfach von selbst durchgesetzt habe. Aber dem ist ja nicht so. Praktisch überall verdankte es seinen Status einer staatlichen Entscheidung, dass der Staat es für die Begleichung von Steuerschulden akzeptieren würde. Schuldscheine von Nichtbanken akzeptiert er dagegen nicht. Würde er das nicht tun, würde kaum jemand das Bankengeld haben wollen. „Bankgeldschöpfung passte zum 19. Jahrhundert: Aus Gewohnheit und mangelnder Phantasie blieb es dabei“ schreiben die Autoren.
Im zweiten Teil legen sie dann dar, das „Vollgeld“ die bessere Alternative wäre, also ein Geldsystem, bei dem nur der Staat via Zentralbank zusätzliches Geld schafft und die Geschäftsbanken zu reinen Kreditvermittlern werden. Verwirrt von falschen Darstellungen und Begriffen denken ohnehin die meisten Laien und sogar sehr viele Fachleute, dies sei unser heutiges System. Vollgeld allein löst zwar nicht alle Probleme dieser Welt auf einmal, wie Kritiker gern einwenden. Aber ein riesiger Fortschritt wäre es auf jeden Fall.