Sparkassen fahren Schmutzkampagne gegen Bargeld – trotz Angst vor dem digitalen Euro

26. 12. 2024 | Bei den Sparkassen haben sie offenbar Todessehnsucht oder nicht mehr alle Tassen im Schrank. Während Vertreter Deutschlands in Brüssel und Frankfurt darum streiten, dass der geplante Bargeldersatz digitaler Euro den Sparkassen nicht die Einlagen wegnimmt, fahren diese eine täuschende Schmutzkampagne gegen das Bargeld.

Rechtzeitig zur Saison der Weihnachtsmärkte starteten die Sparkassen in den sozialen Medien eine Schmutzkampagne gegen das Bargeld. Es ging um Verschmutzung des Bargelds und die Kampagne war schmutzig und hochgradig irreführend. So irreführend, dass man kaum anders kann, als den Verantwortlichen Täuschungsabsicht zu unterstellen.

In Beiträgen auf Instagram und anderen Social Media Plattformen verkündeten Sparkassen unter Verweis auf ein Dirty Money Project, wie unheimlich schmutzig und gesundheitsgefährdend Bargeld sei.

Instagram-Post der Sparkasse Dortmund, Dezember 2024

Der bedenkenlose Umgang mit Scheinen und Münzen sei nicht empfehlenswert, warnten die Sparkassen, denn diese seien wahre „Keimfallen“ und beherbergten jede Menge Pilze, Bakterien und Viren. Genetische Spuren von 3.000 verschiedenen Keimarten habe man in einer Probe im Rahmen des „Projekts“ gefunden.

Was die Sparkassen nicht sagen: Bei dem Projekt handelt es sich mutmaßlich um eine über zehn Jahre alte, simple Laboruntersuchung im Auftrag des Kreditkartenunternehmens Mastercard. Deren weltweit in großen Medienkampagnen verbreitete Schlussfolgerungen wurden seither von kompetenter Seite als alarmistische, offenkundig interessengeleitete Fehlinformation enttarnt. Es gibt aus gutem Grund keine wissenschaftliche Veröffentlichung dazu. Genspuren von Keimen bedeuten noch lange nicht, dass Keime in einer  Menge und in einem Zustand vorhanden sind, die krank machen können. Das deutsche Bundesamt für Risikobewertung, das Schweizer Bundesamt für Gesundheit, das RKI, die Deutsche Bundesbank und die Europäische Zentralbank haben Bargeld in der Corona-Zeit ausdrücklich als unbedenklich eingestuft. Bakterien betreffend merkte die EZB an, dass ihre Menge so gering ist, dass sie keine Krankheitssymptome verursachen könnten.

Bakterien und Viren sind allgegenwärtig. So allgegenwärtig, dass man beliebige Oberflächen untersuchen kann und fast immer jede Menge davon finden wird. Im Jahr 2014 untersuchten Forscher, wie viele Bakterien während eines Kusses mit Zungenkontakt übertragen werden: im Schnitt 80 Millionen. Und auf der menschlichen Haut leben gar 100 Milliarden Mikroben! Da nehmen sich gut 10.000 Keime auf einem Euro-Schein doch eher bescheiden aus. Wie die Wasserversorgung der Stadt Zürich in einer Publikation schreibt, enthält gesundes, nicht kontaminiertes Trinkwasser 20.000–150.000 Bakterien pro Milliliter. Stilles Mineralwasser aus der Flasche liege in der gleichen Größenordnung. Sauberes Seewasser zählt eine Million Bakterien je Milliliter.

Alle paar Jahre wieder unternimmt Mastercard einen neuen erfolgreichen Anlauf, die Schmutziges-Geld-Kampagne mit ihrem überaus dünnen Beleg in irgend einem Land wieder in die Medien zu bringen und von dort aus dann in möglichst viele andere Länder. 2020 war es in Deutschland die ING, die die Kampagne vor allem betrieb.

Angst vor dem digitalen Euro

Während die Sparkassen eifrig und mit unanständigen Mitteln daran arbeiten, dem Bargeld den Garaus zu machen, fürchten sie sich sehr vor dem, was stattdessen kommt und lassen ihre Fürsprecher gegen den digitalen Euro opponieren. EU-Kommission und Europäische Zentralbank (EZB) arbeiten an einem digitalen Euro als zweitem gesetzlichen Zahlungsmittel neben dem Euro-Bargeld. Er soll dem Abschied vom Bargeld juristisch und praktisch den Weg ebnen.

Der digitale Euro für jedermann bedeutet, dass man ein Konto mit sicherem Geld bekommt. Anders als normale Bankguthaben sind Guthaben in digitalen Euro kein Kredit an die Bank, sondern die Bank verwahrt sie nur treuhänderisch für den Eigentümer. Weil das einen Anreiz für Bürger schafft, all ihr Geld in nicht von Bankinsolvenzen gefährdete digitale Euro zu wechseln, ist geplant, die Menge, die man davon halten darf, zu begrenzen. 3.000 Euro sind als Obergrenze im Gespräch. Das hilft allerdings den Sparkassen viel weniger als den großen Geschäftsbanken. Sie haben nämlich sehr viele Kunden mit überwiegend niedrigen Guthaben. Die Sparkassen müssen also damit rechnen, relativ viel von ihren Einlagen an den digitalen Euro und damit an die EZB zu verlieren.

Vom deutschen EU-Parlamentarier Stefan Berger von der CDU, der Berichterstatter des Parlaments für den digitalen Euro war, hieß es, dass er viel Verständnis für die Ängste der Sparkassen hatte und die parlamentarischen Arbeiten am digitalen Euro bremste. Er warb für einen digitalen Euro nur für die Banken, nicht für das allgemeine Publikum. Er musste vor kurzem sein Berichterstatter-Amt aufgeben. Laut Politico stehen Vertreter Deutschlands an der Spitze einer Ländergruppe, die im Interesse der Sparkassen und Genossenschaftsbanken Widerstand gegen den digitalen Euro für Jedermann leisten.

Resümee

Die große Frage ist, warum sich die Sparkassen in einer solchen Situation vor den Karren der Bargeldfeinde spannen lassen. Die – auch aufgrund solcher Kampagnen – abnehmende Nutzung von Bargeld ist eines der Hauptargumente für die angebliche Notwendigkeit des digitalen Euro, vor dem sie sich so fürchten. Außerdem untergraben sie mit dem Kampf gegen das Bargeld auch ihre eigene Stärke den großen Banken und IT-Großkonzernen gegenüber. Denn bei allem was mit physischen Geschäftsstellen und Bargeld zu tun hat, sind Apple Pay und Co. sehr schlecht aufgestellt. Aber wenn sich alles (nur noch) digital erledigen lässt, werden sie die Sparkassen früher oder später vom Markt verdrängen.

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Meine wichtigsten Beiträge zum Krieg gegen das Bargeld und zum digitalen Euro.

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