Mastercard will sich den Missbrauch von Kundendaten patentieren lassen

Der führende internationale Kreditkartenanbieter Mastercard, stolzes Mitglied der Better Than Cash Alliance, hat in den USA einen aufsehenerregenden Patentantrag eingereicht. Das Patent soll ein Verfahren schützen, mit dem Mastercard aus den Daten über Einkäufe seiner Kunden deren Größe und Gewicht berechnen und diese Information an Fluggesellschaften verkaufen kann.

Das Verfahren ist recht einfach. Aus Käufen von Schuhen und Kleidern lässt sich relativ leicht auf Größe und Gewicht schließen, jedenfalls wenn der Betreffende nicht für andere einkauft. Gewisse Unschärfen sind wohl einzukalkulieren.

Die Nutzung soll natürlich nur im Interesse des Kunden sein. Die Fluggesellschaft soll in die Lage versetzt werden, dem Fluggast, der mit einer Mastercard-Kreditkarte bucht, einen passenden Sitz zuzuweisen, also für große Menschen einen mit mehr Fußraum, für Dicke Menschen einen breiteren, so vorhanden, auf jeden Fall aber einen, der nicht neben einem anderen Dicken ist.

Um nichts Illegales patentieren zu lassen, weist das Unternehmen im Antrag darauf hin, dass Datenschutzbestimmungen gegebenenfalls einzuhalten seien. In der Praxis heißt das meist, dass die Kunden mit weitreichenden Einverständnsiverlangen vor die Wahl friss-oder-stirb gestellt werden, sag ja und nutze eine Kreditkarte, oder sag nein und nimm den Zug – bestenfalls.

Dass die beabsichtigte Nutzung der Informationen über den Zahlungsverkehr wegen untauglicher Datenschutzgesetze vielleicht nicht illegal, auf jeden Fall aber missbräuchlich ist, ergibt sich daraus, dass die Fluggesellschaft die Kunden einfach nach ihrer Größe und ihrem Gewicht fragen könnte.

Die Kunden würden auf diese Frage möglicherweise oft nicht die Wahrheit sagen, mutmaßt Mastercard. Da jedoch die Wahrheit leicht nachprüfbar ist, ist das ein schwaches Argument. Jedenfalls ist es mit der Freiwilligkeit nicht weit her, wenn die Kunden sich einverstanden erklären sollen, dass Mastercard ihre Daten nutzt, um Fluggesellschaften etwas über sie zu verraten, was sie nicht freiwillig preisgeben wollen, oder was sich die Fluggesellschaft scheut, offen zu fragen.

Es steht der Fluggesellschaft frei, alle Sorten unterschiedlicher Sitzbreiten und Beinfreiheiten anzubieten, und das geschieht auch zunehmend.

Unabhängig davon hat Mastercard unfreiwillig denen einen Dienst erwiesen, die die Menschen für die große Gefahr sensibilisieren wollen, die mit der Abschaffung des Bargelds verbunden sind, und mit seinem Ersatz durch vollständig überwachten digitalen Zahlungsverkehr. Wir werden gläsern, und es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass unsere Daten missbraucht werden, je weniger wir eine Alternative haben, umso mehr.  

Fragen wir uns also: Was stellen die Kreditkartenanbieter und sonstigen Zahlungsverkehrsdienstleister heute schon mit unseren Daten an. Wer weiß alles, was wir wann von wem kaufen? Wer erfährt davon, wenn wir teure Klamotten und Schmuck für eine Frau kaufen, die nicht die uns angetraute ist. Nachdem gerade in einem Gerichtsverfahren in den USA aktenkundig wird, dass das FBI dort routinemäßig die Angestellten einer Computer-Reparaturkette als Informanten und Spione nutzt, die die Festplatten der Kunden ausforschen, sollte man wenig für unmöglich oder auch nur unwahrscheinlich halten.

Der Patentantrag wurde im Juni 2015 in San Francisco eingereicht und im Dezember 2016 veröffentlicht. Unter anderem Futurezone.at hat darüber berichtet.   [10.1.17]

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