Der EZB-Schattenrat, dem 15 hochkarätige Volkswirte aus Finanzinstituten und Hochschulen angehören, hat sich auf seiner letzten Sitzung mit der Frage befasst, ob die weithin erwarteten Staatsanleihekäufe durch die EZB die lahmende Wirtschaft wieder in Schwung bringen werden. Wenige erwarten sich in dieser Hinsicht viel von der Maßnahme. Dass die lahmende Kreditvergabe dadurch in Gang kommt erwartet niemand. Am meisten Hoffnungen ruhen auf dem Übertragungskanal Schwächung des
Wechselkurses. Allerdings warnten die Schattenräte vor der naiven Vorstellung, die importierte Inflation, die mit einem schwächeren Euro einhergeht, wäre an sich schon positiv, weil Deflation dadurch unwahrscheinlicher werde. Zwar steigt die gemessene Inflationsrate, aber wenn das durch Inflationsimport geschieht, bedeutet das nur höhere Kosten für die importierenden Unternehmen und Verbraucher. Was sie brauchen sind höhere Erträge und Einkommen, damit sie ihre Schulden wie geplant bedienen können. Worauf die Schattenräte hoffen ist vielmehr der positive Effekt auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit europäischer Anbieter gegenüber ausländischen. Allerdings wurde auch hier kritisch angemerkt, dass der Euro-Raum insgesamt schon einen hohen Handelsüberschuss hat. Das Problem sind die Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit zwischen den Mitgliedsländern. Und daran kann ein anderer Euro-Kurs nicht ändern.
Von vielen Seiten wurde besorgt angemerkt, dass die mengenmäßige Lockerung der Geldpolitik allein über das Aufblähen der Preise an den Vermögensmärkten, also vor allem Aktien, Anleihen, Immobilien, stattfindet. Das kann gefährliche Blasen verursachen und begünstigt die ohnehin schon Reichen.