Markus Linden und Die Zeit würdigen das „postfaktische Propagandamedium“ Nachdenkseiten zum 20. Jubliäum

9. 12. 2023 | Die Zeit würdigt die Nachdenkseiten zum 20-jährigen Jubliäum mit einem langen Gastbeitrag des Politikwissenschaftlers Markus Linden ohne Bezahlschranke, mit dem Titel „Wagenknechts Schreibbrigade“. Linden darf darin – ohne entsprechenden Hinweis – noch einmal die Argumente der „Studie“ ausbreiten, die er im Rahmen des vom grün geleiteten Familienministerium finanzierten Projekts „Gegneranalyse“ des grünen-nahen, stramm transatlantischen Zentrum Liberale Moderne erstellt hat. Dazu sind mehr als ein paar Worte zu Markus Linden angebracht.

Das unter dem eher harmlosen Stichwort „Gegenmedien“ staatlich geförderte, aber dann unter dem kämpferischen Namen „Gegneranalyse“ vermarktete Projekt, befasste sich ganz überwiegend mit den Nachdenkseiten. Das zeigt, wie ernst man dieses Medium in Berlin und darüber hinaus nimmt. Die Zeit vergaß leider, auf den Ursprung von Lindens spezieller Nachdenkseiten-Expertise hinzuweisen. Dabei hätten es die Leser sicherlich für die Einordnung hilfreich gefunden zu wissen, dass seine Expertise zu dem regierungskritischen Medium direkt von der Regierung bezahlt und vom Zentrum Liberale Moderne beauftragt wurde, das jede Menge Regierungsgeld aus allen möglichen Ressorts bekommt, einschließlich des Bundespresseamts.

Die Nachdenkseiten haben ausführlich über die äußerst fragwürdigen Umstände der Förderung dieses Diffamierungsprojekts des grünen Zentrums mit sehr viel Steuergeld berichtet.

Das Fazit von Lindens Beitrag lautet:

„Die NachDenkSeiten sind keine kritische Website, sondern ein fundamentaloppositionelles, mitunter sogar direkt postfaktisches Propagandamedium, welches unter dem Deckmantel der Friedensorientierung die Narrative des Putin-Regimes verbreitet.“

Das basiert auf einer Argumentation wie dieser:

„Aus der linken Kritik ökonomischer Verhältnisse und politisch-medialer Machtstrukturen wurde eine maßlos-enthemmte, ränderübergreifend anschlussfähige Erzählung über Fremdbestimmung, Öffentlichkeitskontrolle und diktaturähnliche „Fassadendemokratie“.“

Markus Linden ist so etwas wie ein Kettenhund der Staatsräson, der auf alles losgelassen wird, was staatswohlbedeutsame Narrative gefährdet. Dazu gehörte auch die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, nachdem diese anfing, sich coronamaßnahmen- und kriegskritisch zu äußern. Dazu schrieb ich seinerzeit:

„Es ist an und für sich unanständig, den mangelnden Erfolg einer Person zu betonen. Aber wenn diese Person, so wie Markus Linden in der Frankfurter Allgemeinen, sich daran stört, dass Ulrike Guérot „von der Universität für Weiterbildung im österreichischen Krems“ (keine renommierte Institution, will er andeuten) auf eine Professur in Bonn berufen worden ist, „obwohl sie seit vielen Jahren vorrangig als Publizistin in Erscheinung tritt, nicht als Wissenschaftlerin“, dann will man schon wissen, wer hier so hohe Standards anlegt. Der Lebenslauf des noch nicht ganz 50jährigen Politikwissenschaftlers weist aus, dass er in Trier studiert und dort auch 2006 den Doktortitel erworben hat, und seither, seit etwa 16 Jahren, als wissenschaftlicher Mitarbeiter an derselben Uni sein Dasein fristet und dabei an seiner inzwischen geglückten Habilitation, ebenfalls in Trier, gearbeitet hat. Seit zwei Jahren ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter mit dem Titel „außerplanmäßiger Professor““

Der Journalist Thomas Moser, den Linden im Rahmen seiner „Studie“ zu den Nachdenkseiten nebenher diffamierte, u.a. mithilfe eines erfundenen Zitats, verdächtigte Linden öffentlich, für einen Geheimdienst zu arbeiten. Dazu, und zu der Kritik an Lindens Falschbehauptungen, nahm dieser trotz mehrfacher Aufforderung nie Stellung. Moser schrieb:

„Ich habe in den letzten Tagen drei Mails an Markus Linden geschrieben und ihm die aufgeführten Fragen gestellt. In der letzten Mail vom 1. Juli habe ich ihn direkt gefragt: „Arbeiten Sie für den Verfassungsschutz oder einen anderen Nachrichtendienst, nehmen Sie von einem solchen Aufträge entgegen oder stehen Sie vielleicht sogar in einem Dienstverhältnis?“ So, wie es beispielsweise bei Lindens Kollegen, den Politikwissenschaftlern Thomas Grumke, Armin Pfahl-Traughber oder Helmut Müller-Enbergs der Fall ist (oder war.) Müller-Enbergs hat jüngst eine Podiumsdiskussion zwischen mir als dem Autor des Buches „Der Amri-Komplex“ und zwei ehemaligen Mitgliedern des Untersuchungsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus geleitet, ohne das Publikum darüber aufzuklären, dass er für die Spionageabwehr des Berliner Verfassungsschutzes arbeitet. (…) Linden hat auf meine Schreiben bisher nicht reagiert. Auch die Redaktion von Gegneranalyse.de, die ich ebenfalls zu einer Stellungnahme aufgefordert habe, übt sich bisher in Schweigen.“

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