Man soll die dpa nicht regierungsfinanziert nennen und ihre Faktenchecker nicht Zensoren

31. 03. 2025 | Die Nachrichtenagentur dpa reagiert mit einem Statement auf ihrer Netzseite auf Kritik, dass Zuwendungen vom Staat ihre Unabhängigkeit untergraben, und dass ihre „Faktenchecker“ Zensur betreiben. Die Vorwärtsverteidigung enthält Falschbehauptungen, Auslassungen und widersprüchliche Aussagen.

Am 10. März hatte ich geschrieben, dass Deutschlands marktbeherrschende Nachrichtenagentur „das Staatsgeld leugnet, das ihre Unabhängigkeit untergräbt“. Im Bericht der Faktenchecker-Zertifizierungsstellen IFCN zu dpa heißt es nämlich, auf Basis von dpa-Angaben:

„Die dpa ist eine unabhängige und zu 100 Prozent privatwirtschaftlich organisierte Nachrichtenagentur, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 1949 vollständig auf dem freien Markt finanziert. Wir erhalten keine Finanzierung oder Unterstützung von Staat, Politikern oder Parteien.“

Auf der Netzseite der dpa-Faktenchecker heißt es:

„dpa erhält keine staatlichen Subventionen oder sonstige finanziellen Zuwendungen. Sämtliche Einnahmen werden auf dem freien Markt erwirtschaftet.“

Tatsächlich erhält die dpa sehr wohl Zuwendungen vom Staat in Millionenhöhe. Es gibt staatliche Zuwendungen für von dpa ausgeführte Projekte. Das sind Gelder, die nach gängigem Verständnis nicht als „auf dem freien Markt erwirtschaftet“ gelten können.

dpa geht in Vorwärtsverteidigung

Inzwischen findet sich auf der Netzseite der dpa eine ausführliche Stellungnahme zu dem Vorwurf, die Agentur sei „staatsfinanziert“, nicht allerdings zu dem kaum zu widerlegenden Vorwurf der Lüge über den Sachverhalt. Auf meine Bitten um Stellungnahme vor Veröffentlichung meines Berichts vom 13. März hatte die dpa nicht reagiert.

Die Agentur schreibt nun unter dem Schlagwort „regierungsfinanziert?“:

„Immer wieder wird Kritik mit Narrativen vermischt, denen wir ausdrücklich entgegentreten, weil sie falsch sind. Dazu zählt vor allem der Vorwurf, die dpa sei „regierungsfinanziert“ oder „staatsfinanziert“.  (…) Finanzielle Zuwendungen von staatlichen Stellen, Unternehmen und Privatpersonen lehnt die dpa ab. Lediglich projektgebundene Förderungen nimmt die Agentur in einigen wenigen ausgesuchten Fällen und nur nach sorgfältiger Prüfung an.“

Man muss der Presseabteilung der dpa zugestehen, dass sie mit diesen Formulierungen gute Arbeit gemacht hat. Das Statement klingt überzeugend, bis man es sich ganz genau anschaut. In Vorwärtsverteidigung werden die Kritiker der Falschdarstellung beschuldigt und die eigene Lüge dabei unter den Teppich gekehrt. Ja, sie wird sogar wiederholt: Man nehme keine finanziellen Zuwendungen von staatlichen Stellen an. Dabei wird gleich danach eingeräumt, dass der Vorwurf stimmt, dass man, entgegen der gerade getroffenen Behauptung, Zuwendungen vom Staat annimmt, nämlich „projektgebundene Förderungen“. Letzteres entspricht exakt einer gängigen Definition von staatlicher Zuwendung, nämlich freiwillige, zweckgebundene Leistungen an Externe, „wenn der Bund ein Interesse daran hat, bestimmte … Projekte zu fördern“.

Die Verteidigungslinie läuft im Kern darauf hinaus, dass es zwar stimmt, aber nicht so viel sei und damit nicht so schlimm.

„Das Volumen der projektgebundenen Förderungen betrug von 2021 bis Ende 2024 rund 2,3 Millionen Euro. In diesem Zeitraum hat die dpa-Gruppe insgesamt einen Umsatz von rund 650 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Anteil der Förderungen beträgt damit nur 0,35 Prozent am Geschäftsvolumen.“

Doch selbst das stimmt nicht. Die dpa vergleicht hier die staatliche Finanzierung der dpa-Faktenchecker und von deren unmittelbarem Umfeld mit dem Umsatz der gesamten dpa-Gruppe. Das ist ein unredlicher Vergleich. Die staatlichen Zuwendungen machen mutmaßlich einen sehr großen Anteil des Budgets der Faktenchecker aus. Und die dpa-Faktenchecker, mit ihrer vielfach dokumentierten (siehe Anhang), übergroßen Neigung, allein die regierungsamtliche Sichtweise als die Wahrheit zu akzeptieren, sind in Hinsicht (fehlender) Unabhängigkeit ein besonders fragwürdiger Unternehmensteil.

Ich gelobe allerdings Besserung dahingehend, dass ich künftig nicht mehr von der „staatsfinanzierten Nachrichtenagentur dpa“ schreiben werde, sondern präziser von „den staatsfinanzierten Wahrheitsprüfern der dpa“.

Nicht erwähnt und aufgelistet werden im Gegenangriff der dpa die Zahlungen von der EU in unbekannter Höhe, vor allem für die Deutsch-österreichische Digitalmedien-Beobachtungsstelle GADMO, an der die dpa-Faktenchecker maßgeblich beteiligt sind. Insofern ist das Volumen der öffentlichen Zuwendungen mit 2,3 Mio. Euro zu niedrig angegeben.

Die sogenannten Faktenchecker der dpa behaupten ungeniert weiterhin unverändert auf der eigenen Netzseite unter dem Stichwort „Aufbau und redaktionelle Grundsätze der dpa“:

„dpa erhält keine staatlichen Subventionen oder sonstige finanziellen Zuwendungen. Sämtliche Einnahmen werden auf dem freien Markt erwirtschaftet.“

Hartnäckige Verbreitung von Falschaussagen, ausgerechnet durch die selbsternannten Wahrheitskontrolleure! Das hat was.

Wahrheitskontrolle ist keine Zensur

Unter der Überschrift „Ist  Faktencheck  Zensur?“ erklärt dpa außerdem, dass das, was die eigene Faktencheck-Redaktion macht, nichts mit Zensur zu tun habe. Man gäbe, im Gegenteil, den Menschen die Gelegenheit, sich zu informieren und sich ihre Meinung auf Basis von Tatsachen zu bilden, schreibt die dpa und ergänzt: „und zwar auch dann, wenn sie etablierte Medien nicht mehr gezielt konsumieren, sondern vor allem das lesen, was in ihren Social-Media-Timelines landet. “ Sprich: Menschen die völlig das Vertrauen in die Mainstream-Medien verloren haben, werden von einer Spitzeninstanz der Mainstream-Medien, der marktbeherrschenden Nachrichtenagentur, zwangsweise mit Warnhinweisen versorgt, die das diskreditieren sollen, was sie stattdessen lesen. Denn, wie dpa erklärt:

„Die dpa ist im Faktencheck-Bereich für mehrere soziale Netzwerke aktiv. Zu diesen Kooperationen gehört Monitoring, also das Identifizieren und Prüfen möglicher Falschbehauptungen, ebenso wie das Abgeben von Bewertungen.“

Die Plattformen bezahlen dpa aber keineswegs freiwillig für diese Dienstleistung. Sie werden durch Gesetze wie das Digitale-Dienste-Gesetz und durch erzwungene Wohlverhaltenskodizes dazu genötigt. Als Facebook-Chef Mark Zuckerberg im Januar ankündigte, die Verträge mit Wahrheitskontrolleuren in den USA zu kündigen, wurden ihm von Deutschlands oberstem Zensurbeauftragten, dem Chef der Bundesnetzagentur, große Schwierigkeiten angedroht, wenn er dasselbe auch in Europa wagen sollte.

Als gäbe es diesen Zusammenhang nicht, heuchelt dpa:

„Was die Plattformen mit den Ergebnissen der Faktenchecks anfangen – ob sie Inhalte labeln, per Algorithmus ausbremsen oder auch löschen, entscheiden sie selbst.“

Hier gibt die dpa indirekt zu, dass sie weiter oben durch Auslassung gelogen hat, als sie so tat, als würden ihre Wahrheitsprüfer nur für das „labeln“ von Inhalten sorgen, also das Hinzufügen von Warnhinweisen oder Kontext.

Die Behauptung ist noch wegen einer weiteren Auslassung unehrlich und täuschend. dpa ist wichtiger Teil des Netzwerks der von der EU eingerichteten und bezahlten European-Digital-Media-Observatories (EDMO). Dieses ist von der EU-Kommission beauftragt zu bewerten, wie gut die digitalen Medienplattformen ihren Verpflichtungen zur (zensorischen) Inhalte-„Moderation“ nachkommen. Was liegt da für die Plattformen mehr auf der Hand, als willfährig die von den dpa-Wahrheitsprüfern monierten Beiträge auszubremsen, mit Warnhinweisen zu versehen, oder ganz zu löschen, damit sie keinen schlechten Bericht von EDMO und dann teuren Ärger mit der EU-Kommission bekommen.

Da wirkt es wie Hohn, wenn dpa behauptet:

„Faktencheck hat daher nichts mit Zensur zu tun, im Gegenteil: Ein Faktencheck fügt einer Behauptung faktenbasierten Kontext hinzu, um Menschen die freie Meinungsbildung zu ermöglichen und vor Desinformation zu schützen.“

Die indische Regierung führt übrigens in einem Streit mit der Plattform X das gleiche Argument, es sei doch keine Zensur, sondern nur ein freundlicher Hinweis, wenn Regierungsbeamte über einen eigens dafür eingerichteten Kommunikationsweg auf  „schädliche“ Beiträge hinweisen, die auf der Plattform (noch) zu finden sind. Den äußerst dehnbaren Begriff „schädlich“, statt z.B. rechtswidrig, hat man sich in Indien offenbar von der EU abgeschaut, die ihn im Digitale-Dienste-Gesetz verwendet. Diese speziellen Meldekanäle für staatliche „Hinweisgeber“ gibt es übrigens nicht nur für Indien und nicht nur bei X.

Anhang: Beispiele für regierungstendenziöse dpa-Berichte

Regierungsfinanzierte Nachrichtenagentur DPA zeigt sich auch in der „Schwachkopf“-Affäre um Habeck loyal
16. 11. 2024 | Es dauerte drei Tage, bis sich die marktbeherrschende Nachrichtenagentur DPA am gestrigen Freitag herabließ, über die frühmorgendliche Hausdurchsuchung bei einem X-User zu berichten, der eine Bildcollage weitergeleitet (retweetet) hatte, in der „Schwachkopf – Professional“ unter einem Foto Robert Habecks stand. Der Grund dafür, dass das seit Tagen ein Aufreger in den sozialen Medien war, wird nicht thematisiert.

Nachrichtenagentur DPA liefert weiteren Beweis, dass sie ein Propagandamedium der Regierung ist
23. 07. 2024 | Nachdem eine kritische, freie Journalistin die von einem Hinweisgeber zugespielten ungeschwärzten RKI-Protokolle veröffentlicht hat, beweist die Nachrichtenagentur DPA erneut, dass sie bei sensiblen Themen keinen Journalismus betreibt, sondern Regierungspropaganda. Anstatt über den skandalträchtigen Inhalt der Protokolle zu berichten, bringt die Agentur ein Stück, in dem sie die Heimlichtuerei der Regierung schönredet und aus Regierungssicht die Journalisten, die im Gegensatz zu DPA, ihre Arbeit tun, herabsetzt.

Die regierungsfinanzierten Faktenchecker von DPA fallen vor Gericht auf ihre lange Nase
11. 07. 2024 | Das Landgericht Hamburg hat den sogenannten Faktencheckern der Nachrichtenagentur DPA untersagt, ihr negatives Urteil über den Beitrag „Zu Hochwassern fragen Sie das Umweltbundesamt“ auf der alternativen Nachrichtennetzseite achgut.com weiter zu verbreiten. Darin erfährt man, zum Missfallen der „Faktenchecker“, dass laut Umweltbundesamt entgegen dem Mediennarrativ Hochwasser nicht schlimmer werden, weder wegen des Klimawandels noch aus anderen Gründen.

OECD macht Smartphones für Bildungsrückgang verantwortlich – Medien drehen den Tenor um
10. 06. 2024 | Der Industrieländerclub OECD machte in einer Kurzstudie die übermäßige Smartphonenutzung für den Rückgang des Leistungsniveaus der Schüler verantwortlich, den die letzte OECD-Pisa-Schulstudie 2022 gezeigt hat. Die DPA verbreitet Fake News zu Vitamin D auf Basis einer Schrottstudie aus den USA.

Tagesschau verschleiert Faeser-freundlichen Pfusch der dpa bei Berichterstattung über Kalifatsdemo
5. 05. 2024 | In einem Bericht über Druck auf Heimatministerin Nancy Faeser, etwas gegen Kalifat-fordernde radikale Islamisten in Deutschland zu unternehmen, stellte Tagesschau.de Forderungen an Faeser als teilweise unbegründet dar. Das wurde stillschweigend geändert, mit falscher Angabe der Uhrzeit der neuen Textversion.

Der Totalitarismus der extremen Mitte und das betretene Schweigen der Mainstream-Medien
3 Leserbriefe | 28. 04. 2024 | Es fällt schwer zu entscheiden, was der schlagendere Beweis dafür ist, dass es mit der demokratischen Kultur in unserem Land steil bergab geht: Die Tatsache, dass der Thüringer CDU-Chef und Spitzenkandidat eine staatliche Lizenz für Äußerungen auf den sozialen Medien einführen will, oder die Tatsache, dass die Mainstream-Medien und praktisch das gesamte linke politische Spektrum diese totalitäre Ungeheuerlichkeit gnädig übergehen und totschweigen. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Nachrichtenagentur DPA.

Anti-Journalismus: Wie DPA die Ergebnisse der jüngsten Studie zur Masken-Wirksamkeit wegcheckt
3. 02. 2023 | Eine Studie kommt zum Ergebnis, das Maskenpflichten in der Praxis wenig bis keine Infektionsvermeidung bewirkt haben. Das stellt die Fortgeltung der Maskenpflicht für Besucher (nicht für Personal) in medizinischen Enrichtungen in Frage. Grund genug für die regelmäßig im Sinne der Obrigkeit agierenden „Faktenchecker“ von dpa, aktiv zu werden.

DPA zur Gesundheitsdiktatur: Peinliche Faktenchecks mit verräterischen Fäden zu den Hintermännern
18. 12. 2022 | In den letzten Monaten habe ich mehrmals zur drohenden WHO-Gesundheitsdiktatur geschrieben. Die Nachrichtenagentur dpa hat dem Thema einige selbst für ihre Verhältnisse sehr dünne Faktenchecks gewidmet. Das hat mich inspiriert, den dort ausgelegten Fäden zu den Hinterleuten der internationalen Faktenchecker-Mafia zu folgen.

DPA verbreitet Fake News zu Vitamin D auf Basis einer Schrottstudie aus den USA23. 05. 2021 | Hören | Anhand einer Studie von Mitarbeitern einer Labortest-Firma aus den USA hat die Deutsche Presseagentur Regionalzeitungen und Webportale mit der steilen Behauptung geflutet, Vitamin-D helfe nicht gegen Corona. Die Autoren haben Interessenkonflikte und ihre Studie sagt nicht aus, was der Bericht von dpa behauptet.