dpa und ZDF übernehmen Pressemitteilung eines Interessenverbands und verunglimpfen ältere Autofahrer

29. 04. 2025  | Der Versichererverband GDV vermittelt gezielt den Eindruck, dass von älteren Autofahrern eine zunehmende Gefahr im Straßenverkehr ausgeht. Dafür präsentiert er eine Statistik auf grob manipulativ verzerrte Weise. Die Nachrichtenagentur dpa und das ZDF vervielfältigen diese Verunglimpfung.

Vermittelt durch die Nachrichtenagentur dpa fand heute eine Pressemitteilung des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV) fast eins zu eins ihren Weg in die Berichterstattung des ZDF. Man sollte eigentlich meinen, ein recht auskömmlich mit Rundfunkbeiträgen ausgestatteter Sender könnte seinen Zwangskunden besseren Journalismus bieten, als Agenturmeldung zu veröffentlichen, welche Pressemitteilungen von Interessenverbänden nacherzählen. Wenn die Faktenchecker der dpa die Fakten der dpa vor Veröffentlichung checken würden, anstatt im Auftrag der EU das Internet nach regierungskritischen Meinungen und Informationen zu durchforsten, gäbe es weniger solch krasse Fehlleistungen der Nachrichtenagentur.

„Mehr Senioren verunfallen mit dem Auto“ ist die Pressemitteilung des Interessenverbands der Versicherer überschrieben. „Senioren öfter in schwere Unfälle verwickelt“ die Meldung des ZDF auf Basis von dpa.

Gänzlich unkritisch übernehmen dpa und ZDF die irreführende Behauptung der Versicherer, „gegen den Trend“ sei die Anzahl der schweren Unfälle unter Beteiligung von Autofahrern über 75 Jahre von 2013 bis 2023 um 26% gestiegen, während die Anzahl der Unfälle insgesamt um 12% zurückgegangen sei.

Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Die Anzahl der Führerscheinbesitzer über 75 Jahre und deren Fahrleistung hat sich im gleich Zeitraum nämlich verdoppelt. Bezogen auf die Anzahl der Führerscheinbesitzer ist die Unfallquote der Älteren damit, wenn ich richtig rechne, um  37% zurückgegangen.

Die Verdopplung der Anzahl der älteren Fahrer wird zwar in der Pressemitteilung und in deren Nacherzählung durch dpa und ZDF erwähnt, aber erst deutlich später und in erneut negativer Einkleidung, im Sinne von: Das Problem der gefährlichen älteren Autofahrer ist umso drängender als es immer mehr davon gibt. Diese Präsentation ist bewusste Hetze gegen eine Bevölkerungsgruppe durch einen interessengeleiteten Verband. dpa und ZDF machen die Erfüllungsgehilfen, indem sie das verbreiten.

Um wie viel die Unfallquote der jüngeren Fahrer bezogen auf deren Anzahl oder Fahrleistung zurückgegangen ist, lässt sich aus den mitgeteilten Daten nicht errechnen, da wir nicht erfahren, wie sich deren Anzahl verändert hat. Wegen der Bevölkerungsalterung und der Berichte, dass immer weniger junge Menschen sich einen Führerschein leisten können und wollen, wird die Anzahl der Autofahrer unter 75 Jahren wohl geschrumpft sein, auf jeden Fall weniger stark angestiegen als die der über 75-jährigen.

Ich will nicht in Abrede stellen, dass die Versicherer auch einzelne Statistiken anführen, die darauf hindeuten, dass die Verkehrssicherheit älterer Menschen abnimmt. Aber die Hauptaussage der Pressemitteilung ist grob und zielgerichtet irreführend. dpa und ZDF hätten das bemerken müssen.