Neue Runde im Krieg gegen das Bargeld (3): Australien folgt Indien, zum Wohl der Banken

Eine Woche nach der überfallartigen Bargeldschrumpfung durch die indische Regierung, leiden die Menschen dort immer noch sehr darunter. Doch die Großbank UBS drängt die australische Regierung, ebenfalls größere Geldscheine abzuschaffen, denn „es wäre gut für die Banken“ und die Citigroup akzeptiert ab nächste Woche in australische Filialen kein Bargeld mehr. Regierung und Notenbank scheinen mehr als willig.

Der Krieg gegen das Bargeld ist hervorragend international koordiniert. Weniger als eine Woche nachdem die indische Regierung über Nacht die Nutzung von 80 Prozent des Bargelds verbot, erklärte die US-Großbank Citigroup, sie werde künftig in ihren Filialen in Australien Ein- und Auszahlungen von Bargeld nicht mehr akzeptieren.

„Diese Umstellung auf bargeldlose Filialen unterstreicht unser Engagement für den digitalen Zahlungsverkehr“,

sagte die Chefin für Retailbanking der Citigroup Janine Copelin. Citigrup ist Teil der „Better-than-Cash-Alliance (Besser-als-Bargeld-Allianz), in der sie sich zusammen mit der Bill and Melinda Gates Foundation (Microsoft), Visa und Mastercard, US-AID und anderen weltweit für die Zurückdrängung des Bargelds einsetzt.

Nur einen Tag später veröffentlichte die Schweizer Großbank UBS eine Analyse in der sie die australische Regierung auffordert, es Indien nachzutun und die größeren Geldscheine aus dem Verkehr zu ziehen. Sie schreibt ganz offen, wem solche Aktionen letztlich dienen sollen: „Die größeren Banknoten abzuschaffen, wäre gut für die Wirtschaft und die Banken.“ Den UBS-Analysten zufolge würde das die Kriminalität reduzieren, die Steuereinnahmen erhöhen und zu einem kräftigen Anstieg der Bankeinlagen führen. Die beiden größten Noten zu 50-Dollar und zu 100-Dollar machen über 90 Prozent des Bargelds in Australien aus

Allein wenn der Gegenwert der 100-Dollar-Noten auf Bankkonten eingezahlt würde, würden die Haushaltseinlagen um vier Prozent steigen, schreiben die Analysten. Das würde ausreichen, damit die australischen Banken die Vorgaben der Aufsicht für die Liquidität in Relation zur Bilanzsummer erfüllen können.

Verwaltungsratspräsident der UBS ist Axel Weber. Dieser ist Mitglied in der Group of Thirty, vermutlich eine wesentliche Steuerungszentrale des Kampfes gegen das Bargeld. Ihr gehören viele weitere Anti-Bargeld-Kämpfer und Aktivisten an, wie Larry Summers, Ken Rogoff, Raghuram Rajan und Mario Draghi.

Ein grausames Sozialexperiment als Vorbild

Vielleicht ist Narandra Modi ja auch kein Despot, dem egal ist, wie es der großen Masse der minderbemittelten Menschen in seinem Land geht. Vielleicht hat er auch einfach keine Ahnung, wie und wovon sie leben, und war naiv genug, sich von einer Kabale um seinen vom IWF aus Washington gekommenen Notenbankchef (bis vor kurzem) Raghuram Rajan (und dessen vom IWF gekommenen Nachfolger) einwickeln zu lassen und die Menschen seines Landes als Versuchskaninchen für ein brutales Sozialexperiment im Dienste der Banken missbrauchen zu lassen. Darauf deutet jedenfall hin, dass er mit Tränen in den Augen sein Volk aufforderte, durchzuhalten. Ihm ist wohl inzwischen von den vielen Selbstmorden und von Krankenhäusern abgewiesenen armen Menschen berichtet worden, weil diese kein gültiges Bargeld zur Hand hatten. Ihm schwant wohl allmählich selbst, dass die Fähigkeit, ungültig gemachtes Bargeld in gültiges, neues umzutauschen in direkt umgekehrtem Verhältnis zum Einkommen und zum krimininellen Know-How der Bargeldhalter steht. Ob er mit einem Schlag 80 Prozent des Bargelds für ungültig erklärt hätte, ohne eine Chance, es zügig zu ersetzen, wen ihm seine Einflüsterer aus der Banken- und Notenbankcommunity das klar gemacht hätten? Vielleicht nicht.

Muss man es aber wirklich so ernst nehmen, wenn ein paar große internationale Banken nun auch in Australien für die weitgehende Beseitigung des Bargelds trommeln? Das muss ja nicht heißen, dass es bald so kommt. Oder? Leider doch. Diese Meinungsäußerungen und Aktionen sind bestellt. Auch die Europäische Zentralbank beschloss im Frühjahr in Rekordzeit den 500-Euro-Schein abzuschaffen, unter Verweis auf einen angeblichen „Konsens“, dass er eh nur für kriminelle Machenschaften genutzt werde. Dabe hatte es nichts gegeben, als einige Monate vorher das Trommeln der bekannten Bargeldabschaffer wie Larry Summers und Ken Rogoff in dieser Richtung, die Vorlage einiger windiger, zum Teil von diesen beauftragten Studien, und – erst ein paar Wochen vor dem Abschaffungsbeschluss der EZB – einige notorisch bankenhörige, willfährig-naive Politiker, die sich der Forderung anschlossen. Man muss schon extrem naive oder unwillig sein, um die Inszenierung nicht zu erkennen. Auch die australische Regierung und Notenbank wartet nur auf solche Signale des Anti-Bargeld-„Konsenses“.

Der Plan ist schon aus der Schublade

Im Februar hat das australische Finanzministerium eine Reihe von Artikeln in die wichtigste australische Zeitung gebracht, die dem Publikum erläutern sollte, warum das Bargeld abgeschafft gehört und abgeschafft werden wird. Der Titel des Beitrags des stellvertretenden Finanzministers lautete: „Kein Kleingeld: der Übergang zu einer bargeldlosen Gesellschaft ist der nächste Schritt für den Australischen Dollar.Begründung:

„Der Übergang wird zahllose Vorteile für alle Australier mit sich bringen, in Form von Bequemlichkeit und Sicherheit, und wird Milliarden an Transaktionskosten jedes Jahr sparen.“

Er beruhigte allerdings misstrauische Gemüter damals noch:

„Jedoch wird der Übergang zur bargeldlosen Gesellschaft getrieben sein von Konsumenten und Unternehmen, die die für sie besten Zahlungsmethoden wählen.“

Da die Konsumenten sich nicht äußern und sich nicht immer im Sinne der Bargeldabschaffer verhalten, braucht es wenigsten Unternehmen wie die Citigroup und UBS, die ihre Präferenzen lautstark demonstrieren oder erklären, damit man sich hinter ihnen verstecken kann.

Der australische Notenbankchef Philip Lowe ist ein gut integriertes und angesehenes Mitglied der internationalen Notenbankercommunity mit guten Kontakten zu den prominentesten Bargeldabschaffern. Er hat wie Ken Rogoff, Larry Summers und Mario Draghi am MIT in Massachusetts studiert und ist Mitglied im Steuerungsausschuss des Financial Stability Board bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, unter Vorsitz von Mario Draghi. Mitglieder sind auch die sich engagiert für die Abschaffung des Bargelds einsetzenden Institutionen Weltbank und EU-Kommission.

Vorschau:

Neue Runde im Krieg gegen das Bargeld (4): EU-Kommission will Reste von Privatsphäre im Internet ausmerzen.

Für den Fall, dass jemand daran zweifelt, dass die Beseitigung jeglicher Privatsphäre in Gelddingen das Ziel der Anti-Bargeld-Aktivisten ist, und nicht bloß ein Nebeneffekt, der sollte sich mit den Vorschläge der EU-Kommission für die Überarbeitung der Vierten EU-Geldwäscherichtlinie befassen.

Folge 1: Neue Runde im Krieg gegen das Bargeld: Ab jetzt macht die Bundesbank mit

Folge 2: Neue Runde im Krieg gegen das Bargeld (2): Bargeldabhebung wird teuer, Medien werben um Verständnis und Indien erklärt Bargeld für ungültig

Folge 4: Folge 4: Neue Runde im Krieg gegen das Bargeld (4): EU-Kommission will letzte Reste von Privatsphäre im Internet ausmerzen

Dossier zu Bargeldabschaffung und Widerstand

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