Re: Stimmt es wirklich, lieber Wolfgang Münchau, …

 Guten Tag Herr Häring, Zum Thema Geldschaffung der Geschäftsbanken haben Sie schon viel geschrieben. Das interessiert mich besonders, da ich in einer Regionalbank arbeite. Aber was passiert eigentlich in Investmentbanken im Rahmen der Emission neuer Anleihen für ein Unternehmen? Wie werden hier die Konten angesprochen, welche Art von Geld fließt in welcher Abfolge von wem zu wem?

ANTWORT: Bei der Investmentbanking-Tätigkeit wird kein Geld geschaffen, sondern nur verlagert. Wenn ein Unternehmen eine Anleihe emittiert, und an eine Nichtbank verkauft, wird nur Geld vom Bankkonto der Nichtbank auf das des Unternehmens verlagert. Wenn eine Bank die Anleihe kauft, schafft sie das nötige Geld (Bankguthaben für den Emittenten) einfach. Wenn eine Universalbank wie die Deutsche Bank die Anleiheemission begleitet, kann sie sowohl als Investmentbank als auch als Einlage-Schaffende Bank tätig werden.

 NACHFRAGE: das ging aber schnell – danke! Mir geht es um Fall 3, da ich diesen aus der eigenen Bankpraxis nicht kenne: Eine Geschäftsbank begleitet eine Anleiheemission. Hier ist mir nicht klar, was passiert auf den Konten und damit hinsichtlich der Geldschöpfung.

  ANTWORT: Wenn die Anleihe voll an Nichtbanken verkauft wird, ist das Ganze auf jeden Fall geldmengenneutral. Die Emissionsverfahren sind unterschiedlich. Ich kann nicht sagen, welche dominieren. Wenn die Investmentbank die Anleihen auf Kommission platziert, liegen die Anleihen erst einmal bei der Platzierungsbank, ohne dass Gelbeträge zu verbuchen sind. Wenn Nichtbanken die Anleihen kaufen, bekommt die Emissionsbank (wenn gleichzeitig Einlagenbank) Geld auf ihr Zentralbankkonto und richtet dem emittierenden Unternehmen ein Guthaben ein. Die Bank des Käufers verliert in gleichem Umgang Zentralbankguthaben und der Käufer verliert Bankguthaben.

 Wenn die Emissionsbank die Anleihen übernimmt und auf eigene Rechnung platziert wird zunächst Giralgeld geschaffen. Die Bank bezahlt die Anleihe mit einem Bankguthaben. Wenn Nichtbanken die Anleihe dann von ihr kaufen, wird das Giralgeld wieder vernichtet. Wenn die Käufer ein Konto bei der Emissionsbank haben, wird Giroguthaben von ihrem Konto ausgebucht und damit vernichtet.

 Wenn die Käufer ihr Konto bei einer anderen Bank haben, tilgt die Käuferbank das Giroguthaben des Käufers und überweist  dafür  Zentralbankguthaben an die Emissionsbank.

 In beiden Fällen ist die Summe der Giroguthaben nach dem vollständigen Verkauf wieder die gleiche wie vorher. Die Summe der Zentralbankguthaben auch. Nur die Verteilung auf die Banken unterscheidet sich.

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