Hier Rentschs Kurzbesprechung des sich noch immer gut verkaufenden Buchs aus dem Jahr 2018:
„Wittig schildert, wie durch Früherkennungs- und Vorsorge-Medizin völlig gesunde Menschen zu potentiell Kranken gemacht werden und Milliarden in der Pharma- und Medizin-Industrie verdient werden. Er erzählt auch davon, mit welchen Methoden Menschen zu Vorsorgeuntersuchungen gedrängt werden.
Beispiel Mammographie: Frauen werde durch ein behördliches(!) Schreiben aufgefordert, sich im Rahmen von Reihenuntersuchungen regelmäßig einem Mamma-Screening zu unterziehen. Dabei wird gleich Ort und Termin angegeben – ohne jede Aufklärung über Nutzen und Risiko.
Gleichzeitig wird das spätestens seit Corona bekannte Spiel mit relativem und absolutem Risiko gespielt. Bei Betrachtung der relativen Werte entsteht der Eindruck, dass 20% der Frauen, die gescreent werden, vor dem Tod durch Brustkrebs gerettet werden. Bei Betrachtung der absoluten Werte stellt sich heraus, dass es nur 0,1% sind. (Hier vereinfacht dargestellt – Einzelheiten im Buch).
Das Buch ist sehr gut zu lesen, populärwissenschaftlich, mit reichhaltigen Quellenangaben. Hier und da mit einer Portion (Galgen-)Humor.“
Ein allzu harmonisches, interessenverflochtenes Verhältnis von Pharmabranche und Ministerium, wie ich es in meinem Beitrag über die Pharmaspenden an das Bundesgesundheitsministerium kritisiert habe, könnte zu solchen unverantwortlichen behördlichen Schreiben führen.
Gleichnamige Doku der ARD
Es gibt zum gleichen Thema und mit gleichem Tenor in der ARD-Mediathek den Beitrag „Krank durch Früherkennung“ von April 2024. Hier die Kurzbeschreibung der ARD:
„43 Millionen Mal pro Jahr nehmen Deutsche die Möglichkeit zur Krebsfrüherkennung wahr. Dabei sind die medizinisch nachgewiesenen Erfolge der Früherkennung bescheiden. In der Gesamt-Sterblichkeit gibt es nur einen sehr geringen Vorteil. Dem stehen erhebliche Nebenwirkungen gegenüber wie Angst, schmerzhafte Untersuchungen und unnötige Behandlungen wie Operationen oder Chemo-Therapien. Planet Wissen informiert über die Risiken und über persönlich angemessene Strategien im Umgang mit den Früherkennungsprogrammen.“