Protest hilft: Bargeldlose Bäckereiketten knicken nach Kundenprotesten ein

Neu ab Zwischentitel 28.4. | 27. 04. 2025 | Zwei Bäckereiketten in Hannover und Düsseldorf, die die Barzahlungsmöglichkeit abgeschafft hatten, haben den „Test“ nun reumütig für beendet erklärt. Eine andere Bäckerei mit Verbindungen in die Düsseldorfer Politik versucht es nun scheibchenweise.

Die Bäckereikette Göing in Hannover hat nach einem Jahr Mitte April den Versuch aufgegeben, in einer Reihe von Filialen Bargeld nicht mehr anzunehmen. „Auf vielfachen Kundenwunsch“ habe Göing in den Testfilialen wieder Bargeld eingeführt, erklärte Verwaltungsleiter Uwe Koppermann. Kundenproteste in den Verkaufsstellen, über E-Mails oder über Tiktok, Instagram und Facebook, die Göing laut Koppermann erreichten, haben Wirkung gezeigt.

Die Düsseldorfer Bulle Bäckerei. die 2021 an einem Standort das Bargeld komplett abschaffte und in den anderen intensiv für Kartenzahlung warb, ist ebenfalls in diesem Jahr wegen einer Welle der Empörung eingeknickt. Sie hat alle Schilder mit der Empfehlung zur Kartenzahlung entfernt. Der Chef, Michael Gauert, sagte zerknirscht der Rheinischen Post: „Dabei hatten wir nie vor, ältere Menschen oder Kinder auszuschließen.“ Er empfinde „das Bargeldlos-Experiment als gescheitert“.

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hat laut Rheinischer Post sogar eine Stellungnahme veröffentlicht, in der er seine Mitglieder vor der Missachtung des Kundenwunsches warnt und Bargeld als „unverzichtbar“ bezeichnet. Man stehe im Bäckerhandwerk dem bargeldlosen Bezahlen zwar offen gegenüber, sehe aber: „Viele Kunden erwarten, auch künftig beim Bäcker bar bezahlen zu können.“ Der Wind in Sachen Bargeld hat sich gedreht, wie ich kürzlich hier berichtet habe:

Der Wind in Sachen Bargeld dreht sich
24. 04. 20225 | Schweden und Norwegen haben Gesetze verabschiedet, die Geschäfte zur Annahme von Bargeld verpflichten, und die ARD, die bisher eher durch kostenlose Werbung für digitale Bezahlverfahren aufgefallen ist, bringt einen Beitrag, in dem sie die Regierungen und Konzerne als Treiber hinter dem Niedergang des Bargelds entlarvt. Der Wind dreht sich.

Aber der Kampf für den Erhalt des Bargelds ist deswegen natürlich noch lange nicht beendet und gewonnen. Eine andere große Düsseldorfer Bäckerei mit zwei Filialen versucht nun, das Bargeld scheibchenweise los zu werden, und so einer Empörungswelle wegen Diskriminierung zu entgehen. In den Filialen der Bäckerei Hinkel kann ab Mai an den meisten Kassen nur noch mit Karte oder Smartphone gezahlt werden. Barzahler sollen nur noch an einer Kasse je Filiale bedient werden.

Offenkundig will man die Barzahler mit mutwillig verlängerten Wartezeiten dazu nötigen, entgegen ihren Vorlieben doch mit Karte zu bezahlen, um schneller an die Reihe zu kommen. Gleichzeitig rechnet man sich aus, dass die Wut der Barzahler weniger hochkocht, wenn sie nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Wenn die junge Chefin der Bäckereikette sich da mal nicht irrt. Die Menschen mit dunkler Hautfarbe in den USA der Rassentrennungszeit hat es nicht nennenswert besänftigt, dass sie Bus fahren durften und in Restaurants und Schulen durften, nur eben getrennt von den Hellhäutigen, die in jeder Hinsicht in ihren Bereichen erheblich besser behandelt und bedient wurden.

Seniorchef ist kommunaler Spitzenpolitiker

Anrüchig und besorgniserregend wird die Aktion vor allem durch die Person, von der die junge Chefin, Sophie Hinkel, den Familienbetrieb übernommen hat, Josef Hinkel. Der CDU-Politiker ist erster stellvertretender Bürgermeister Düsseldorfs und damit rechte Hand des Oberbürgermeisters in Ratsangelegenheiten sowie stellvertretender Vorsitzender im Haupt- und Finanzausschuss. Düsseldorf hat eine Stadtverwaltung, die sich, mit Unterstützung des Stadtrats, durch besondere Barzahlerfeindlichkeit auszeichnet. So akzeptiert die Stadt in Stadtteil-Bürgerbüros kein Bargeld mehr und in der Rheinbahn soll ab 2027 alles nur noch digital gehen.Die Messe Düsseldorf hat die Tageskassen abgeschafft und zwingt ihre Besucher, ihre zwangsweise online erfassten persönlichen Daten ausbeuten zu lassen.

Diesen politischen Zusammenhang verschweigt der lobhudlerische Artikel in der Rheinischen Post über die Aktion der Bäckereikette, obwohl der Seniorchef darin durchaus auftaucht. Sie habe die Entscheidung über die Einschränkung für Barzahler „gemeinsam mit ihrem Vater Josef getroffen“, lässt die Zeitung Sophie Hinkel sagen und weiter “ sogar mein Vater zahlt nicht mehr bar““, so als wäre ihr Vater einfach irgendein älterer Herr.

Fazit

Während private Unternehmen, die gegen Barzahler diskriminieren, sich dem Ärger ihrer Kunden stellen müssen, und diesem vermehrt auch nachgeben, macht der Hoheitsstaat unbeirrt weiter mit der bürgerfeindlichen Beseitigung der Bargeldoption und der digitalen Abschottung der Staatsdiener gegenüber den Bürgern. Das geschieht ganz im Sinne der von der alten wie der mutmaßlichen künftigen Regierung ausgerufenen bürgerfeindlichen „Digital-only“-Strategie zur Zwangsdigitalisierung der Bürger. Allerjüngste Beispiele sind die Abschaffung der Barzahlung in den Bussen der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft und die Aufstellung bargeldloser Parkautomaten auf dem Feldberg.

Man kann Verständnis haben für den Wunsch vieler Inhaber von Bäckereien und anderen Geschäften, weniger oder gar nicht mehr mit Bargeld zu tun zu haben. Denn der Staat verleidet es ihnen systematisch, etwa indem er die Bargeld-Handhabung durch eine sinnwidrige Prüfungspflicht aller Münzen mutwillig verteuert. Oder indem er verlangt, den jeweiligen Kasseninhalt bis hin zur exakten Anzahl der Centmünzen genauestens zu dokumentieren und Abweichungen mit drakonischen Steuerprüfungen bestraft. Es gibt noch viele weitere solche bargeldfeindlichen Schikanen im Kleinen.

Deshalb Kunden zu nötigen, auf eine Weise zu bezahlen, die sie nicht wollen, ist der falsche Weg, gerade für kleinere Geschäfte, die auf eine gute Kundenbeziehung angewiesen sind. Die Handwerksbetriebe und Geschäfte und ihre Lobbies sollten sich vielmehr den Staat vorknöpfen und publikumswirksam gegen den von diesem ausgeübten und beförderten Digitalzwang protestieren.

Statt Schildern, mit denen zum digitalen Bezahlen aufgefordert wird, könnten sie etwa ein Schild aufstellen, in dem erklärt wird, wie viel Bargeld sie kostet, und warum, dass sie aber trotzdem dem Kundenwunsch auf Barzahlung gern nachkommen. Das bringt Loyalität der Kunden statt sie zu vergraulen.

Änderungshinweis: Ich hatte Hinkel eine Bäckereikette genannt. Dies habe ich in „große Bäckerei mit zwei Filialen“ geändert. 

Mehr

Meine wichtigsten Beiträge zum Krieg gegen das Bargeld und den Widerstand