Warum ich mir das mit dem generischen Femininum anders überlegt habe

23. 08 2021 | Im Februar hatte ich angekündigt, auf diesem Blog das generische Femininum auszuprobieren, also die weibliche Form zu verwenden und damit Männer und sonstige Geschlechter mit zu meinen. Ich habe das nicht lange durchgehalten.

Anfang des Jahres hatte ich mich an die Abfassung meines demnächst erscheinenden Buches „Endspiel des Kapitalismus“ gemacht und musste mich entscheiden, wie ich es mit dem Gendern halten wollte. Meine vorläufigen Überlegungen schlugen sich in dem Blogbeitrag von Februar nieder „Warum ich nicht mit * gendere.“

Der Verlag war einverstanden mit meiner Absicht, das generische Femininum zu verwenden, unter der Bedingung, dass das Ergebnis gut zu lesen und gut verständlich sein würde.

Nach ein paar Kapiteln musste ich mir jedoch eingestehen, dass ich diese Bedingungen nicht erfüllen konnte. Zu oft ergaben sich irritierende Kombinationen von weiblichen Formen und grammatischen Konstruktionen, die nur im generischen Maskulinum geläufig sind. Zu oft musste ich konkrete Personengruppen, die bekannter Maßen nur oder ganz überwiegend männlich sind oder waren, mit der weiblichen Pluralform versehen. Etwa Ökonomen, die bestimmte Theorien vertraten, oder Politiker, die bestimmte Reformen durchsetzten. Zu sehr wurde durch die oft ungewohnten und auffälligen Geschlechterbezeichnungen und Konstruktionen das Geschlecht von Personen betont, wo es in der Sache keine Bedeutung hatte und haben sollte.

Ich kam zu dem Schluss, dass das Leserinnen und Leser mehr irritieren und manchmal verwirren würde, als wenn ich das eingeführte und besser verstandene generische Maskulinum verwenden würde.

Da ich das Kernproblem des generischen Maskulinum dort sehe, wo von Berufs- und Funktionsbezeichnungen die Rede ist und man geneigt ist, sich eine Person mit einem konkreten – in der Regel männlichen – Geschlecht bildlich vorzustellen, wählte ich für das Buch ein Lösung, die sich hierauf konzentriert. Aus der Einführung des Buches:

„Als Kompromiss verwende ich zwar das generische Maskulinum, nutze aber bei beispielhaften Bezeichnungen bevorzugt die weibliche Form und meine dann beide Geschlechter. An besonders sensiblen Textstellen nenne ich sowohl die weibliche als auch die männliche Form, und an keine dieser Regeln halte ich mich sklavisch.“

Das hat, wie ich finde, ganz gut funktioniert, sodass ich versuche, es auch auf diesem Blog so zu halten.

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