Lorenz Jarass: Die Förderung von hybriden Dienstwagen hilft dem Klima nicht

22. 04. 2021 | Wer statt eines Dienstwagens mit konventionellem Antrieb einen mit zusätzlichem Elektromotor nutzt, spart bis zu 5000 Euro Steuern. Diese Dienstwagen werden aber ganz überwiegend im konventionellen Antriebsmodus gefahren, moniert Lorenz Jarass in diesem Gastbeitrag und schlägt eine einfach umzusetzende Änderung der Förderpraxis vor.

Lorenz Jarass. Anfang 2020 wurde der zu versteuernde geldwerte Vorteil für viele privat genutzte Elektro-Firmenfahrzeuge halbiert, seit Juli gibt es verdoppelte staatliche Zuschüsse für Elektrofahrzeuge. Die Neuzulassungen von reinen Elektroautos verdreifachten sich zwar gegenüber 2019, Plug-in-Elektroautos, also normale Verbrennerautos mit einem elektrischen Zusatzmotor, stiegen jedoch – von bereits deutlich höherem Niveau – um mehr als das Vierfache.

Kurze Strecken rein elektrisch fahren, längere zusätzlich mit Verbrennungsmotor: Das ist die Idee der staatlichen Förderung von hybriden Plug-in-Elektroautos. Aber das tägliche Laden ist lästig und unbequem. Zu verlockend ist es für den Plug-in-Fahrer, speziell im Dienstwagenbereich, auf das Laden einfach zu verzichten. Das von der Bundesregierung einberufenen Expertengremium Zukunft der Mobilität erläutert in seinen Empfehlungen zum optimierten Nutzungsgrad von Plug-in-Fahrzeugen, dass zwar bei Privatfahrzeugen ein elektrischer Fahranteil von 43 Prozent erreicht wird, aber bei privat genutzten Plug-in-Firmenfahrzeugen nur 18 Prozent und damit der niedrigste Anteil von allen untersuchten Ländern.

Für Plug-in-Firmenfahrzeuge gibt es in Deutschland bis zu 4750 Euro staatlichen Zuschuss. Als monatlicher geldwerter Vorteil muss nur 0,5 statt 1,0 Prozent des Kaufpreises versteuert werden. Aber ganz überwiegend werden sie mit konventionellem Treibstoff gefahren.
Wenn sich ein gut verdienender Manager für einen Porsche Panamera Plug-in entscheidet und 30 Kilometer von seinem Arbeitsplatz entfernt wohnt, spart er durch den halbierten geldwerten Vorteil rund 5000 Euro pro Jahr. Dafür muss er lediglich bei Übergabe des Fahrzeugs zusätzlich ein Ladekabel entgegennehmen und es sicher verstauen. Nutzen muss er es nicht.

Laut dem Expertengremium der Bundesregierung ist eine staatliche Förderung von Plug-in-Elektroautos nur bei einer elektrischen Nutzung von über 50 Prozent gerechtfertigt, weil sie sonst keinen Umweltnutzen haben. Das wird bei Privatfahrzeugen fast erreicht, aber bei privat genutzten Firmenfahrzeugen weit unterschritten. Staatliche Subventionen sind also nicht gerechtfertigt.

Für Mitarbeiter, die beruflich längere Strecken fahren müssen, sind Plug-in-Elektroautos mit ihren kurzen elektrischen Reichweiten ohnehin ungeeignet. Für die anderen gibt es einen einfachen Weg zur dringend erforderlichen Erhöhung der elektrischen Nutzung des Elektroantriebs, der ohne die vom Expertengremium angedachten Kontrollen auskommt: Der Arbeitgeber darf für subventionierte Fahrzeuge nur noch die Kosten für Strom vollständig erstatten, für Benzin oder Diesel aber nur noch höchstens zur Hälfte.

Zukünftig wird dann der Plug-in-Fahrer in seinem eigenen Interesse weniger an der Tankstelle tanken und stattdessen vermehrt an der Steckdose laden, weil er dadurch Geld spart. Wer auch zukünftig wie beim Normalfahrzeug alle Kosten erstattet haben will, muss den geldwerten Vorteil wie beim Normalfahrzeug versteuern.

Lorenz Jarass arbeitet im Bereich erneuerbare Energien und Stromnetze für Regierungen, Netzbetreiber und Kommunen. Seine aktuelle Buchveröffentlichung: „Überdimensionierter Netzausbau behindert die Energiewende“.

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