Auch kommerzielle Satelliten sind Spionage- und geheimdienstliche Überwachungssatelliten

26. 11. 2024 | Militär, Geheimdienste und andere Behörden der USA haben eingespielte Verfahren, um auf die Statelliteninformationen von kommerziellen Anbietern zugreifen zu können. Angestrebt wird, dass die staatlichen Einrichtungen nicht mehr anfragen müssen, sondern direkt Zugriff auf die Satelliten erhalten. Globale Totalüberwachung rückt immer näher.

Das Weltraumkommando des US-Militärs (Space Force) hat am 6. November bekanntgegeben, dass es seine Initiative Commercial Integration Cell (CIC) zur gemeinsamen Nutzung kommerzieller Informationen ausgeweitet und fünf neue Unternehmen in das Programm aufgenommen hat. Das Programm soll helfen, die Nutzung von Satellitendaten kommerzieller Anbieter durch die verschiedenen Militäruntergliederungen, Geheimdienste und zivile Behörden zu koordinieren.

Die 2015 gegründete CIC umfasst nun auch das Erdbeobachtungsunternehmen Blacksky, den Auftragnehmer für Weltraumaufklärung Kratos, das Weltraumtracking-Unternehmen LeoLabs, den Radarsatellitenbetreiber Iceye und den Satellitenkommunikationsanbieter Telesat. Der Anbieter von Hochfrequenzsatellitendaten Hawkeye 360 und der Spezialist für Weltraumverfolgung Exoanalytic Solutions werden voraussichtlich in den kommenden Wochen beitreten, berichtet das Magazin Space News. Zu den langjährigen Mitgliedern des CIC gehören neben Space X von Elon Musk auch Eutelsat America, Hughes Network Systems, Intelsat General Communications, Iridium Communications, Maxar Technologies, SES Government Solutions, Viasat und XTAR.

Wie Space News im Mai berichtete, kaufen etwa 25 militärische, nachrichtendienstliche und zivile Bundesbehörden Daten und Analysedienste von dem von der Space Force betriebenen Marktplatz. Dieser wurde eingerichtet, so das Magazin, um ein neues Programm des Space Systems Command namens Tactical Surveillance, Reconnaissance and Tracking (TacSRT) zu unterstützen, zu deutsch: Taktische Überwachung, Aufklärung und Ortung.

TacSRT arbeitet mit etwa 30 kommerziellen Daten- und Analyseanbietern zusammen. Die US-Militärkommandos auf der ganzen Welt stellen Anfragen nach bestimmten Informationen, und die Anbieter können sich um den Auftrag bewerben. Mittelfristig ist angestrebt, dem Militär direkten Zugriff auf die Satelliten zu geben. Jason Mallare, Vizepräsident bei Umbra, einem Unternehmen, das bildgebende Radarsatelliten betreibt, wird zitiert mit der Aussage, der nächste Schritt für TacSRT bestehe darin, dahin zu kommen, dass die Regierungskunden kommerzielle Satelliten direkt beauftragen können, „sodass die Daten innerhalb von Stunden geliefert werden können“.

Welche Breite die Anwendungsgebiete haben, ahnt man aus der Aufzählung, die Space News gibt. Danach betreffen die angefragten Informationen Aktionen gewalttätiger extremistischer Organisationen, aktuelle Informationen über humanitäre Hilfe und Katastrophenhilfe, sowie Hinweise und Warnungen zu „potenziellen Bedrohungen“. Von wem alles sich Militär, Geheimdienste und sonstige Behörden bedroht fühlen können, und wen sie auf diese Weise möglicherweise überwachen, ahnt man, wenn man auch Informationen an sich heran lässt, die nicht in der Tagesschau verkündet werden.

Der Direktor der National Geospatial Intelligence Agency (Nationale Agentur für Geoinformationsdienste), Vizeadmiral Frank Whitworth, betonte auf dem GEOINT-Symposium im Mai: „Wir entwickeln innovative Erfassungsstrategien, die jede geospatiale Informationsquelle ausschöpfen.“ Die Space Force habe langjährige Geschäftsbeziehungen zu kommerziellen Satellitenkommunikationsunternehmen aufgebaut, so dass sie bei Bedarf auf Kapazitäten zugreifen könne, wird Eric Jensen, CEO von Iceye U.S., der US-Tochter des finnischen Radarsatelliten-Anbieters Iceye zitiert, und weiter: „Dieses Modell kann auf die Fernerkundungsindustrie (remote sensing) übertragen werden.“

Wir sind wohl nicht mehr weit entfernt davon, dass das Horrorszenario aus dem 1998 gedrehten Film „Enemy of the State“ (Der Staatsfeind Nr. 1) Wirklichkeit wird, in dem Satellitenüberwachung von Dissidenten in Echtzeit eine große Rolle spielt.

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