Mehr 3.03. | 2. 03. 2022 | Der Vorstand der BKK ProVita hat in einem Brief an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf Basis der Daten seiner Krankenkasse von einer dramatischen Untererfassung der Impfnebenwirkungen gesprochen. Der PEI-Chef seinerseits verantwortet einen Sicherheitsbericht zu Impfungen, mit dem die Öffentlichkeit auf überaus dreiste Weise getäuscht wird. Raten Sie, wem fristlos gekündigt wurde.
Dem Vorstand der BKK ProVita, Andreas Schöfbeck, ist gestern vom Verwaltungsrat fristlos gekündigt worden. Er hatte in einem Brief an den Chef des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Paul Cichutek, auf Basis der Daten seiner Krankenkassen von einer dramatischen Untererfassung der Impfnebenwirkungen gesprochen. Laut einem Tweet vom 1.3. des Welt-Reporters Tim Röhn war der Vorwurf gegen ihn vor allem, dass er mit Aussagen und Briefen Querdenker- und AfD-Narrative bedient habe, dass er also nichts Falsches, sondern vielmehr Richtiges gesagt habe, das den falschen Leuten gefällt.
Ich traue mir nicht zu und maße mir nicht an, zu beurteilen, ob die BKK-Zahlen zu den abgerechneten Arztleistungen, die nach der Codierung in Zusammenhang mit der Impfung stehen, genau die Zahlen tragen, die Schöfbeck in die Öffentlichkeit gegeben hat.
Der Chef des Ärzteverbandes Virchowbund, Dirk Heinrich, traut sich das zu. Er hat In einem geradezu hasserfüllten Beitrag Schöfbeck scharf kritisiert:
„Peinliches Unwissen oder hinterlistige Täuschungsabsicht – was davon den Vorstand der BKK ProVita bewogen hat, vor angeblichen Alarmzahlen bei Impfkomplikationen zu warnen, weiß ich nicht. Die Schlussfolgerungen aus der Datenlage sind jedenfalls kompletter Unfug. (…) Diese undifferenzierte Schwurbelei passt aber ganz offensichtlich in das Markenimage der Kasse, die mit Homöopathie und Osteopathie als Satzungsleistungen wirbt und sich selbst als ,veggiefreundlichste Krankenkasse‘ tituliert.“
PEI zaubert Impfnebenwirkungen weg
Nichts auszusetzen hat der Virchowbundler dagegen daran, dass das PEI in seinem aktuellen Sicherheitsbericht einen hochgradig unwissenschaftlichen Zahlenhokuspokus veranstaltet, der leicht erkennbar dazu dient, die Impfnebenwirkungen unproblematisch erscheinen zu lassen. Hokuspokus. Simsalabim. Weg!
Das krasseste Beispiel ist auf Seite 9 unten die „Observed-versus-Expected-Analyse zu den dem Paul-Ehrlich-Institut berichteten Todesfällen in unterschiedlichem zeitlichen Abstand zur Impfung gegen COVID-19.“ Observed-versus-Expected bedeutet einen Vergleich der Anzahl der Todesfälle nach Impfung mit der Anzahl der Todesfälle, die im jeweiligen Intervall statistisch zu erwarten gewesen wären, einfach weil eben jeden Tag in etwa eine bestimmte Anzahl Menschen in Deutschland stirbt.
Wenn an einem Tag oder in einer Woche nach Impfung regelmäßig mehr Menschen stürben, als pro Tag oder pro Woche normal ist, wäre das ein Signal, dass da ein Problem sein könnte. Aber das ist nicht der Vergleich, den das PEI anstellt. Es tut nur so.
Vielmehr vergleicht die Behörde „die Anzahl der gemeldeten Verdachtsfälle von Nebenwirkungen mit tödlichem Ausgang im Abstand von einem Tag bis sechs Wochen nach einer COVID-19-Impfung mit der im gleichen Zeitraum statistisch zufällig zu erwartenden Anzahl der Todesfälle (Daten des Statistischen Bundesamtes).“
Wie nicht anders zu erwarten, ergibt dieser Vergleich „kein Risikosignal“, weil die erste Anzahl (Verdachtsfälle) viel kleiner ist als die zweite (typische Anzahl aller Todesfälle). Wie könnte es auch, bei so einem absurden Vergleich, anders sein. Das Statistische Bundesamt erfasst alle oder so gut wie alle Todesfälle. Dem PEI wird sicherlich nur ein Bruchteil der Todesfälle im Zeitraum von bis zu sechs Wochen nach einer Impfung als Verdachtsfall gemeldet. Wer würde denn Unfalltote als Impf-Verdachtsfälle melden? Und viele Fälle, die durch die Impfung verursacht worden sein könnten, aber dem Anschein nach nicht sind, werden nicht als Verdachtsfälle gemeldet, weil das Aufwand bedeutet und nicht vergütet wird.
Stellen Sie sich vor, man wollte erfahren, ob Autounfälle die Todesrate erhöhen und vergleicht deshalb nach PEI-Art die Anzahl der gemeldeten Verdachtsfälle von Unfalltoten von einem Tag bis sechs Woche nach Autounfällen mit der im gleichen Zeitraum statistisch zufällig zu erwartenden Anzahl der Todesfälle. Man käme wie das PEI bei den Impfungen zu dem Ergebnis, dass die erste Anzahl (erfasste mögliche Unfalltote) sehr viel niedriger ist als die zweite (alle durchschnittlichen Todesfälle) und schlösse daraus, dass Autounfälle die Todesrate nicht erhöhen.
Zugegeben, das Beispiel ist noch etwas absurder als das, was das PEI macht, aber nicht viel. Das PEI schreibt ganz ungeniert, dass sein Vergleich eine Standardized Morbidity Ratio, (Standardisierte Sterberate; SMR) deutlich unter 1 ergibt, nämlich je nach Impfstoff zwischen 0,006-0,033, also sehr nahe bei Null.
Schützen Impfungen vor jeder tödlichen Krankheit und Unfällen?
Wollte das PEI diese Werte ernsthaft als Ergebnis einer korrekten Observed-versus-Expected-Analyse interpretieren, dann müsste es behaupten, dass eine Impfung gegen Covid-19 das Risiko, an einer beliebigen Ursache zu sterben, für mindestens sechs Wochen auf nahe Null senkt.
Die SMR wäre nämlich bei einem korrekten Vergleich nahe bei 1, wenn die Impfung keinen nennenswerten Einfluss auf die Todesrate hätte. Sie wäre bei 2, wenn die Impfung die Todesrate verdoppeln würde und sie wäre bei Null, wenn die Impfung dafür sorgen würden, dass überhaupt niemand mehr (an irgendeiner Ursache) stirbt.
Ich kann mir keinen Grund vorstellen, aus dem so ein grob irreführender Unsinn versehentlich produziert und veröffentlicht werden kann.
Unter normalen Umständen würde man erwarten, dass der hemmungslos öffentlich pöbelnde Dirk Heinrich und der für diesen irreführenden Unsinn letztverantwortliche Paul Cichutek ihre Posten zur Verfügung stellen müssen. In einem Corona-Regime ohne rote Linien ist es dagegen derjenige, der auf die Rosstäuschung hinweist, der gehen muss und mit Schimpf und Schande aus der Gemeinschaft der willfährigen Gesundheitsfunktionäre verjagt wird, auf dass keiner auf die Idee kommt, es ihm nachzutun. Es würde mich dagegen wundern, wenn Cichutek dereinst ohne ein wohlerdientes Bundesverdienstkreuz oder Ähnliches in den Ruhestand wechseln müsste.
Eine Bitte um Stellungsnahme an das PEI blieb bisher unbeantwortet. Sollte eine Antwort noch kommen, wird sie hier nachgereicht und in den Ticker-Nachrichten vermeldet.
Hinweis: Auf diesen Hokuspokus des PEI wurde ich durch einen Beitrag des Corona Blog aufmerksam.
Mehr (3.03.)
Eine Analyse der Krankenhausabrechnungsdaten zu Hospitalisierten mit Impfnebenwirkungen findet sich bei Coronadatenanalyse.de
Archivvlink zu den von BKK ProVita gelöschten „Erläuternde(n) Auswertungen zum Schreiben an das Paul-Ehrlich-Institut vom 21.02.2022 – Kommentar zu Presseveröffentlichung des Virchowbundes“
Ein Verwaltungsratsmitglied der BKK ProVita berichtet in der Berliner Zeitung von der Verwaltungsratssitzung
„Wer etwas gegen die Impfung sagt, ist raus“ Kommentar in der Berliner Zeitung
Pressemitteilung von BKK ProVita mit Distanzierung von Ex-Chef Andreas Schöfbeck
„BKK Provita-Bericht zu Impfungen: Analyst steht „Querdenkern“ nahe“ Bericht von Tagessschau.de
„“Es ist nicht das erste Mal, dass Schöfbeck mit bekannten Impfgegnern in Erscheinung tritt. Für das Buch „Corona-Impfstoffe – Rettung oder Risiko“ von Clemens Arvay schrieb der damals noch Krankenkassenvorsitzende im Januar 2021 das Vorwort. Darin stellte er in Frage, ob es „ausreichend Studien zur Wirksamkeit und Nebenwirkungen“ gäbe und ob es zu verantworten sei, „so viele Menschen, ohne die Erfahrungen von Langzeitstudien zu impfen“ – Fragen, die auch immer wieder von „Querdenkern“ aufgeworfen werden.“
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