Die Europäische Raumfahrtagentur (Esa) hat ein für sich schon ausgesprochen fragwürdiges Warnstück zum Wetter veröffentlicht. Darin wird unter Zugrundelegung sehr hoher Temperaturangaben vor einer großen Hitzewelle in Südeuropa und darüber hinaus gewarnt, von der in den Wetterdaten und Wettervorhersagen wenig zu erkennen ist. Was aber die großen Medien und manche Politiker und „Wissenschaftler“ daraus machten, war atemberaubend. Besonders dreist trieb es wie gewohnt der habituelle Lügner und mutmaßliche Hochstapler Karl Lauterbach, der am 13. Juli gegen 16 Uhr aus Italien twitterte:
„Heute in Bologna Italien eingetroffen, jetzt geht es in die Toskana. Die Hitzewelle ist spektakulär hier. Wenn es so weiter geht werden diese Urlaubsziele langfristig keine Zukunft haben. Der Klimawandel zerstört den Süden Europas. Eine Ära geht zu Ende.“
Ein Blick auf die Wetterdaten per wetteronline.de offenbarte am 13. Juli um 17 Uhr eine Temperatur von 30 Grad in Bologna. Nur ein ausgewiesener Lügenbaron kann daraus eine „wahrhaft spektakuläre Hitzewelle“ machen.
Entgegen dem Eindruck, den er mit seinem Tweet aus Bologna vermittelte, stützte sich der Trotzallemimmernoch-Minister offenkundig nicht auf seine persönliche Wahrnehmung einer Hitzewelle, sondern auf den von ihm kommentierten Tweet der Helmholtz-Klima-Initiative, nach eigener Darstellung „ein Angebot zur Klimaforschung“ der „größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands“. Diese hatte getwittert:
„Laut @esa stehen Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und Polen vor einer großen Hitzewelle. Auf den Inseln Sizilien & Sardinien werden Temperaturen von bis zu 48 °C erwartet, möglicherweise die heißesten Temperaturen, die jemals in Europa gemessen wurden.“
Ein Zeitrahmen, in dem diese Rekordtemperaturen möglicherweise eintreten sollen, wird nicht genannt. Das wird noch wichtig werden.
Raumfahrtagentur auf propagandistischen Abwegen
Der Text der Esa liest sich wie das Werk einer Praktikantenperson, die den Auftrag bekommen hat, auf Basis der Satelitenmessungen der Bodentemperaturen, über die die Esa verfügt, und allem, was sie sonst noch so findet, einen angsterzeugenden Text über eine Klimaerwärmung zu machen. Das Ergebnis ist ein wirres Durcheinander.
Die sonderbare Überschrift lautet „Europe braces for sweltering July“. Wenn der Monat schon halb rum ist, schreibt man normalerweise nicht, dass sich jemand, in diesem Fall Europa, für einen brütend heißen Monat wappnet. Im Vorspann heißt es tatsächlich:
„In ganz Europa herrschen diese Woche in einer intensiven und lang anhaltenden Hitzeperiode brütend heiße Temperaturen. Und sie hat gerade erst begonnen. Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und Polen stehen vor einer großen Hitzewelle. Auf den Inseln Sizilien und Sardinien werden Lufttemperaturen von bis zu 48 °C erwartet – möglicherweise die heißesten Temperaturen, die jemals in Europa gemessen wurden.“
Deutschland steht also vor einer großen Hitzewelle. Hm. Der Text der Esa ist von Donnerstag 13. Juli. Recht heiße Tage gab es hier von Samstag 9 bis Montag 10. Juli. Danach wurde es kühler. Die Wettervorhersagen für das typischerweise besonders heiße Frankfurt in Hessen für die nächsten zwei Wochen sagen überwiegend für Juli eher ungewöhnlich angenehme Temperaturen in den Mitzwanzigern voraus.
Was ist wohl der Zeithorizont, den die Esa, oder deren Praktikantenperson bei ihrer Vorhersage im Sinn hat? Die Überschrift deutet auf Juli hin.
Auch für Sizilien und Sardinien sagt zumindest Wetter-online keine für den Hochsommer außergewöhnliche Hitze voraus.
Aufklärung bringt ein Klick auf den Link ausgerechnet über dem Wort „erwartet“. Dieser Link führt zu einem Artikel der britischen Tageszeitung Guardian mit dem Datum – halten Sie sich fest – Montag 10. Juli um 14.58 Uhr. Je nach Land bezieht sich der Vorhersagezeitraum für die dort angekündigten möglichen Hitzerekorde auf jenen längst vergangenen Montag oder die Zeit bis Mittwoch oder bis heute Freitag. Es hat die Hitzerekorde offenbar nicht gegeben.
Die mutmaßliche Esa-Praktikantenperson hat sich also für ihren Text, der am Donnerstag eine kommende Hitzewelle in Europa ankündigt, auf einen Zeitungsbericht vom Montag zuvor gestützt, in dem es um Prognosezeiträume ging, die überwiegend schon in der Vergangenheit lagen. Eine Behörde, die so etwas veröffentlichen lässt, sollte sich ernsthaft Gedanken machen, wie sie ihren Ruf bewahren und retten kann.
Im übrigen Text der Esa geht es nur noch um Bodentemperaturen, die im gleichen Hitzewellentenor aufgezählt werden, obwohl sie für südliche Breiten im Hochsommer völlig normal sein dürften – was das Publikum aber nicht einschätzen kann, weil es nur die viel niedrigeren Lufttemperaturen in Bodennähe gewöhnt ist.
Auf dieser Basis also stellt Immernoch-Minister Lauterbach vor Ort in Italien eine spektakuläre Hitzewelle (bei 30 Grad) fest und sagt das baldige Ende des Tourismus in Südeuropa voraus.
Nun ist man von Karl Lauterbach nichts Besseres gewöhnt. Aber auch die Klimaexperten der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren sagten auf dieser Basis – fälschlicherweise – Temperaturen bis 48 Grad auf Sizilien und eine Hitzewelle in Deutschland voraus. Ob die Klimaexperten schon so an das Mantra gewöhnt sind, dass (kühles) Wetter nichts mit Klima zu tun hat, und deshalb grundsätzlich nicht mehr auf Wetterberichte und -vorhersagen schauen? Sonst hätten sie doch merken müssen, dass sie Unsinn twittern.
Spiegel und Tagesschau machen mit
Doch auch vermeintliche Aushängeschilder des deutschen Qualitätsjournalismus wie Spiegel und tagesschau.de verbreiteten den Unsinn den die mutmaßliche Esa-Praktikantenperson verzapft hat, millionenfach und mit vollem Klima-Ernst weiter.
Der Spiegel fiel auf den wirren Klimapanik-Artikel der Esa herein. Er titelte am 14. Juli „Bis zu 48 Grad in Südeuropa erwartet“ und korrigierte dann – vermeintlich – schnell zu „Bis zu 48 Grad Bodentemperaturen …“. Dadurch baute die Redaktion aber nur einen zweiten Fehler ein. Denn der Fehler lag nicht bei Luft- versus Bodentemperaturen – es handeltes sich tatsächlich um Lufttemperaturen -, sondern darin, dass es nicht um das bevorstehende Wochenende ging, sondern um eine Prognose des Guardian vom vergangenen Montag für die bereits fast abgelaufene Woche bis Freitag.
Grünen-Chefin Ricarda lang schlussfolgerte am Freitagmittag auf Twitter unter verweis auf den Spiegel-Artikel, dass alle Klimapolitikskeptiker nun bloßgestellt seien:
„Dieses Wochenende kommt es im Süden Europas zu Höchsttemperaturen bis zu 48 Grad erwartet. Diese Hitze gefährdet unsere Gesundheit. Wer jetzt noch behauptet, dass man sich beim Klimaschutz Zeit lassen könne, ignoriert die Realität.“
Sie merkte dann allerdings, dass etwas nicht stimmte und löschte den Tweet kommentarlos.
Die Tagesschau-Redaktion brauchte rund 24 Stunden für ihren verunglückten Korrekturversuch und nahm diesen dann, entgegen journalistischen Standards, ohne redaktionellen Hinweis vor und ohne den Stand des Artikels neu zu datieren. Verschämt fügte sie statt Bodentemperatur den Ausdruck „Temperatur am Boden“ ein, was eher nach Lufttemperatur in Bodennähe klingt als nach Temperatur des Bodens.
Die Deutsche Welle molk die Kuh besonders intensiv und peinlich. Erst brachte sie am Donnerstag die Story „Hitzewelle rollt auf den Süden Europas zu“, in der sie uns schon im Vorspann mitteilte, dass unsere umsichtige Bundesregierung unser Land durch ein Klimaanpassungsgesetz gegen solche Unbill wappne.
Dem ließ sie am heutigen Freitag um 13 Uhr eine weitere folgen, in der die möglicherweise „höchsten Temperaturen, die jemals in Europa gemessen wurden“ vom kommenden Wochenende auf den heutigen Freitag vorverlegt wurden. Der Guardian-Beitrag, der via Esa teilweise wörtlich nacherzählt wird, handelte dagegen wie erwähnt von Prognosezeiträumen zwischen Montag und Freitag dieser Woche. In Athen, das im Fokus des fantasievollen „Berichts“ steht, wurden heute am Morgen um die 42 Grad Tageshöchsttemperatur erwartet. Es scheinen nur 40 geworden zu sein. Im August 2021 wurde es dort 46,3 Grad heiß. Die nächsten Tage soll es allmählich abkühlen.
Gibt man in Suchmaschinen etwas wie „Bis zu 48 Grad in Südeuropa“ ein, findet man massenhaft weitere Medienberichte von Donnerstag oder Freitag über eine imaginäre Rekordhitzewelle am kommenden Wochenende.
Fazit
Diese schier unglaubliche Episode zeigt eine sehr bedenkliche Neigung vieler Medien, Politiker und Wissenschaftler, alles was Beleg für eine zunehmende Klimaüberhitzung geeignet erscheint, ungeprüft hinauszuposaunen und noch zuzuspitzen, während alles, was in die andere Richtung deuten würde, etwa Kälterekorde in Australien und Schnee in Südafrika, diese Begeisterung für Wetterrekorde nicht einmal ansatzweise erfährt. Mich macht das misstrauisch. Dabei hätte es allen Grund für Zweifel gegeben. Die Redakteure, Politiker und Wissenschaftsvertreter bogen sich aber lieber fantasievoll das wirre Zeug, das die Esa veröffentlicht hatte, zu einer stimmig erscheinenden Klimaschock-Story zurecht, als einem Link zu folgen und festzustellen zu müssen, dass es keinen Klimaschocker gab.
Nachtrag zur 20-Uhr-Tagesschau und CNN
Am Freitagabend, als der Spiegel seine Klima-Ente schon lange versucht hatte zu korrigieren und auch tagesschau.de die ihre schon verschämt zu korrigieren versucht hatte, meldete die Tagesschau in ihrer Hauptnachrichtensendung gänzlich unbeleckt von allem, dass den Südeuropäern laut Esa ein extrem heißes Wochenende mit Temperaturen in Sizilien und Sardinien bis 48 Grad bevorstehe. Ihre Rundfunkgebühren bei der Arbeit!
Auch der internationale US-Sender CNN brachte am Freitag die Story vom angeblich laut Esa bevorstehenden Rekordhitze-Wochenende in Südeuropa, obwohl der Sender über den Tag verteilt immer wieder Welt-Wetterberichte bringt, wo jeder sehen konnte, dass mit der Story etwas nicht stimmen konnte.
Fortsetzung (15.7.) Helmholtz korrigiert
Die Klimainitiative der Helmholtz-Gemeinschaft schaffte immerhin am Freitagnachmittag eine korrekte „Klarstellung“ ihre verunglückten Tweets vom Vortag, bei der sie allerdings tunlichst vergaß zu erwähnen, dass die Hitzeprognose aus dem Guardian schon veraltet war. Sie twitterte:
„Die Temperaturvorhersage bezieht sich auf die Lufttemperatur und stammt aus einem von der @esa zitierten Artikel aus @Guardian. Die abgebildete Karte stammt ebenfalls von der ESA, bezieht sich aber auf die Landoberflächentemperatur. Die Lufttemperatur wird in 2m Höhe gemessen, während die Landoberflächentemperatur von Satellitendaten abgeleitet wird. Je nach Standort kann es deshalb zu deutlichen Unterschieden zwischen Luft- und Oberflächentemperaturen kommen. (…) Diese Unterschiede werden im Artikel erläutert, in unserem Tweet waren sie eventuell undeutlich. Sollte es zu Missverständnissen gekommen sein, bitten wir dies zu entschuldigen.“
Am Samstag blieb die Wetteranonmalie aus, wie beim Blick auf gängige Wetterapps vorhersehbar gewesen war. In Athen stieg das Thermometer auf sehr heiße aber nicht sehr ungewöhnliche 40 Grad, in Cordoba auf 37, in Palermo (Sizilien) und Cagliari (Sardinien) auf normale ca. 34 Grad. Langjährige Rekorde gab es in Spanien und Italien im August 2021 mit Temperaturen von knapp 47 bzw. knapp 49 Grad. In Athen gab es damals gut 46 Grad.
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