Hiermit gebe ich mich als glühender Antifeminist nach den Maßstäben der grünen Heinrich-Böll-Stiftung zu erkennen und bewerbe mich um einen Eintrag in deren Online-Pranger „Agent*In“ für solche widerwärtigen Menschen. Gleichzeitig rege ich an, zu prüfen, ob man dieser Organisation nicht irgendwie das Steuergeld entziehen kann und fordere alle anständigen Grünen auf, sich öffentlich zu distanzieren.
Das Gunda-Werner-Institut der aus Steuergeldern finanzierten Heinrich-Böll-Stiftung hat laut einem Bericht der Süddeutschen damit gerechnet, dass es heftige Kritik daran hageln würde, dass es eine Liste von Leuten und Institutionen zusammenstellt und publiziert, die sich angeblich antifeministischer Haltungen schuldig gemacht haben. Das Institut hat es trotzdem getan, und die Stiftung hat das Ergebnis trotzdem online gestellt, obwohl es nicht nur mehr als fragwürdig, sondern auch noch ausgesprochen dilettantisch gemacht ist.
Institutsleiter Henning von Bargen rechtfertig den Pranger in der Süddeutschen so:
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Wir wollen öffentlich verfügbare Informationen systematisieren, zeigen, was und wer hängt da wie zusammen?
Aha. Löblich. Schauen wir also in einen der umstrittenen Einträge, den des Tagesspiegel –Journalisten und Zeit-Kolumnisten Harald Martenstein, wie das gemacht wird. Was man da liest ist im wesentlichen aus einem Eintrag bei Wikipedia übernommen, allerdings unter Weglassung von allem, was zugunsten von Martenstein vorgebracht wird. Es gibt nichts in dem Beitrag, was auf irgendwelche Vernetzungen von Martenstein mit irgendwelchen antifeministischen Organisationen hindeuten würde, jedenfalls nicht explizit. Vielmehr speist sich der Beitrag stark aus einer bekannten Fehde Martensteins mit dem Medienjournalisten Stefan Niggemeier und der grün-alternativen Tageszeitung taz. Er macht sich gern über das juste milieu lustig.
Seine Verfehlungen sind prangerwürdig. So hat er einmal geäußert, die Kritik an Rainer Brüderlei wegen eines frauenfeindlichen Ausspruchs sei vielleicht etwas übertrieben worden. Außerdem hat er in der Diskussion um Unisex-Toiletten eingeworfen, auch die Kosten müssten bedacht werden. >>Harlad Martenstein stehe „stellvertretend für die sich für schweigend haltende Mehrheit weißer, heterosexueller, alter Männer, die die Welt nicht mehr verstehen“ << wird Niggemeier abschließend zitiert, und damit ist klar, dass Martenstein zu Recht aufgelistet ist, auch ohne Vernetzung.
Niggemeier sollte vielleicht überlegen, sich von dieser Nutzung seiner Anwürfe für einen Pranger zu distanzieren. Die taz hat es schon getan.
Wobei Pranger? „Der Vorwurf ist absurd“, meint von Bargen, aus Gründen, die sich mir nicht erschließen. Denn das Wiki richte sich ja „an Journalisten und Aktivisten, die wissen wollen, welche Gruppen und Personen antifeministische Positionen vertreten.“ Weil die „freien Autoren und Wissenschaftler“, die mit Steuergeld diesen Pranger erstellt haben, so gern Wikipedia benutzen, hier aus der Wikipedia-Definition von Pranger:
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Die Strafe bestand vor allem in der öffentlichen Schande, welche der Verurteilte zu erdulden hatte und die vielfach ein normales Weiterleben in der Gemeinschaft unmöglich machte oder sehr erschwerte.
Der Soziologie Andreas Kemper, JG 1963, Doktorand in Münster, auf ihn bezieht sich wohl die Bezeichnung „Wissenschaftler“, hat das Pranger-Wiki mit einem Team von Autoren erstellt. Er verwahrt sich ebenfalls gegen die Bezeichnung „Pranger“, hat aber offenkundig ausgerechnet diesen Wikipedia-Eintrag überlesen, denn er argumentiert, ein Pranger diene zur Bestrafung.
In Kempers langem Wikipedia-Eintrag heißt es:
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Seit 2005 ist Andreas Kemper unter dem Benutzernamen Schwarze Feder in der Wikipedia aktiv. Weil er die Männerrechtsbewegung erforscht und auf seinem Blog unter anderem Vorfälle beschreibt, aufgrund derer Autorinnen die Wikipedia verlassen haben, sehen einige Wikipedia-Benutzer Kemper als „man on a mission“, der gemäß seiner politischen Agenda in die Wikipedia eingreifen wolle. Kemper selbst bezeichnete solche Vorwürfe als „absurd“: Diese Sichtweise beruhe darauf, dass die Wikipedia-Gemeinschaft sich selbst als „unpolitisch“ und „post-gender“ definiert, was Kemper für einen Fehler hält.
„Wir bestrafen aber niemanden, wir haben ja auch keine Sanktionierungsmacht“, meint Kemper weiter.
Diese Behauptung ist eines Soziologen unwürdig. Es würde mich sehr wundern, wenn der „anachistische“ (lt. Wikipedia) Wissenschaftler noch nichts davon mitbekommen hätte, wie die sogenannten Antideutschen sehr effektiv einflussreiche friedensbewegte Linke und Alternative in ihren Millieus diskreditieren und an den Rand drängen, indem sie sie hartnäckig mit dem Vorwurf überziehen, sie seien neurechts, Verschwörungstheoretiker oder Ähnliches. Veranstalter, die sie trotzdem einladen, werden mit Shitstorms überzogen und selbst diskreditiert. Viele der Zielscheiben haben sich ins Private zurückgezogen, ganz ohne „Sanktionierungsmacht“.Auch an der queeren und feministischen Szene wird schon gearbeitet.
Für eine ähnliche Methode ist der grüne Anti-Feminismus Pranger bestens geeignet. Erst werden vor allem leichte Opfer aus dem konservativen Lager genommen. Denen tut es nicht weh, wenn sie im grünfeministischen Milieu einen schlechten Namen haben. Mit Leuten wie Martenstein sorgt man für gehörigen Aufruhr, damit die Liste auch bekannt wird. Dann kommen immer mehr Leute und Organisationen hinzu, die durchaus geeignet sind, aus dem grünen Milieu Einladungen zu bekommen, die aber extremen Formen des Feminismus gegenüber kritisch eingestellt sind. Man stellt sie in die – zumindest aus grüner Sicht – unappetitliche Nachbarschaft derer, die bereits den Pranger bevölkern. Dann haben Agitatoren ein prima Instrument an der Hand, um diese Leute gegenüber Einladenden schlecht zu machen, mit der expliziten oder impliziten Drohung, wenn das nicht fruchtet, die Organisatoren entsprechender Veranstaltungen selbst zu diskreditieren.
So kann man dafür sorgen, dass man sich mit Argumenten nicht mehr auseinandersetzen muss. Man hat ja diejenigen, die sie äußern, als nicht satisfaktionsfähig klassifiziert. Es sind stalinistische Methoden, die hier befördert werden, wobei natürlich die ultimative „Sanktionierungsmacht“ fehlt, die Stalin hatte.
[28.7.2017]