25. 03. 2015 | Der ARD-Programmdirektor ließ mir eine äußerst bemerkenswerte Antwort auf meine Programmbeschwerde gegen zwei zuschauertäuschende Ausgaben der Tagesschau und einen Bericht aus Berlin zukommen. Ich hatte moniert, dass es entgegen den Vorgaben von §10 des Rundfunkstaatsvertrags in einer Reihe von Aussagen an Faktentreue und Neutralität, sowie an der Trennung von Nachricht und (beleidigendem) Kommentar gefehlt hatte und dass die Darstellungen eine übertriebene Nähe zur Sichtweise der deutschen Bundesregierung und der Brüsseler Bürokratie aufweisen.
Die Leiterin der Zuschauerredaktion versicherte mir daraufhin im Auftrag von ARD-Programmdirektor Volker Herres, die Journalisten des Ersten Deutschen Fernsehens hätten „selbstverständlich nicht die Absicht, Griechenland und dessen Politiker in schlechtes Licht zu rücken.“
Sie versucht allerdings nicht darzulegen, ja sie behauptet nicht einmal, dass die Darstellungen in den beiden monierten Tagesschauen und im Bericht aus Berlin den journalistischen Sorgfaltspflichten öffentlich-rechtlicher Nachrichtensendungen genügt hätten, sondern verweist auf die bereits gesendete Dokumentation „Die Spur der Troika – Macht ohne Kontrolle“ und eine noch zu sendende Talkshow von Sandra Maischberger, die offenbar alles was es an Einseitigkeit und Falschdarstellung in den Hauptnachrichtensendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Sachen Griechenland gegeben hat, ausgleichen können. Diese Antwort finde ich äußerst bemerkenswert.
Implizit geht daraus hervor, dass die ARD es in Ordnung findet, in der Tagesschau falsch und einseitig zu berichten und im Bericht aus Berlin ohne Kennzeichnung als Kommentar Mitglieder anderer EU-Regierungen zu beleidigen, solange es auch andere Sendungen gibt, wo die Fakten korrekt dargestellt und Meinungen als solche gekennzeichnet sind. Kundigen Lesern bin ich für Hinweise auf die wirkungsvollste Reaktion hierauf – abseits der Veröffentlichung –dankbar. Zwar ist die Antwort der ARD ausgesprochen erhellend, doch war der Programmdirektor möglicherweise nicht der richtige Adressat einer förmlichen Programmbeschwerde. Ob ich mich an einen Rundfunkrat oder eine Landesmedienanstalt wenden kann und muss, und an welche(n), ist mir bisher nicht klar geworden.
Hier die vollständige (anonymisierte) Antwort der ARD:
Sehr geehrter Herr Häring,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 21. März und für Ihr Interesse am Ersten Deutschen Fernsehen. Ich antworte Ihnen im Auftrag von Programmdirektor Volker Herres.
Die Journalisten des Ersten Deutschen Fernsehens haben selbstverständlich nicht die Absicht, Griechenland und dessen Politiker in schlechtes Licht zu rücken.
In unterschiedlichen Sendungen des ARD-Gemeinschaftsprogramms bemühen wir uns, den komplexen Reformprozess umfassend zu beleuchten und all seine Folgen darzustellen. Im Anhang finden Sie Informationen über die Dokumentation „Die Spur der Troika – Macht ohne Kontrolle“. In dieser haben sich die Autoren ausführlich mit den negativen Auswirkungen der Sparpolitik befasst. „Die Spur der Troika“ wird heute um 22:45 Uhr im RBB-Fernsehen wiederholt. Sandra Maischberger wird heute mit ihren Gästen über „Die Euro-Tragödie – Hass auf die EZB“ diskutieren.
Wir hoffen, dass wir mit unserer künftigen Berichterstattung über Griechenland und die europäische Geldpolitik Ihrem Eindruck entgegenwirken können, das Erste Deutsche Fernsehen fühle sich den Regierungen in Berlin und Brüssel in besonderer Weise verpflichtet.
Mit freundlichen Grüßen
Xxx Xxx
Erstes Deutsches Fernsehen
Referentin des Programmdirektors
Leitung Zuschauerredaktion Das Erste
Postfach 200665
80006 München