Wenn man eine Dreimonats-Bahncard kauft, wird man – in blasser aber lesbarer Schrift – darauf hingewiesen, dass man eine Bahncard im Abo erwirbt.
Anfang April dankte mir die Bahn per Mail dafür, dass ich eine Bahncard für ein Jahr gekauft hätte. Ich war mir keines Kaufes bewusst und teilte das der Bahn mit. Die nicht nennenswert genutzte Probe-Bahncard hatte ich inzwischen vergessen. Den Hinweis auf das automatische Abo hatte ich damals offenbar übersehen.
So weit, so normal. Solche Abofallen sind ja auch von Klingeltönen und Zeitungen bekannt. Dass die Bahn meint, mit Abofallen langfristig Kunden gewinnen und binden zu können, ist eigenwillig, aber das soll sie selbst entscheiden.
Doch die Antwort auf meinen Widerspruch, wonach das alles nur zu meinem Besten geschehe, ist dermaßen dreist und verlogen, dass ich mich nicht zurückhalten kann, sie hier wiederzugeben:
„Aus Erfahrung wissen wir, dass ein Großteil unserer Kunden die BahnCard viele Jahre nutzt. Daher bieten wir die BahnCard seit Dezember 2002 ausschließlich im Abonnement an. Unsere Kunden profitieren dabei von einem geringeren Aufwand und einer bequemen Zustellung der Folgekarte. Bei einem Abonnement gehen Sie kein Risiko ein: Sie können Ihr Abonnement jederzeit bis spätestens sechs Wochen vor Ablauf der Geltungsdauer beim BahnCard-Service schriftlich kündigen.“
Die Bahn bietet also eine Probe-Bahncard für Kunden an, die die Bahncard nicht mehr oder noch nicht nutzen. Sie ist sich aber gerade bei dieser Kundengruppe „aus Erfahrung“ sicher, dass sie die Rabattkarte sehr wahrscheinlich viele Jahre nutzen und bezahlen will, wohl weil die bisherigen Nichtkunden in den letzten Jahren in Presse, Funk und Fernsehen so viel von der gestiegenen Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Bahn erfahren haben, dass sie sich für den Rest ihres Lebens gar nichts anderes mehr vorstellen können als das Abenteuer Bahnfahrt.
Daher gestaltet die Bahn die Probekarte gleich als Abofalle aus, und zwar so, dass die Probezeit de facto nur sechs Wochen beträgt. Mit dem Abo, in das man mich so getrickst hat, gehe ich aber kein Risiko ein, weil ich es nach Bezahlung des ersten Jahres kündigen kann. Vielmehr habe ich den Vorteil, dass ich das Abo, das ich nicht haben will, mit geringem Aufwand bekomme. Tausend Dank, liebe Bahn. Das überzeugt mich.
Pikanterweise ist der Schrieb der Bahn nicht nur verlogen, sondern offenbar auch noch gelogen. Denn im Begleitschreiben zur mir unaufgefordert zugesandten Bahncard heißt es: „Sofern Ihre BahnCard im Abonnement ist, verlängert sich die Laufzeit automatisch um weiteres Jahr …“ Das passt nicht recht zu „… bieten wir die BahnCard seit Dezember 2002 ausschließlich im Abonnement an“.