Am frühen Nachmittag des 28.10. erhält die Tochter die Chat-Nachricht, dass zwei Arbeitskollegen, mit denen sie am Donnerstagabend (22.10.) in einem Bewirtungsunternehmen gearbeitet hat, soeben erfahren haben, dass ihr Coronatest „positiv“ ergeben hat.
Ein Test der Tochter scheint der Familie also angeraten, zumal sie mit ihren Eltern, beide Mitte 60, ein Elternteil mit vorgeschädigter Lunge, in einem Haus zusammenlebt.
Also Anruf zur Öffnungszeit der Hausärztin um 15.30 Uhr: „Mittwoch Nachmittag“ geschlossen. Das hatten wir verschwitzt. Also werden andere Testmöglichkeiten gesucht.
Erste Wahl: Heimatkreis ist der Rheinisch-Bergische Kreis. Das einzige Ergebnis zu „Coronatest“ in der Suchfunkton der Seite ist „Reiserückkehrer aus Risikogebieten online registrieren“. Außerdem ist man auf der Seite hilfsbereit: „Meinten Sie vielleicht (statt des offenbar völlig ungewöhnlichen Suchbegriffs „coronatest“): coronazeit coronakrise coronaschv coronazeiten?“
Doch Suchmaschinen bieten ja mehr: „Corona-Testangebote in Köln“. Der Klick bringt eine keinesfalls interaktive Tabelle, in der neben dem Verweis auf die Hausarztpraxen auch auf vier Zentren im Kölner Raum verwiesen wird. Öffnungszeiten stehen dabei, aber keine Kontakte. Wir übergehen geflissentlich den Flughafen, versuchen es beim Hauptbahnhof. Google bringt hierzu eine Seite des Arbeitersamariterbundes, der die Eröffnung des Corona-Testzentrums feiert und wer alles zur Eröffnung dort gewesen ist. Darunter ein Link mit „Informationen zum „Corona-Virus“ sowie den „Testverfahren“ der Stadt Köln, der aber auch wieder nur allgemeine Informationen bereithält.
Nächste Idee: Wir wohnen 10 km vom Flughafen Köln/Bonn, wo ja vermutlich reichlich Reiserückkehrer getestet werden. Also „Corona Test Flughafen Köln/Bonn Telefonnummer“. Es erscheint +49 221 221-33500. Warteschleife. Nach einiger Zeit meldet sich die Stadt Köln. „Ist das nicht die Nr. des Coronazentrums am Flughafen?“ „Nein, hier ist das Coronatelefon der Stadt“. „Ok, wissen Sie, ob man sich als Nicht-Reisender am Flughafen testen lassen kann?“ „Nein, kann man nicht… aber rufen Sie doch mal den kassenärztlichen Notdienst an unter 116117.“
Unter der vom Corona-Telefon angegebenen Nummer läuft ein Band, das auf die eigene Homepage „116117“ verweist. Dort gibt es einen Link für Terminvereinbarungen „nur für gesetzlich Versicherte“, bei dem die Tochter schließlich bei der Abfrage landete, zu welcher Art Facharzt sie denn wolle.
Am nächsten Morgen dann ein Versuch bei einem Arzt, der vor Ort testet. „Nein, wir nehmen keine neuen Patienten, die nicht aus unserem Ortsteil sind.“ „Auch nicht nur für einen Test?“ „Nein, rufen Sie bitte das Gesundheitsamt an.“
Erst bei der Hausärztin, deren Praxis heute wieder offen war, die Patienten bislang zum Testzentrum in der Nachbarstadt geschickt hatte und darum zweite Wahl war, gibt es einen schnellen Termin. Sie macht die Tests inzwischen auch selbst.
Viel Wind, wenig Substanz
Der Staat plustert sich derzeit gar mächtig auf, um dem verängstigten Volk die Gefährlichkeit von Corona und seinen Entschiedenheit bei dessen Bekämpfung eindrucksvoll vorzuführen. Aber auf die Lösung des einfachen und zeitkritischen Informationsproblems: „Wie komme ich schnell zu einem Test? Über welche Kontakte?“ scheint man nicht allzu viele Gedanken verschwenden zu wollen.
Auf der Seite 116117 heißt es:
„„Ganz wichtig: Wenn Sie in Sorge sind, dass Sie sich mit dem Virus infiziert haben könnten, rufen Sie immer zuerst Ihre Arzt- oder Bereitschaftspraxis beziehungsweise das Testzentrum an, senden Sie eine E-Mail oder buchen Sie online einen Termin. So schützen Sie sich und andere und Sie ersparen sich unnötige Wege.“
Aber warum macht Ihr das dann so schwer?