WDR-Rundfunkrat beantwortet Programmbeschwerde mit Lob für Rolf-D. Krause (mit P.S.)

Am gestrigen Dienstag hat der Rundfunkrat des WDR meine Programmbeschwerde gegen einen tendenziösen Bericht von Rolf-Dieter Krause zu Griechenland in der Tagesschau behandelt. Zwei Leser waren da und berichten davon, wie schnell man im „NATO-Saal“, wo die Sitzung stattgefunden haben soll, damit fertig war.

Den Berichten zufolge wurde die Beschwerde einstimmig bei einer Enthaltung in allen drei  bemängelten Punkten (Unabhängigkeit, Sorgfalt und Trennung Nachricht / Kommentar), über die gemeinsam abgestimmt worden sei, abgewiesen. Die Sprecherin der Programmkommission Petra Kammerevert (SPD) habe vor der Abstimmung ausdrücklich die Arbeit von Wolf-Dieter Krause gelobt, der  einen hervorragenden Job geleistet habe. Eine gewisse Vermischung von Bericht und Kommentar könne in solchen harten Zeiten schon mal vorkommen, aber das rechtfertige keine Programmbeschwerde. Die Berichte seien faktengestützt gewesen.

Insgesamt habe das ganze nur etwa 10 Minuten gedauert.

Stellvertretende Vorsitzende im 21 köpfigen Programmausschuss, welcher Programmbeschwerden vorbehandelt und eine Beschlussempfehlung an den Rundfunkrat ausspricht, sind der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Sternberg und Volkmar Kah, ehemaliger stellvertretender Landesvorsitzender der Deutschen Journalistenverbandes, bei dem ich Mitglied bin. Ich werde versuchen, zu erfahren, ob Herr Kah die Meriten meiner Beschwerde ebenso sieht und entsprechend argumentiert hat, wie der Programmausschuss und der Rundfunkrat insgesamt. Gegebenenfalls würde ich diese Organisation verlassen.

Zur Erinnerung, hier nochmal kurz eine Passage aus einem früheren Blog, in dem ich beschreibe, was ich moniert hatte und wie Intendant Buhrow darauf antwortete. Aus meiner Sicht nichts, was man derart kurz und nonchalant abhandeln kann.

„Eine Falschdarstellung sieht Buhrow auch nicht im folgenden Krause-Zitat:

„… die Anwesenden zeigten keine Neigung, von dem abzuweichen, was die Finanzminister der Eurogruppe vor genau vier Wochen vereinbart haben“,

 gefolgt vom eingeblendeten Merkel-O-Ton: „Geld gibt es nur, wenn die Voraussetzungen wie im Papier vom 20. beschrieben, da sind“ und der Erläuterung des Tagesschau-Sprechers, das heiße, „dass Reformen nicht nur vorgeschlagen, sondern beschlossen und teilweise umgesetzt sind.“

 Buhrow schreibt dazu:

Auch hier ist keine Falschdarstellung zu erkennen. Die Darstellung Rolf-Dieter Krauses entspricht dem vereinbarten Prozedere: Zunächst legt Griechenland eine Liste von Reformmaßnahmen vor. Dann wird diese von den ‚Institutionen‘ die früheren Troika, geprüft. Dann wird sie von der Eurogroup Working Group geprüft. Und am Schluss muss die Eurogruppe als Ganzes einstimmig (!) darüber entscheiden, ob das ausreicht, um die Auszahlung der noch ausstehenden Hilfsgelder zu bewilligen.“

Buhrow stimmt mir also zu und tut so als sei es ein Gegenargument.  In seiner korrekten Darstellung ist keine Rede von dem, was Krause und der Tagesschausprecher behaupten, davon, dass  in der Vereinbarung vom 20.2. eine Forderung stünde, dass die Maßnahmen „beschlossen und teilweise umgesetzt“ sein müssen.“

Das Letztere, das die Tagesschau als Tatsache verkündete,  war leidglich die falsche Darstellung deutscher und Brüsseler Politiker, auf deren falsche Aussagen sich Buhrow dann auch weiter berief, obwohl er im gleichen Schreiben den Vorwurf zurückgewiesen hatte, dass die Tagesschau einseitig allein die Meinung der Gegenseite der Griechen dargestellt habe.

Ich hätte Verständnis gehabt, und akzeptiert, wenn man Fehler festgestellt hätte, aber zu dem Schluss gekommen wäre, dass diese Fehler nicht groß genug seien, eine Programmbeschwerde zu rechtfertigen. Aber diese mit hohem Lob verbundene Blankozurückweisung empfinde ich als eine Schande.

Das also sind unsere Rundfunkgebühren bei der Arbeit.

Wichtiger Nachtrag

P.S. Maren Müller hat mich auf etwas aufmerksam gemacht, was meine Verwunderung über diesen Umgang mit tendenziöser Falschberichterstattung etwas mindert, andererseits meine Empörung erheblich steigert. Aus dem Lebenslauf der Sprecherin der Programmkommission:

2002-2009 : Referentin in der ARD-Programmdirektion, Leiterin der Geschäftsstelle des ARD-Programmbeirates (freigestellt seit 14.7.2009) (öffentlicher Dienst/Regierung (anderes Gebiet))“

Die Programmgestaltung des WDR wird von einem Gremium kontrolliert, das seine Beschlussempfehlungen zu Programmbeschwerden von einer Dame serviert bekommt, die in der ARD-Programmdirektion beschäftigt war und die mit Rückkehrrecht vom ARD-freigestellt ist. Aus rechtlichen Gründen und Feigheit will ich die Vokabeln, die mir dazu einfallen, für mich behalten.

Korrekturhinweis (18:28 Uhr): Im P.S. hatte ich Frau Kammerevert versehentlich zur Vorsitzenden des Rundfunkrats gemacht. Dies habe ich korrigiert in „Sprecherin der Programmkommission“.

Korrekturhinweis (4.9.): Im P.S. hatte ich zwar den früheren Arbeitgeber von Frau Kammerevert richtig mit ARD widergegeben, danach aber versehentlich WDR daraus gemacht. Das habe ich korrigiert. Außerdem habe ich bei Herrn Kah zur Korrektur ein „ehemaliger“ vor „stellvertretender Landesvorsitzender des DJV“ eingefügt, da er diese Funktion nur bis 2013 innehatte.

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