Ich hab mir mal eine der nach Inzidenz bunt von grün bis rot eingefärbten Europakarten angeschaut, mit denen wir dauernd konfrontiert werden und eine Rangliste der größeren Länder erstellt. Sie wird angeführt von den dunkelrot eingefärbten Ländern Großbritannien, Niederlande, Spanien und Portugal mit Testinzidenzen je 100.000 Einwohnern von 416 bis 207. Am Ende stehen Ungarn, Polen und als Schlusslicht auf Rang 21 Rumänien mit Inzidenzen von jeweils zwei bis drei. Deutschland liegt auf Rang 16.
Würde man die gleiche Karte nach Todesfällen (an oder mit Corona) in den letzten sieben Tagen je 100.000 Einwohner zeichnen, wären die Farben (und die Ränge) ganz andere. Inzidenz-Schlusslicht Rumänien liegt bei den Todesfällen auf Rang 6, Polen springt von Rang 20 auf Rang 11. Bulgarien, nach Inzidenz fünftbestes Land, ist nach Todesfällen das zweitschlechteste Land.
Deutschland liegt mit 0,16 Todesfällen je Woche und 100.000 Einwohnern auf Rang 9, direkt hinter Frankreich, das nach Inzidenz sehr viel schlechter dasteht.
In der Spitzengruppe der Inzidenzen liegen die Niederlande dunkelrot auf Platz 2. Nach Todesfällen wären sie grün einzuzeichnen. Mit 0.06 Toten pro Woche und 100.000 Einwohner liegen sie hier auf Rang 16. Spitzenreiter Großbritannien rutscht auf Rang 4.
Man braucht keine Regression zu rechnen, um zu sehen, dass es keinen systematischen Zusammenhang von Inzidenzen und Todesfällen gibt. Unter solchen Bedingungen ist es fast kriminelle Inkompetenz oder Böswilligkeit, repressive seuchenpolitische Maßnahmen von der Inzidenz abhängig zu machen.
Ich würde mich freuen, wenn jemand sich auch den Zusammenhang oder Nichtzusammenhang von Impfquoten, Inzidenzen und Todesfällen anschauen würde.
Nachtrag zur Impfquote (18.07): Peter F. Mayer hat sich auf seinem Blog tkp.at mit dem Zusammenhang von Impfquote und Inzidenz beschäftigt und kam zu dem Ergebnis, dass ein starker positiver Zusammenhang besteht – nicht mehr wirklich überraschend nach den jüngsten Nachrichten aus Großbritannien und Israel. Je höher die Impfquote in einem Land, desto höher derzeit die Infektionsrate. Mein Dank an Henry Mattheß für den Hinweis.