Im aktuellen Heft der Zeitschrift Perspektiven der Wirtschaftspolitik des tonangebenden Ökonomenverbands VfS ist ein Artikel von zwei Wirtschaftsweisen erschienen, der den Ethikkodex des Verbands bekannter Maßen verletzt. Der verantwortliche Herausgeber und VfS-Vorstand legt seine potentiellen Loyalitätskonflikte nicht offen und ist, ebenso wie die Chefredakteurin mit den Autoren auf vielfältige Weise verbandelt.
Professorale Vetternwirtschaft 1: American Economic Review
Die Herausgeber der führenden (US-)Fachzeitschriften für Ökonomie haben es als Türsteher in der Hand zu bestimmen, wer hierzulande im Fach Karriere machen kann und wer nicht. Denn Publikationen in „führenden“ Fachzeitschriften sind mit Abstand der wichtigste Leistungsnachweis heutzutage. Ein Skandal beim American Economic Review, der Hauszeitschrift des Ökonomenverbandes American Economic Association, und die Art wie die Verbandsführung (nicht) damit umgeht, zeigt wieder einmal, wie fragwürdig das ist.
Irlands absurd hohes Wachstum zeigt, wie fragwürdig BIP-Statistiken sind
Irlands Wirtschaft ist 2015 angeblich um phänomenale 26 Prozent gewachsen. Anhand dieser Zahl lässt sich nicht nur zeigen, wie das Steuerdumping die Statistiken verfälscht, sondern auch, wie die Regierungen überall die Statistik-Standards so setzen, dass das Volk mit hohem Wachstum beglückt wird – auf dem Papier. Vorreiter sind die USA.
Wirtschaftsprofessoren als heimliche Lobbyisten der Versicherungsbranche
Professor Axel Börsch-Supan blickt auf eine lange Karriere als ein mit Geldern der Versicherungswirtschaft „forschender“ Ökonom zurück. Nun durfte er in der Süddeutschen Zeitung zusammen mit einem Kollegen fast ganzseitig „Die fünf großen Irrtümer der Rentendebatte“ entlarven, wie üblich ohne Hinweis auf seine Beziehungen zur Versicherungsbranche. Die FAZ assistiert mit einer windigen Modellrechnung der Arbeitgeber.
Ökonomenumfrage: Zu dumm zum Wählen und dann auch noch Rente beziehen, das geht gar nicht.
Die Botschaft von den Alten, die die Jungen ausbeuten und überstimmen, hat eine neue Facette (Brexit) und eine alte, die Rente. Je auskömmlicher die gesetzliche Rente, desto schlechter für die Jugend, heißt die Erzählung. Eine Ökonomenumfrage von Ifo-Institut und FAZ zeigt, schön, welche Interessen die Wirtschaftsprofessoren leiten, die das unseren Medien einflüstern.
Ist die Forderung nach Pluralismus in der VWL überholt?
Arne Heise hat für die Hans-Böckler-Stiftung Funktion und konkurrierende Konzeptionen von Pluralismus analysiert und so erklärt, warum Mainstream-Vertreter und Kritiker zu so unterschiedlichen Diagnosen bezüglich der in der Ökonomik vorherrschenden Pluralität kommen. Ingo Stützle kritisiert die Pluralismus-Forderungen von Heise und kritischen Studenten als wirkungslos und skizziert seine eigene, wohldurchdachte Durchsetzungsstrategie.
Mitbestimmung: Der blinde Fleck des BWL-Studiums
Wer in Deutschland eine gehobene Führungsposition in einem größeren Unternehmen ausübt, der muss sich fast auf Schritt und Tritt mit den Mitbestimmungsrechten der Arbeitnehmer auseinandersetzen. Die reichen vom Betriebsrat bis hinauf zu den Arbeitnehmervertretern in den Aufsichtsräten der großen Kapitalgesellschaften. Martin Allespach und Birgitta Dusse von der Europäischen Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt haben für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung untersucht, wie angehende Manager im BWL-Studium auf diesen Teil ihrer Aufgabe vorbereitet werden. Das Ergebnis ist ernüchternd.