Mit dem Slogan „Nachhaltig auch nach Steuern“ wirbt BMW mit diesem Privileg um den Absatz seiner schweren Verbrenner-Limousinen mit kleinem zusätzlichen E-Motor zu fördern. Würde man das „auch“ durch „nur“ ersetzen, würde ein Schuh daraus. Diese Steuersubvention des Autoabsatzes ist nur ökonomisch nachhaltig für die Hersteller und die Kunden, umweltpolitisch ist sie alles andere als nachhaltig.
Wenn die Autos, die gefördert würden, reine E-Autos wären, oder E-Autos mit einem zusätzlichen kleinen Verbrennermotor, um die Reichweite zu steigern, wäre ja vielleicht etwas für die Umwelt drin. Aber man muss nur auf die Website von BMW schauen, um zu sehen, dass mit der Förderung etwas ganz anderes erreicht wird. Dienstwagen-Limousinen mit starkem Verbrennermotor werden mit einem kleinen E-Motor und kleinen Akku ergänzt, um die Förderung mitzunehmen. Ob diese Akkus regelmäßig oder überhaupt je aufgeladen werden, ist nachrangig. Im Endeffekt schleppt eine riesige Dienstwagenflotte nutzlos fünf Zentner Extragewicht mit sich herum und werden für die Produktion der Akkus und E-Motoren wertvolle Ressourcen verschleudert und zusätzliches CO2 in die Luft geblasen.
Auf seiner Website preist BMW als Beispiel den Steuervorteil des BMW 530E IPerformance gegenüber dem BMW 530I zum Preis von je 60.000 Euro. Bei der elektrifizierten Version, so lernt man, muss man nur 300 Euro monatlich als geldwerten Vorteil versteuern, bei ersterem 600 Euro. Bei einem Grenzsteuersatz von 40 Prozent kostet das den Fiskus 1440 Euro im Jahr. Was bekommt er dafür?
Zunächst einmal einen Fahrer oder eine Fahrerin, denen das Klima möglicherweise egal ist, oder die nicht daran glauben, es mit dem Aufladen eines Akkus zu schützen. Viele verzichteteten vielleicht bisher wegen der geringen steuerlichen Attraktivität auf einen Dienstwagen und fuhren mit dem eigenen, im Zweifel kleineren und umweltschonenderen Auto zur Arbeit. Nun lohnt sich ein Dienstwagen. Je größer, teuerer und schwerer – also umweltschädlicher – desto größer der Steuervorteil.
Der BMW 530E ist mit knapp zwei Tonnen 240 kg schwerer als die Benzinerversion. Er verbraucht im reinen Benzinbetrieb nach einem Testbericht 9,8 Liter auf 100 km. Nur wenn die Batterie voll aufgeladen ist, lässt sich der Verbrauch markant senken oder man kann in der Stadt im Elektrobetrieb fahren. Die Reichweite im reinen Elektorbetrieb ist laut Testbericht mit rund 30 km sehr bescheiden. Erst ab 2022 muss ein Auto 60 km Reichweite im Elektrobetrieb haben – mindestens auf dem Papier – damit die Fahrer in den Genuss der Steuersubvention kommen.
Die Frage ist, wie viele Dienstwagenfahrer, die vielleicht sogar die Benzinkosten ersetzt bekommen, hängen ihr Auto abends zuhause für vier Stunden an das heimische Stromnetz um den Akku aufzuladen? Man kann hoffen, dass das alle tun. Man muss aber wohl davon ausgehen, dass das nur manche manchmal tun. Oder aber die Mehrheit der Arbeitgeber scheut nicht die Aufwendungen und hat den Platz, für eine Vielzahl von Dienstwagen Ladesstationen beim Arbeitsplatz einzurichten. Auch das kann man hoffen, wenn man mit dem Prinzip Hoffnung Umweltpolitik macht.
So oder so kann sich die Regierung ein Fleißkärtchen ausstellen und so tun, als habe sie mit der Steigerung des Absatzes von „elektrifizierten“ Autos etwas für das Klima getan. Und sie hat etwas für die kriselnden Hersteller großer, PS-starker Limousinen getan. Was will man mehr.