Laut Hessenschau hat meine Nachbarstadt Offenbach bundesweit die höchste Inzidenz aller Landkreise und Städte. Laut Daten des Robert-Koch-Instituts vom Freitag sei der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen auf 236,1 gestiegen.
Was bedeutet das nun für einen bestehenden oder vielleicht absehbaren Gesundheitsnotstand. Dazu bietet das Stadtgesundheitsamt eine erhellende Grafik mit dem bisherigen Verlauf von Inzidenz und Krankenhauspatienten mit Covid-Diagnose.
Einschränkend muss man hinzufügen, dass skandalöserweise nicht erhoben und unterschieden wird, ob Menschen wegen oder mit Covid im Krankenhaus sind. Dabei wäre das sehr leicht. Man will offenkundig lieber hohe Zahlen verkünden als niedrige und nimmt dafür verminderte Aussagekraft billigend in Kauf.
Derzeit werden bei einer Inzidenz von 236 in der Stadt 17 Menschen aus Offenbach wegen oder mit Covid im Krankenhaus behandelt. Der Zustand sei bei allen stabil. Die letzten Male als am 7. Mai und am 27. März die Inzidenz in der gleichen Größenordnung lag, wurden 55 bzw. 48 Menschen wegen oder mit Covid im Krankenhaus behandelt, bei gleicher Inzidenz also jetzt nur ein Drittel so viele Krankenhauspatienten. Eine Überlastung des Krankenhaussystems ist damals nicht bekannt geworden. Rechnet man das hoch, dann kann die Inzidenz auf 750 und mehr steigen, ohne dass es zu größeren Problemen kommt.
Allerdings heißt es, die Krankenhauseinweisungen folgten der Inzidenz mit etwa zehn Tagen Verzögerung nach. Wäre ja auch plausibel. Schaut man allerdings die Grafik für Offenbach seit Jahresanfang an, ist nichts dergleichen zu erkennen. Von etwa 8. Januar bis 24. Mai lag die Krankenhausbelegung bei um die 50. Im gleichen Zeitraum schwankte die Inzidenz von 60 bis 308, also um den Faktor fünf. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, dass die Krankenhäuser Möglichkeiten hätten, die Zahl der Offenbacher, die als Covid-Patienten klassifiziert sind, in der Nähe eines Zielwerts zu halten. Der wahre Grund ist sicher ein ganz anderer, aber mir fällt keine plausible Hypothese ein. Wer den Grund kennt, gerne melden. Gut möglich, dass die Covid-Krankenhausbelegung auch diesmal wieder schnell Richtung 50 steigt und bei diesem Wert verharrt.
Bezogen auf die gut 1200 Krankenhausbetten in Offenbach, die ich gefunden habe, wären 50 nicht viel. Aber auch, wenn man den hessischen Durchschnitt von knapp 600 je 100.000 Einwohner zugrunde legen würde, käme man auf etwa 650 Betten und 50 wären nur ein 13tel davon.
Die Covid-Krankenhausbelegung als neue Messlatte des Infektionsschutzgesetzes wäre fragwürdig, wenn es keine vernünftige Erklärung für die stabile Krankenhausbelegung (zumindest in Offenbach) über die ganze „3. Welle“ hinweg gäbe, jenseits der ökonomischen Zwänge und Anreize im Krankenhauswesen.
Es ist für mich nicht ersichtlich aus welchem Grund die Politik im Corona-Panikmodus verharrt und sich immer neue, grundgesetzwidrige Schikanen für Ungeimpfte ausdenkt.
In diesem Zusammenhang sei angemerkt, weil es wichtig ist, dass es laut Grafik des RKI auf Bundesebene bei den Todesfällen an und mit Covid schon die 3. Welle im Frühjahr nicht gab. Es gab auch keine kleine Welle, es gab überhaupt keine 3. Welle bei den Todesfällen! (Wochenbericht vom 9.9., Seite 10). Wohl deshalb wird seither so auf Long-Covid herumgeritten, wozu es keine lästigen Zahlen gibt.
Fortsetzung (14.9.): Mit Nachrichtenstand 14.9. (Website des Stadtgesundheitsamts) ist die Inzidenz auf 200 gefallen, die Anzahl der im Krankenhaus behandelten auf 22 gestiegen. Die Anzahl der Todesfälle an und mit Corona von Offenbacher lag unverändert bei 187. Noch rollt die „4. Welle“ über das Offenbacher Gesundheitssystem hinweg ohne Schäden anzurichten.