Das Buch von SPD-Justizminister Heiko Maas zu seiner „Strategie gegen Rechts“ ist bei Amazon einen Monat nach Erscheinen auf einen blamablen 22.000sten Verkaufsrang abgerutscht und hat 133 Mal die schlechteste Bewertung und nur sieben Mal die Beste. Martin Schulz‘ Buch geht es kaum besser. Eine Woche nach Erscheinen liegt „Was mir wichtig ist“ auf 3.700stem Rang und wird ebenfalls vorwiegend mit Spott bedacht. Warum interessiert es niemand, was dem Spitzenkandidaten der zweitgrößten Partei wichtig ist, während ein Buch der Spitzenkandidatin der Linken monatelang an der Spitze der Sachbuch-Verkaufscharts stand?
Bei Panorama ist nachzulesen und im Video nachzusehen, was Schulz fordert und die SPD schon 2013 im Wahlkampf gefordert und danach wieder vergessen hat, ein Ende der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverträgen. Dargestellt wird auch, wie die SPD-geführten Ministerien die Möglichkeiten der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverträgen gerne und zunehmend nutzen. Bei der Abstimmung über einen Antrag auf Abschaffung der sachgrundlosen Befristung im Bundestag hat die SPD mit Nein gestimmt. Nicht einmal zu einer Enthaltung hat es gereicht. (Die Grünen, die keinem Koalitionszwang unterliegen, haben sich enthalten.) Es ist also erkennbar unerheblich, was der SPD-Spitzenkandidat sagt oder schreibt, dass ihm wichtig sei. Verständlicher Weise liest niemand ein Buch, in dem er das ausbreitet.
Zum Vergleich: Das Buch von Sahra Wagenknecht „Reichtum ohne Gier“ stand lange auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und hat 54 beste und zweitbeste gegenüber acht schlechtesten (und 0 zweitschlechtesten) Bewertungen. Sogar Thomas de Maizière, auch nicht gerade ein Sympathieträger, kam mit seinem Buch vor ein paar Jahren besser weg als Schulz und Maas.
Die SPD hat ein beträchtliches Relevanz- und Glaubwürdigkeitsproblem.
[23.6.2017]
Nachtrag (26.6.2017): Ein Leser hat die Amazon-Rezensionen des Maas-Buchs genauer gelesen als ich und schreibt:
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Ich kannte nur IRONISCHE „5 Sterne“-ganz-toll-Rezensionen und habe deshalb gerade nochmal nachgeschaut: 161 Rezensionen mit nur einem Stern (schlechteste Bewertung) und 11 Rezensionen mit 5 Sternen. ABER: Acht von diesen elf sind sehr deutlich IRONISCH gemeint (also auch hier eigentlich ein klarer Verriss). Nur drei von den elf finden es wohl tatsächlich ganz toll, dieses Maas-Buch. Bei zweien davon ist’s allerdings die erste und einzige Rezension bei Amazon (also extra dafür angemeldet).
Update 29.6.2017: Maas‘ Buch brauchte einen Monat um unter Rang 22.000 bei Amazon abzurutschen, „Was mir wichtig ist“ von Schulz schaffte es in weniger als zwei Wochen. Die lediglich 3 (!) besten Bewertungen sind ausnahmslos kurze, inhaltsleere Zweisatz-Lobhudelungen von der Art Klasse Buche – super geschrieben – toll zu lesen – sehr interessant – hervorragend. Die Häme in den acht Verrissen will ich nicht referieren. Auffällig ist, dass Schulz erheblich weniger negative Emotionen auslöst als Maas, der es bei Amazon inzwischen schon auf rekordverdächtige 181 Verrisse bringt, gegenüber vier (!) positiven Rezensionen und weiteren acht sarkastischen Fünfsternebewertungen. Also 189 zu vier.