„Droht bei Protestbewegungen eine rechte Hegemonie?“ Das fragt allen Ernstes der vorgeblich linke Journalist Peter Nowak auf Telepolis. Heuchlerischer geht es kaum, sind es doch Nowak und seine antideutschen Freunde, die nicht müde werden, jeden Linken, der sich auf eine Veranstaltung begibt, auf der ein Rechter auftauchen könnte, mit dem Vorwurf antiamerikanisch, (strukturell) antisemitisch, neurechts oder rechtsoffen zu überziehen. Auch linke Fußballfans müssen sich vorsehen.
Übellaunige Anschwärzer wie Nowak sorgen dafür, dass sich kaum noch ein Progressiver traut gegen Kriegstreiberei, Bilderberg-Treffen und Bargeldabschaffung zu protestieren oder gar zu demonstrieren. Ich war nicht bei den Anti-Bilderbergdemonstrationen in Berlin, aber wenn man Nowaks Beschreibung glauben mag, waren da fast nur Rechtsradikale. Ich war jedoch auf der Demo in Frankfurt für den Erhalt des Bargelds. Was Buchautor Kevin Culina darüber in der anti-antizionistischen und anti-antiamerikanischen Postille Jungle World schrieb, in der auch Nowak gern seine antideutschen Erkenntnisse zum Besten gibt, erweckte ebenfalls den Eindruck, als sei unter den angeblich sehr wenigen Demonstranten alles voll von NPD-lern mit Nazi-Ornamenten und Nazi-Schildern gewesen. „Die Querfront zahlt bar“, nannte er das. Das Problem nur: Culina hat das frei erfunden. Es gab keine Schilder mit rechtsradikalen Sprüchen und keine Rechtsradikalen, die als solche erkennbar waren. Der Reporter der Heute Show, der sich mindestens zwei Stunden dort umtat, hätte es uns sicher nicht vorenthalten, auch im Bildmaterial der Fernsehnachrichten war nichts zu sehen. Weder ich, noch jemand, den ich kenne, hat diese Schilder und Nazi-Embleme auf dieser angeblich so übersichtlichen Veranstaltung gesehen. Aber man braucht solche Falschbehauptungen nur oft genug zu wiederholen und weit genug verbreiten, dann stimmen sie irgendwann, weil die Linken denken, das seien nur Veranstaltungen für die ganz Rechten und nicht hingehen, und die ganz Rechten denken, das sei etwas für sie und zahlreich hingehen.
Wer will schon als Rassist beschimpft und mit Torten beworfen werden, nur weil er vielleicht in der Nähe von jemand gestanden hat, der mal in der AfD war, oder weil er – Gott behüte – in irgendeinem Punkt die Mehrheitsmeinung vertritt, in dem auch die AfD die Mehrheitsmeinung der Bürger teilt. Wenn es die Antideutschen und die AfD nicht gebe, müssten unsere Eliten beide erfinden.
So weit sind wir schon gekommen, dass Leute sich als links ausgeben dürfen und von linken Stiftungen auch noch alimentiert werden, die es sich zur Hauptaufgabe gemacht haben, geheime Elitentreffen, Kriegseinsätze und die Finanzbranche gegen Kritik zu immunisieren, indem sie Kritiker verleumden. Früher war das die Aufgabe von Leuten wie Franz-Joseph Strauß. Aber der politische Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Wenn Leute das tun, die sich als Linke ausgeben, ist es zehn Mal effektiver.
Ins fast schon Absurde übersteigert kann man das während der EM beobachten. Da wird es dann sogar schon zum demaskierenden Politikum in der linken Szene gemacht, wenn sich ein Linken-Politiker während der Europameisterschaft im Fußball der Herren ein Deutschland-Fähnchen ans Auto steckt – und zwar nicht in Jungle World, sondern in der Jungen Welt. Für alle Normalbegabten, die das nicht verstehen: Spaß am Fußball haben = mit der deutschen Mannschaft mitfiebern =deutscher Chauvinismus = Herrenmenschentum = Nationalsozialismus = Holocaust = gar kein Spaß. Da es den meisten Fußballfans schwer fällt, beim Spiel um den Sieg so zu tun als sei völlig egal, wer gewinnt, ist Fußball (und jeglicher Wettkampfsport) eigentlich nichts für aufrechte Linke, zumindest wenn es nach den Gesinnungs-Ayatollahs Nowak, Culina, Ditfurth und wie sie alle heißen geht. Aber das Absurde dieser überdehnten Assoziationskette fällt anscheinend nicht einmal mehr auf. Einem Antifa-Mitglied sticht die antisemitische Relevanz des Fähnchens früh ins Auge, mein Freund Hüssy vom Querfrontseiten-Blog gehört wie immer zu den Weiterverbreitern, der Chefredakteur der marxistischen Zeitschrift PROKLA findet das Fähnchen auch einen Tweet wert, und irgendwann findet es dann sogar seinen Weg in die Junge Welt, ironisch zwar, aber ironisch vernichtend. Fast bekomme ich das Bedürfnis, mich für Fußball zu interessieren und ein Fähnchen an mein Auto zu stecken. Aber leider fahre ich so selten Auto. Das lohnt sich nicht.