Es ist eine nicht ganz so schöne deutsche Tradition, im Namen des gesunden Volksempfindens den politischen Gegner zum Geisteskranken zu erklären. Dass ein Kolumnist des Spiegel davor nicht zurückschreckt, der sich darauf spezialisiert hat, durch Beleidigungen und plumpes Draufhauen auf die Linken Kontroverse hervorzurufen, wundert nicht. Aber
dass das in Deutschland schon wieder so hoffähig geworden ist, dass der Spiegel so etwas veröffentlicht, ist erschreckend. Rudolf Augstein würde sich im Grabe umdrehen.
Eine Kostprobe aus der Kolumne:
„Der erratische Auftritt der Syriza-Leute lässt sich nicht spieltheoretisch verstehen, sondern nur psychopathologisch. Wer genau hinhört, findet alle Elemente, die Fachleute dem „psychotischen Erleben“ zurechnen … Leider deutet alles darauf hin, dass Tsipras und seine Leute ihren Wahn nicht mehr unter Kontrolle haben. …Wer nur noch auf seine inneren Stimmen hört, die ihm sagen, dass er richtig liegt und alle anderen falsch, verliert notwendigerweise den Blick für die Folgen seines Handelns. … Es ist erstaunlich, dass die seltsamen Helden von Syriza noch immer Bewunderung auf sich ziehen, aber der sentimentale Blick auf den Wahn hat links der Mitte Tradition.“