Markus Barth, Athen. Am gestrigen Mittwoch hat Präsident Obama bei Angela Merkel angerufen. Das Weisse Haus gibt den wesenlichen Inhalt des Gesprächs bekannt. Es geht um die Ukraine und Griechenland. Was Griechenland betrifft heisst es: „They also reviewed recent
developments in Greece and efforts to reach a pragmatic agreement that builds upon recent reforms to return the country to growth within the euro area.“ (Hervorhebung M.B.) Schon Anfang Februar hatte sich Obama in einem ausfuehrlichen Interview auf CNN gegen die gescheiterte Austeritaetspolitik der EG und für eine neue Wachstumsstrategie ausgesprochen. Dass er diese neue Wachstumsstrategie innerhalb der Euro-Zone will ist für nahezu alle griechischen Medien ein Anlass diese Nachricht an prominenter Stelle zu präsentieren und zwar mit dem Tenor dass Obama zugunsten Griechenlands in die Debatte eingegriffen habe. Auch die Russen berichten in diesem Sinne.
Was melden die deutschen Medien? Online: FAZ, Sueddeutsche und Focus: Fehlanzeige. Die Zeit berichtet über den Anruf klammert Griechenland aber aus. Auch Spiegel Online sieht das Thema Griechenland als eher unwichtig an und erwähnt das Telefongespräch nur im Zusammenhang mit der Ukraine. Ungefiltert kommt die Agenturmeldung (AFP) dagegen beim Donaukurier und auch beim Handelsblatt (Reuters). Print: Eine Datenbankrecherche bei den großen überregionalen Zeitungen ergab für den 19. März zu Obama in Zusammenhang mit Griechenland Fehlanzeige.
Dass die US-Diplomatie sich seit Tagen intensiv um Griechenland kümmert ist in Deutschland nicht weiter bekannt geworden. Die durch ihr herzhaftes „fuck the EU“ bekannt gewordene fuer Europa zustaendige stellvertretende Aussenministerin Nuland war am Dienstag bei Tsipras und hat auch mit Aussenminister Kotzias und Verteidigungsminister Kammenos ausfuehrliche Gespraeche geführt. . Die entsprechende dpa-Meldung war den Leitmedien keine Nachricht wert wohl aber den zu Unrecht als Revolverblatt des Internets geschähten Deutschen Wirtschaftsnachrichten, die auch eine Analyse dazu anbieten. Die amerikanische Botschaft in Athen gibt bekannt um was es ging: „Assistant Secretary Nuland noted that the United States wants to see Greece emerge from its economic crisis stronger and more stable. She stressed that the United States wants to see prosperity and growth in Greece, and to see Greece “able to make a good deal with the institutions.” Im Gegensatz zu den Deutschen wissen die Amerikaner, dass die Fortsetzung der Troika-Politik weder Wohlstand noch Wachstum in Griechenland erzeugen kann und dass die NATO in der gegenwaertigen Spannungssituation keinen „failed state“ an ihrer Suedflanke gebrauchen kann.
Im Kontrast zu der Propaganda vieler deutscher Kommentatoren, die Griechenland als Quertreiber in der Nato und insbesondere Kammenos und Kotzias als Putin-Versteher sehen bedankt sich Nuland ausdrücklich für die sehr guten Diskussionen und betont, „that the United States is “very gratified that we’ve had solidarity between the EU and the U.S., and that Greece has played its role in helping to build consensus.”
Dass die auf den verschiedenen Kanälen übermittelten Botschaften der Amerikaner zwar nicht bei der deutschen Mainstream-Presse aber durchaus bei ihrem Adressaten angekommen sind zeigen die durchaus gemäßigten Aussagen von Merkel und Oppermann in der heutigen Bundestagsdebatte, die in einem recht deutlichen Gegensatz stand zur Hetze der letzten Tage von Schaeuble, Kauder und Soeder.